Ski-Genuss statt Ski-Zirkus!
Das Ultental oberhalb von Meran ist ein Geheimtipp. Auf der Schwemmalm gibt es Skifahren ohne Gedränge und beim Einkehren Südtiroler Köstlichkeiten. Die ideale Destination für einen entspannten Skiurlaub mit der Familie, findet unsere Autorin Antoinette …
Erwähnt man im Bekanntenkreis das Ultental, gibt es zwei Reaktionen: Entweder das Gegenüber hat diesen Namen noch nie gehört und keine Ahnung, wo dieser Ort liegt. Oder aber die Antwort ist: „Klar, das kenne und liebe ich – ist ein echter Geheimtipp!“ Für beide Varianten gibt es eine Erklärung: Den meisten ist Meran ein Begriff, die Bergregion nahe der traditionsreichen Kurstadt jedoch nicht. Dabei ist die Kombination aus mediterran und hochalpin innerhalb weniger Kilometer ein reizvolles Kontrastprogramm: Rund um Lana erstreckt sich das größte Obstanbaugebiet Südtirols, wo in geschützter Lage sogar Palmen gedeihen. Schraubt man sich auf einer Serpentinenstraße am Hang nach oben, hören Apfelplantagen und Weingärten schnell auf. Statt dessen beginnen bei Sankt Pankraz steile Wiesen und Wälder, hinter denen felsige Gipfel hervor spitzen. Knapp 3.000 Einwohner verteilen sich auf die fünf Dörfer des Ultentals, zwischen denen sich seit Mitte der 1960er Jahre ein Stausee erstreckt. Auf der 25 Kilometer langen Strecke bis nach St. Gertraud säumen außerdem altersdunkle Höfe die schmale Straße, weil Landwirtschaft lange die Haupt-Einnahmequelle war. Mittlerweile wird der Tourismus zwar wichtiger, hält sich aber in angenehmen Grenzen: 1.200 Gästebetten verteilen sich auf eine Handvoll größerer Hotels, Gasthöfe, Pensionen, Ferienwohnungen oder Anlaufstellen für Urlaub am Bauernhof. Im Sommer und Herbst wohnen hier vor allem Wanderfans, die sich über variantenreiche Wege vom leichten Spaziergang zu den jahrhundertealten „Urlärchen“ bis zur anspruchsvollen Klettertour auf Dreitausender freuen. Insgesamt 620 Kilometer lang führt ihr Netz durch eine ursprüngliche Landschaft, die vielerorts wie die Kulisse aus einem Heidi-Film wirkt.
Im Winter ist die Schwemmalm Hauptattraktion für Ultental-Urlauber: Nicht umsonst wirbt das überschaubare Gebiet mit dem Slogan „Ski-Genuss statt Ski-Zirkus“: Von Kuppelwies aus erschließen eine Gondelbahn sowie vier Sessellifte, ein Schlepplift und ein Förderband weiter oben Pisten mit einer Gesamtlänge von 25 Kilometern; ein Großteil davon ist oberhalb der Baumgrenze gelegen und so breit, dass sich keiner in die Quere kommt. Theoretisch könnten über 5.000 Passagiere pro Stunde befördert werden. Praktisch wird diese Maximal-Kapazität selbst in der Hochsaison nie erreicht. Stellenweise schwingen wir deshalb während unseres Aufenthalts ganz allein talwärts und können ohne Warteschlangen zur nächsten Runde starten. Neben den Pisten geben unpräparierte Hänge Gelegenheit, im Tiefschnee unsere Spuren zu hinterlassen. Durch ihn stapfen auch Skitourengeher schwitzend und in stetem Rhythmus bergan. Bis zur Mittagspause summieren sich so die absolvierten Pistenkilometer. Entsprechend groß ist der Appetit auf Südtiroler Spezialitäten, die es in mehreren netten Hütten gibt. Auf der Sonnenterrasse der Äußeren Schwemmalm bestellen wir dreierlei Knödel mit zerlassener Butter und Parmesan, im gemütlichen Lokal Larchegg Pasta mit Rehragout, nebenan im Restaurant Breiteben Kürbissuppe und ofenwarmen Apfelstrudel. Kulinarik unter dem Motto „Echte Qualität am Berg“ ist hier ein wichtiges Einkehrkriterium, statt Après-Ski-Gaudi und Animation sitzt man gemütlich zusammen.
Vor 40 Jahren liefen auf der Schwemmalm die ersten, einfachen Lifte. Seither wurden die Anlagen im Fünfjahres-Rhythmus ausgebaut. Letzte Modernisierung war vor 2007/2008 die Eröffnung der Umlaufbahn, die an einer schick designten Talstation inklusive Tourist-Info, Bar und Shop für einheimische Produkte von Kräutertees über Speck und Käse bis hin zu Honig und Marmeladen liegt. In der Wintersaison von Mitte Dezember bis Anfang April beschäftigt die Schwemmalm fast 100 Menschen und ist damit ein wichtiger Arbeitgeber im Ultental. Als zweiter entpuppen sich die Besitzer unserer Unterkunft: Mit 60 Mitarbeitern produziert die Biobäckerei Ultner Brot rund 70 verschiedene Sorten Brot und Gebäck, die im In- und Ausland verkauft werden. Am Hang hoch über St. Walburg hat Familie Schwienbacher in ein Haus mit vier Appartments investiert. Bäder und Küchen sind ebenso modern wie hochwertig ausgestattet. Unter den Möbeln sind ein Esstisch, ein Bauernschrank und eine Truhe mit viel Patina; Wände und Decken wurden zum Teil mit Vertäfelungen aus der Dorfschule verkleidet. Am meisten begeistert uns der Blick durch die Fenster und vom Balkon: tief unten das Ultental, darüber zu beiden Seiten gezackte Gipfelketten, hinter ihnen der wolkenlose Himmel – herrlich!
Wir bedanken uns beim Ski- und Wandergebiet Schwemmalm Ultner Ski- und Sessellift GmbH für die freundliche Unterstützung unseres Aufenthalts (Werbung, da Pressereise). In Sachen Transparenz: Wir stellen nur Unterkünfte und Destinationen vor, die wir selbst getestet haben und die für Familien geeignet sind.