Familienurlaub in Ostfriesland: großer Spaß an Land, auf dem Wasser und im Weltall
Ist eine Reise nach Ostfriesland auch noch etwas für Kinder, die stundenlang im Sand zu buddeln schon ziemlich langweilig finden? Aber absolut! Die Region an der Nordsee hat neben Strand und Meer noch viel mehr Spannendes zu bieten. Wir haben zu Sechst ein verlängertes Wochenende in und um Aurich verbracht und für jeden von uns war etwas dabei: Space-Action, friesische Geschichte, Chillen im Beachclub, niedliche Seehunde und eine Bootstour.
Bummeln durchs bezaubernde Aurich
Es gibt ja Städte, da reihen sich Handy- an 1-Euro-Läden. Umso schöner ist es, wenn man auf eine wirklich charmante Innenstadt trifft – so wie Aurich. Hier gibt es ein buntes Angebot an vielen kleinen, interessanten Läden, wie – natürlich – Deko- und Teegeschäfte. Wir bummeln ein wenig, genießen das schöne Wetter und schauen uns die Schaufenster an. Auch der Marktplatz ist sehenswert, mit netten Cafés zum Draußensitzen und Leute beobachten. Etwa 15 Minuten fußläufig von der Innenstadt entfernt ist der Auricher Hafen. Statt großer Pötte liegen hier auf dem Ems-Jade-Kanal kleine (Haus-)boote, Fischkutter und die ein oder andere (bescheidene) Yacht. Kein Protz, sondern gechilltes Treiben auf dem Wasser. Wer mag, kann Hobbyskipper spielen und sich führerscheinfreie Elektro-Motorboote, Tretboote und Kanus mieten. Das wollten wir sehr gern! Aber leider hatte der Hafenmeister schon Feierabend – beim nächsten Mal müssen wir früher kommen. Direkt am Hafen liegt auch die Hafenkiste, ein schönes Familienrestaurant, was gar nicht so ranzig ist, wie der Name vielleicht vermuten lässt (oder war ich einfach nur in zu vielen Hamburger Kneipen unterwegs?). Ganz im Gegenteil, die Hafenkiste ist modern und die verglaste Front mit großer Terrasse lässt uns die abendlichen Sonnenstrahlen genießen. Hier gibt es ehrliche, satt machende Küche mit Burgern, Pizza und Salaten. Besonders lecker fanden wir die selbstgemachten Limonaden. Schön erfrischend!
„Völlig losgelöst, von der Erde …“
… schweben wir am nächsten Tag in das Space Magic in Aurichs Zentrum. In dem neu eröffneten Indoor-Erlebniszentrum fühlen wir uns gleich beim Eintritt wie in einem spacigen Weltall-Abenteuer: Der futuristische Park bietet galaktische Deko, coole Lichteffekte und jede Menge Stationen, die zu großem Spaß in den Sternen einladen.
Wir starten unser Weltraumabenteuer im Escape Room: In einer mysteriösen Welt bekommen wir keinen geringeren Auftrag, als in einer Stunde die Erde zu retten. Gemeinsam rätseln wir, suchen versteckte Hinweise, knacken und kombinieren mehr oder weniger clever durch verschiedene Räume hindurch. Stehen wir mal ein bisschen auf der Leitung, helfen uns persönliche Tipps auf einem Monitor auch mal weiter. Was ich super schön finde: Dass wir alle gemeinsam ein Ziel verfolgen. Uns absprechen und miteinander auf Augenhöhe rätseln. Ein toller Familienspaß. Übrigens kann man auch einen Escape-Room für jüngere Kinder oder ab 16 Jahren buchen.
Besonders beliebt bei unseren Kids: die große Kletterhalle, in der alle Kinder hoch, höher, am höchsten geklettert sind. Dank der unkomplizierten, aber effektiven Sicherung mit Beckengurt kann man sich schnell an den verschiedenen Wänden und Türmen einhaken und losklettern. Kleine Mutproben wachsen zu gewagten Sprüngen. Ein bisschen bin ich auch geklettert. Nur nicht ganz so hoch …
Direkt nebenan ist die ValoArena, ein Mixed-Reality-Raum, in dem wir zu sechst gleichzeitig spielen können. Dank der intelligenten Bewegungserfassung benötigt man keine Brille oder Controller – stattdessen steuern wir das Spiel allein durch Körperbewegung. Jasper sucht sich das Spiel „Photobomb“ für uns aus. Auf der großen Leinwand sehen wir Felder, die wir ausfüllen sollen. Nach einem „Klick“ sehen wir ein Foto auf dem riesigen Bildschirm – und uns als Karotten, auf einem Skilift oder als alte Porträts in einem Schloss. Das war bis dahin mein Lieblingsspiel, bis …
… wir zum Lasertag gehen. Wir bekommen alle Westen um und Laserpistolen in die Hand. In einem halbdunklen Raum mit vielen Versteckmöglichkeiten treten wir als Team gegen eine andere Familie an. Ich hatte das vorher noch nie gemacht, aber fand es richtig gut. Und anstrengend! Nach nur 10 Minuten bin ich verschwitzt wie nach 45 Minuten Joggen!
Wer bei der ganzen Action eine Pause braucht, kann sich im Sky High Diner, dem Restaurant, das aussieht wie aus einem Science-Fiction-Film, stärken. Die Fenster zeigen animierte Sternenlandschaften, als würde man gerade durch die Galaxie reisen, und kleine Roboter servieren z. B. Burger, Pommes, Pizza oder Donuts. Während wir auf das Essen warten, stecken wir nicht unsere Köpfe, sondern unsere Hände in eine Sandkiste. Die feinen Körner rieseln uns durch die Finger, und wenn man den Sand zu Hügeln aufschüttet, entstehen ganz magisch grüne Landschaften und Ozeane. Faszinierend!
Was Asterix, Ägypten und die Friesen gemeinsam haben
Nach so viel Indoor-Action und technischem Trubel haben wir ein großes Bedürfnis, uns wieder etwas zu erden, und besuchen das Denkmal Upstalsboom. „Och nööö, muss das sein …?“ ist natürlich die erste Antwort der Kinder. Als wir aber da waren, wurden alle in den Bann dieses Ortes gezogen. Schon der rund 500 m lange Spaziergang in der von Buchen gesäumten Allee war ein wunderbar erholsames Erlebnis für sich: hohe, alte Bäume, frische Luft und eine unglaublich friedliche Atmosphäre. Auf dem Weg befinden sich Infotafeln und wir erfahren, dass die Ostfriesen total coole Sturköppe waren! Über Jahrhunderte haben sie sich ihre Unabhängigkeit gegenüber Königen und Kirche verteidigt – ziemlich genau so wie das kleine, gallische Dorf in den Asterix-Heften! Am Ende des Weges, auf einem schönen Rundplatz im Wald, erwartet uns das eigentliche Denkmal, eine beeindruckende Steinpyramide. Sie war ursprünglich ein Grabhügel aus dem 8. Jahrhundert und wurde erst später zum Symbol der friesischen Freiheit. Hier fanden früher die mittelalterlichen Versammlungen der freien Friesen statt, die hier Recht sprachen, wichtige Entscheidungen für ganz Friesland trafen und ihre Unabhängigkeit feierten. Im Jahre 1833 wurde dann die Pyramide aus runden Steinen errichtet. Sie erinnert sehr an die Pyramiden Ägyptens und es wurde sogar mal eine Grabkammer mit den sterblichen Resten eines Mannes und zwei Frauen gefunden. Dazu viele Schätze, wie ein geheimnisvolles Schwert … Mysteriös, besonders und echt interessant (was die Kinder dann auch zugegeben haben).
Wasserspaß und Beachparty mitten im Land
Dirk, der Vermieter unserer Ferienwohnung, gibt uns einen tollen Tipp: Etwa 15 Minuten außerhalb Aurichs liegt das Freizeitgebiet mit Badesee Tannenhausen. Uns fällt direkt die Anlage „North Bound Aurich Beach & Wake“ auf: Hier kann man Wasserski fahren, Boote mieten und natürlich baden, schwimmen und plantschen. Jasper, Mila und Eva freuen sich riesig, doch noch zu ihrem Tretboot-Vergnügen zu kommen, und machen eine Tour auf dem See, während Björn, Emmy und ich entspannt am Strand chillen.
Zum Abendessen ziehen wir ein paar hundert Meter weiter in die Strandbar um. Eine echt coole Location mit Holzbänken sowie Liegestühlen unter Sonnenschirmen. Wir genießen barfuß im feinen Sand unseren Abend am „Ostfriesischen Strand“. Es läuft eine lässige Sommer-Playlist und ab und zu singt auch jemand live mit Gitarre Evergreens von den Rolling Stones und Simon and Garfunkel. Für Wasserski und Wakeboard war es leider zu spät – aber zum Plantschen ist der See jederzeit da. Die Kinder spülen sich den Sand noch mal unter den Duschen ab, bevor wir uns noch leckere Burger, Pizza, kühle Drinks bestellen und die chillige Atmosphäre genießen. Absolute Empfehlung von der ganzen Familie!
Besuch bei den Seehunden in Norden
Am nächsten Tag sind wir bei der Seehundstation Norddeich, ein absolutes Muss, wenn man mit Kindern in Ostfriesland unterwegs ist. Die Einrichtung kümmert sich liebevoll um verwaiste Seehundbabys – sogenannte Heuler – und päppelt sie so lange auf, bis sie wieder in die Nordsee entlassen werden können. Toll war, dass die entzückende Tierpflegerin Marie uns alles ganz genau erklärt und gezeigt hat. Sie arbeitet schon ein paar Jahre mit den Seehunden zusammen und hilft, sie aufzupäppeln. „Der schönste Moment ist dabei für uns natürlich immer, wenn wir unsere Tiere wieder in die Freiheit entlassen können“, berichtet sie. Vorher steht aber eine Menge Arbeit an, um die „Kleinen“ so zu versorgen, bis sie allein im Meer zurechtkommen.
Gründe, warum Mama und Baby Seehund getrennt werden, gibt es viele: Schiff- und Bootsverkehr zum Beispiel oder heftige Stürme. Leider aber auch oft Spaziergänger, die am Strand auf einen Heuler treffen und so nah rangehen (z.B. für ein Selfie) oder dem Seehund helfen wollen. „Das mögen die Mütter gar nicht und verschwinden dann bedauerlicherweise oft“, sagt Marie. „Auch wenn ich gut verstehen kann, dass man einem Heuler helfen möchte, darf man sie niemals anfassen. Das ist ähnlich wie bei Rehkitzen, die werden dann auch von ihrer Mutter nicht mehr angenommen.“ Besser ist es, die Seehundstation anzurufen. Es hat immer jemand Bereitschaft und verschafft sich vor Ort einen Überblick, ob dem Jungtier geholfen werden muss oder die Mutter doch wiederkommt. Außerdem sind Seehunde echte, wilde Raubtiere! Auch wenn sie so süße Knopfaugen haben. Die Kegelrobbe (von denen auch ein paar hier sind) ist sogar Deutschlands größtes Raubtier. Die Tiere haben scharfe Zähne, mit denen sie auch schon mal durch die Gummistiefel der Pfleger durchbeißen. Bei der täglichen Fütterung dürfen Besucher zusehen, wie die etwas älteren Tiere ihre Fische aus dem Wasser schnappen, während die Pflegerin uns ganz viel Spannendes über die Seehunde und die Arbeit in der Auffangstation erklärt.
Sorgenfrei-Tipp: Sucht euch einen Platz auf den Treppen vor der großen Scheibe. Da seht ihr am besten, wie die Fische im Wasser landen und von den Kegelrobben (und manchmal auch Möwen) geschnappt werden.
Unsere Urlaubszeit ist Hochsaison für die Heuler
Für die gesamte Ausstellung kann man sich schon zwei bis drei Stunden Zeit nehmen, vor allem, wenn die Kinder groß genug sind, um sich die Infotafeln durchzulesen, die interaktiven Spiele („Zähle vom Flugzeug aus die Seehunde!“) zu machen und sich kurze Filme anzusehen. Ende Mai waren nur wenige Seehunde da, aber Anfang Juni bis Mitte Juli kommen die meisten Seehunde zur Welt, sodass im Sommer bis zu 180 Seehunde- und Kegelbobben-Babys hier erwartet werden. Zur Station gehören neben den Becken, Ausstellung und Futterküche auch ganz viel Technik, um den Tieren original Nordseewasser zu bieten. Einen Medizinraum gibt es auch. „ Falls mal ein Tiere stirbt, kann die Tierärztin es hier direkt untersuchen. Das verrät uns viel über das Leben der Seehunde, zum Beispiel ob sie krank waren, Würmer hatten oder Plastik gefressen wurde“, erklärt Marie. Die Tiere werden vor der Auswilderung noch gechipt, einige sogar mit einem Peilsender versehen, der bis zum nächsten Fellwechsel auf dem Seehund kleben bleibt. So wird wertvolles Wissen gesammelt, wo die Tiere sich aufhalten und wie alt sie werden. „Durch diese Maßnahmen konnte schon oft bewiesen werden, dass von uns aufgepäppelte Seehunde später eine echte Chance haben“, freut sich Marie. „Das zeigt ganz deutlich, dass unsere Arbeit hier nicht umsonst ist.“
In Sachen Transparenz: Diese Reise wurde vom Reiseland Niedersachen im Rahmen einer Pressereise unterstützt. Herzlichen Dank für die Einladung, die liebevolle Organisation und die vielen besonderen Begegnungen unterwegs. Wir berichten nur über Hotels und Destinationen, die wir selbst getestet haben und die wir auch Freunden empfehlen würden.