Kooperation
Mission Olivenöl: Das Gute und der Genuss …
Leckeres Olivenöl aus Spanien? Und alles nachhaltig? Johanna Zoern ist Co-Founder des Start-ups „hinterland“. Sie hat ein neues Konzept entwickelt, wie wir zu unserem eigenen Olivenbauern werden können. Durch hinterland besitzt Ihr Euren eigenen Olivenbaum in Spanien und erhaltet leckeres natives Bio-Olivenöl extra mit Eurem Namen auf der Flasche. Über die hinterland Idee, Olivenhaine und die Olivenernte haben wir uns mit der Gründerin unterhalten …
Johanna, wie entstand Eure Idee zu hinterland? Wer steckt dahinter?
Die Idee zu hinterland entstand nach einem leckeren spanischen Abendessen in einer kleinen, gut besuchten, verwinkelten Bar in Villena: Die Bar – in der alles begann!
2018 besuchte ich einen Familienfreund (meinen heutigen Co-Founder) in dem kleinen Ort Villena in der Provinz Alicante in Spanien. Nach sehr leckeren spanischen Tapas sind wir in eine Bar gegangen, die wir heute liebevoll nur noch „Die Bar – in der alles begann“ nennen. Nach zwei leckeren Gin-Tonics kam die Idee von hinterland auf und auch, wenn sie sich seitdem stetig weiterentwickelt hat, eins ist gleichgeblieben: Wir setzen uns ein für die gute Sache. Und noch etwas ist auffällig: Wenn du genau hinschaust, erinnert unsere hinterland Flasche sehr an eine Gin-Flasche. Woher das wohl kommen mag…
Warum habt Ihr Euch den Ort Villena als Standort im Hinterland der Costa Bianca ausgesucht?
In der kleinen Stadt Villena wird seit Jahrhunderten bestes Olivenöl in traditioneller Handarbeit hergestellt. Und das nicht ohne Grund, denn Villena bietet beste Bedingungen für den Olivenanbau. Es liegt 505 Meter über dem Meeresspiegel, wodurch die Oliven näher an der Sonne sind als an der Küste und weist zudem einen starken Temperaturwechsel von Tag zu Nacht auf. Das lieben die Oliven und neben den vielen Sonnenstunden trägt dies zur Geschmacksintensität und -ausbildung bei.
Villena steht außerdem symbolisch für das hinterland. Ihr könnt es euch als kleines, idyllisches Dorf vorstellen. Hier ist es noch ein wenig so wie früher. Die Menschen plaudern gemütlich auf den Straßen, sind sehr verbunden zur Natur, kennen harte Arbeit, wissen aber auch, das Leben zu genießen und zu schätzen.
Fair und ökologisch ist Euch von hinterland wichtig. Was bedeutet das genau von der Produktion bis zur Lieferung?
Die Industrialisierung und die niedrigen Preise machen es den traditionellen Olivenbauern zunehmend schwer, das grüne Gold existenzsichernd zu verkaufen. Sie werden von den großen Konzernen unter Druck gesetzt und müssen ihre traditionellen Arbeitsweisen aufgeben oder ihre Haine ganz verkaufen. Und genau hier kommen wir ins Spiel: Wir möchten diesen Bauern wieder eine ehrliche Chance geben durch neue Perspektiven und faire Produktion.
Wir fördern die kleinbäuerlichen Strukturen und die familienbetriebenen Unternehmen vor Ort in Villena. So kooperieren wir mit den Kleinbauern und die Oliven werden in der kleinen Ölmühle im Ortskern gepresst. Darüber hinaus rekultivieren wir verlassene, brachliegende Flächen, pflanzen dort neue Olivenbäume und fördern die Bio-Diversität.
Wie funktioniert das mit dem „Baum aussuchen“?
Das ist ganz einfach! Jeder Baum trägt bei uns eine eigene Nummer, wird fotografiert und wir haben die GPS Daten eines jeden Baumes gespeichert. (Eine wahrlich mühsame Aufgabe, die ich erledigen durfte). Der Besucher auf unserer Website kann sich die Landkarten der einzelnen Haine samt den Fotos der Bäume anschauen und sich seinen Lieblingsbaum aussuchen.
Dem Baum kann dann übrigens ein Name vergeben werden und wir schießen ein Foto des Namensschildes am Baum.
Kann man bei Euch auch vorbeikommen oder auch mal mithelfen?
Wir freuen uns riesig über Besucher! Einmal im Jahr feiern wir sogar ein Erntefest, bei dem alle Baumbesitzer herzlich eingeladen sind zu kommen, die Ärmel hochzukrempeln und mitanzupacken. Das ist jedes Mal ein Heidenspaß für Klein und Groß und eine tolle Zusammenkunft von Spanien und Deutschland. Wir wollen Menschen, egal in welcher Groß- oder Kleinstadt sie wohnen, zu ihrem eigenen Bio-Bauern machen. Sie sind Teil einer Community, die naturverbunden ist und mit viel Leidenschaft und Wertschätzung auf die Natur und deren Früchte schaut. Viele Baumbesitzer sind während des Erntefests das erste Mal auf einem Olivenhain. Das ist immer total spannend zu beobachten. Es wird viel gelacht, in der warmen Sonne gearbeitet, geschwitzt und gegessen. Die harte Arbeit wird belohnt mit einer köstlichen Paella, die direkt auf dem Hain genossen und von spanischer Live-Musik begleitet wird.
Selbstverständlich nutzen wir die Chance den Olivenbauern die Ölmühle zu zeigen, den Prozess zu erklären und ein kleines Tasting durchzuführen. Sie lernen die Kleinbauern und den Ortskern kennen und können umgeben von der Natur zur Ruhe kommen.
Wo kann ich das Olivenöl im Geschäft kaufen oder auch probieren?
Ein Geschäft haben wir leider nicht, vielleicht kommt das irgendwann noch, aber in naher Zukunft ist es nicht geplant. Doch selbstverständlich haben wir über den Fall „Probieren“ nachgedacht und dafür extra unser „Beginner-Angebot“ erstellt. Dieses ist bereits für unter 25 Euro zu erhalten und besteht aus dem Besitz eines Olivensetzlings, der neu gepflanzt ist und einer Flasche nativem Bio-Olivenöl extra virgin. Somit kann jeder sich zunächst vom Geschmack und der Aufmachung selbst überzeugen. Übrigens: Verpflichten tut man sich bei uns zu nichts. Jedes Jahr fragen wir die Baumbesitzer, ob sie ihren Baum behalten wollen und neues Bio-Olivenöl in ihre Küche geschickt haben wollen.
Was steht hinter Eurem Motto „Das Gute und der Genuss?
Wir wollen den Konsumenten und Produzenten wieder näher zusammenbringen und so die Wertschätzung von Lebensmitteln und den persönlichen Bezug wiederherstellen. Das Gute vereint für uns sehr viele unterschiedliche Aspekte: Zum einen ist es das Öl selber mit seiner Premium Qualität und die gesundheitsfördernden Wirkungen des Öls für den menschlichen Körper. So hilft das Olivenöl, nicht nur unsere Zellen geschmeidig zu halten, sondern wirkt sich positiv auf das Immunsystem aus, ist entzündungshemmend und hilft Herz-Kreislauf Erkrankungen vorzubeugen.
Neben der heilenden Wirkung auf den eigenen Körper sind mit dem Guten bei hinterland gemeint, die liebevolle Herstellung und der achtsame Umgang mit den Kleinbauern, der Erhalt eines traditionellen Handwerks, sowie die ökologische und fair bezahlte Landwirtschaft, durch die den Kleinbauern wieder eine ehrliche Chance gegeben wird. Nicht zu vergessen, sind das Rekultivieren von aufgegebenen Hainen und das Pflanzen von neuen Bäumen.
Damit fließen wir gegen den industriellen Strom und kämpfen gegen Ausbeutung von Menschen und Natur.
Ebenso wichtig wie das Gute ist natürlich der Genuss, obwohl die beiden Themen wohl bei den meisten von uns miteinander hergehen. Mit gutem Gewissen genießt es sich einfach noch einmal anders!
Wir wollen unseren Kunden ein einzigartiges Produkt in Premium Qualität bieten. Es macht eben einen Unterschied, ob jede einzelne Olive in Handarbeit gepflückt oder industriell geerntet wird. Und weil das Auge bekanntlich mitisst, wird viel Zeit, Kraft und Detailliebe in das Design gesteckt. Das spüren unsere Kunden und so kommen das Gute und der Genuss unter einen Hut.
Noch eine persönliche Frage: Lebst und arbeitest Du auch vor Ort in Spanien oder wer kümmert sich um die Olivenplantage?
Um alles Operative vor Ort kümmert sich Michi (Co-Founder) und um die Haine kümmern sich die Kleinbauern. Die Pflege von Olivenbäumen ist gar nicht so einfach! So musste ich lernen, dass es etwas wie einen Olivenbaum-Friseur gibt. Auch der Erntezeitpunkt ist eine Wissenschaft für sich: Der perfekte Erntezeitpunkt ist, wenn sich die Früchte vom Grünen ins Violette verfärben. Das ist im November/Dezember der Fall. Massenproduzenten warten oftmals bis März mit der Ernte, da sich die Oliven dann mit Wasser vollgesogen haben, schwer sind und dadurch leichter mit den Maschinen abtrennen lassen. Ihr seht: Es ist also stetig etwas zu tun.
Alle zwei Monate bin ich selber im hinterland und trotz der vielen Arbeit, kommt man gut zur Ruhe und kann Energie tanken. Das passiert bei mir eigentlich schon am ersten Abend, an dem wir alle zusammen (die ganze hinterland Familie und alle die sonst noch Lust haben) ein Picknick auf den Olivenhainen machen.
Vor 1,5 Jahren habe ich für hinterland meinen gut bezahlten, entspannten Bürojob in einem großen Konzern in der Industrie kurzer Hand an den Nagel gehängt. Das war eine große und doch sehr schnelle, eindeutige Entscheidung für mich, von der mir viele meiner Freunde und Bekannten abgeraten haben. Ich bin denen nicht böse, denn tatsächlich wäre mein Leben jetzt sicher entspannter und ich hätte mehr Sicherheiten. Aber ich hätte auch nicht diese Leidenschaft entwickeln können und wäre in meiner Arbeit nicht so aufgegangen wie heute. Ich bin sehr froh ein Teil von diesem Projekt zu sein und für die gute Sache zu arbeiten!


