10 Gründe für Kreuzfahrten mit Kindern – und einer dagegen.
Die Ferien auf hoher See verbringen ist immer beliebter bei Familien. Aber lohnt es sich wirklich, mit Kind und Kegel an Bord einzuchecken? Unser Autor Thomas Weiß und seine Familie macht den Reality-Check und reisten 12 Tage lang durch das westliche Mittelmeer. Dabei überprüfen die Hochsee-Experten Minna (2) und Jesse (6) fast das komplette Angebot – von Bällebad bis zum Kindermenü.
Bei seiner ersten Kreuzfahrt 2012 war unser Sohn Jesse sechs Monate alt – das Mindestalter für solche Reisen, festgelegt von den Reedereien. Wir waren irre vorsichtig, hatten damals Dutzende von Fläschchen mit Babynahrung eingepackt, viel zu viele Windeln, Flaschenwärmer und alles an Medikamenten, was man sich vorstellen kann.
Nur wenig davon haben wir wirklich gebraucht. Die Bordküche bereitete täglich frischen Kartoffel-Karottenbrei für Jesse vor, Babyausstattung satt gab es auf dem Schiff und einen eigenen Arzt, wahrscheinlich besser ausgestattet als jeder deutsche Kinderarzt.
Auf der Reise von Athen aus nach Israel, die Türkei und Kroatien verschlief Jesse die Klagemauer genauso wie die spektakuläre Altstadt von Dubrovnik. Wir aber konnten viel erleben und sehen – und trotzdem kam die Zeit für unser Kind nicht zu kurz.
Seitdem gehört eine Kreuzfahrt einmal im Jahr dazu, 2018 war es bereits die siebte. Bei unserer Reise durchs westliche Mittelmeer war Jesse jetzt schon sechs Jahre alt, frisch eingeschult. Das äußerte sich etwa in den höheren Flugkosten zur Ferienzeit. Seine Schwester Minna war auch dabei mit ihren zwei Jahren Lebenserfahrung.
Der Trip führte unser Schiff, die AIDAstella, vom Starthafen Palma de Mallorca nach Korsika, Rom, Neapel, Sizilien, Malta, Sardinien und Ibiza. Hier am Beispiel der Reise die Hauptgründe, wieso Kreuzfahrten für Kids gut geeignet sind.
1. Der Kids Club
„Your home away from home,“ werben einige Hotels für sich. Das gilt in jedem Fall auch für den Kids Club an Bord vieler Schiffe. Bei der AIDAstella gleicht der Kinderbereich einer modernen deutschen Kita. Ausgebildete Pädagogen, feste Betreuungszeiten, abwechslungsreiches Programm: Hier sind die Kinder Kapitän. Bei unserer Fahrt ist er täglich von 10 bis 13 Uhr und von 16 bis 20 Uhr in der Betreuung, inklusive des gemeinsamen Mittags- und Abendessens mit den anderen Kindern und Betreuern. Schön ist die Flexibilität: Täglich können wir entscheiden, wie lang er dort ist – und so die Betreuung an unsere Ausflüge anpassen.
Seit er vier ist – vorher war er skeptisch – liebt es Jesse, so viel Zeit wie möglich im Kids Club zu verbringen. Gleich am ersten Tag erzählten die Kinderbetreuer im großen Theatrium des Schiffes allen Interessierten, was sie mit uns so vorhaben auf unserer Reise. Dann musste Mama noch ein paar Dokumente ausfüllen und Jesse durfte gleich mit zum hinteren Bereich auf Deck 5 – dort liegt der Kids Club bei den AIDA-Schiffen der Sphinx-Klasse (Das sind die Schiffe mit auffällig verglasten Theatrium in der Mitte.)
Je nach Reederei und Schiff beginnt die Betreuung auch mal schon im Babyalter, mal mit drei Jahren. Natürlich gibt es auch ein Programm für Teenager – die sich erfahrungsgemäß schnell auch außerhalb des Clubs treffen und das Schiff unsicher machen.
Einer von uns war oft mit Minna im Bällebad und dem hölzernen Piratenschiff des Kids Clubs. Der andere konnte entspannen, während Jesse im Kids Club bastelte, Theater übte, Spiele spielte, an der Bord-Rallye über das ganze Schiff teilnahm oder Fragen stellte, wenn der Kapitän oder die bordeigene Tanztruppe zu Besuch war.
2. Das gemeinsame Mittag- und Abendessen
Wer kennt nicht die tägliche Schlacht beim Mittag- oder Abendessen, wenn entweder ein aufwendig zubereitet Essen nur unter Protest genossen wird oder sogar vieles auf dem Boden landet. Von all dem können sich Eltern perfekt auf einer Kreuzfahrt erholen.
Beim Essen mit dem Kids Club stand schon in einem extra Raum für jeden Kleinen ein Teller bereit. Wenn wir zusammen mit der Familie essen gingen, konnten wir zwischen den drei Buffet-Restaurants wählen – und dort alle Essen frei wählen. Im Bella Donna Restaurant stand ein eigenes abgesenktes Kinderbuffet bereit – mit Klassikern wie Fischstäbchen und Kartoffelbrei.
Gerade Minna gestaltet ihr Essen noch sehr experimentell, mit ständigem Umfüllen der Nudeln in Gläsern und Schalen. Hier konnten wir sie frei lernen lassen, die fleißigen Helfer aus der Küche waren so nett und räumten gut auf. Einige Kellner bastelten ihr auch aus Servietten Schwäne und Hasen. Wir fühlten uns – trotz der täglichen Schlacht – sehr willkommen. Auch wenn die echte Pizza in Neapal vor Vesuv-Kulisse natürlich unschlagbar ist, siehe Foto.
3. Die Pools an Bord
Schön an dem Kinderbereich der AIDAstella: Das abgeschlossene Areal verfügt über einen eigenen Kinderpool mit Rutsche auf dem offenen Hinterdeck. Hier haben wir oft entspannt mit Minna gespielt. Das Wasser ist so niedrig, dass sie nicht unterging, wenn sie krabbelte und es gibt auch ein paar Spielgeräte und Bänke. Eltern können hier relaxen und ihre Kids gut im Blick haben.
Jesse ist dem Kinderpool schon entwachsen, auch wenn er immer noch gerne darin tobt. Er schloss schnell Freundschaften in den großen Pools oben auf dem Sonnendeck. Diese sind in den Ferienzeiten ziemlich fest in der Hand von Kindern und haben verschiedene Temperaturen. Auf größeren Schiffen gibt es auch riesige Wasserrutschen, doch für unsere Kinder passte die AIDAstella durch ihre Übersichtlichkeit gerade perfekt.
4. Das Schiff
Drei Decks werden in der Mitte des Schiffs durch das Theatrium durchbrochen. Hier finden die Shows und Vorträge statt. Wir haben auf den Sitzen und Sofas viel Zeit verbracht. Minna verteilte gerne die Kissen neu und wir konnten dabei den Einführungsvorträgen einer wirklich sehr kompetenten Kunsthistorikerin für Korsika, Rom, Sardinien und Co. lauschen. Jesse hat dort abends auch mal eine Show gesehen und war begeistert von den Artisten.
5. Das Eis
Während der Öffnungszeiten der Buffetrestaurants ist natürlich das Highlight für die Kinder die Eisbar. Eltern müssen hier etwas regulieren, trotzdem war es schön, das Angebot im Pauschalangebot mit dabei zu haben. Die zusätzliche „Eisbar by Langnese Happiness Station“, die gegen Aufpreis Spezialeis anbietet, mussten wir so nicht nutzen. Aber bei fünf Stopps in Italien (Rom, Neapel, Catania, Palermo, Sardinien) gingen wir sowieso lieber an Land und genossen die Gelaterias.
6. Pizzas in Neapel
Überhaupt, die Ausflüge: Die Tour durch das westliche Mittelmeer bietet viele tolle Städte, die man direkt vom Schiff aus erleben kann. So mussten wir nur manchmal den Buggy zusammenklappen und einen Bus nehmen. Oft spazierten wir sogar direkt vom Schiff aus ins Zentrum von Neapel und Palermo und Minna konnte ihren Mittagsschlaf im Buggy verbringen, während wir die Highlights der Städte erlebten. Für Jesse war auch immer etwas dabei, sei es die Pizza Margherita in Neapel, wo sie erfunden wurde. Oder der schöne Strand von Poetto auf Sardinien, wo er die vielleicht bisher beste Sandburg seines Lebens baute.
7. Rituale und feste Basis
Auf allen Kreuzfahrten bisher konnten wir erleben, wie unsere Kinder sich ihre Sicherheit und Vertrautheit aus der gleichen Umgebung zogen. Minna wusste schnell genau, wo ihre Kabine war und wie das tägliche Ritual aus Frühstück, Ausflug und Bällebad ablief. Auf den Ausflügen kam so schnell der Ruf „Will ,ida!“ aus dem Buggy. Jesse wollte bald jede freie Minute im Kids Club verbringen.
8. Zusatzangebote
Auf unserer speziellen Reise gab es ein grandioses Angebot für Kinder und Teenager: den „Fußball-Freestyle-Workshop“. Auf dem Sportdeck kümmerten sich drei extra eingeflogene Sport-Pädagogen und ein erfahrener Freestyle-Kicker um die Kinder. Viermal gab es jeweils eine Stunde Training. Jesse lernte den Hackentrick und war bei den vielen Ballspielen mit Feuereifer dabei. Am Ende führten die Kids ihre Tricks vor Publikum im Theatrium als Show auf.
An einem Abend trafen sich die Kinder des Kids Clubs um 20 Uhr im Wellness-Bereich zum „Zauberwald“ zum Planschen im Whirlpool und Märchen vorlesen.
9. Geburtstag an Bord
Bei unserer AIDA-Fahrt durch Asien im letzten Jahr hatte Jesse Geburtstag an Bord. Das war natürlich ein besonderes Erlebnis. Die Kellner sangen ein Ständchen, viele Besucher und Kinder gratulierten ihm den ganzen Tag über und eine Geburtstagstorte gab es natürlich auch. Sowieso war es toll, wie offen und freundlich das Personal bei speziellen Anlässen – und auch bei Problemen – war. Vergessene Lätzchen wurden hinterhergetragen, kleine Spiele gespielt, Figuren aus Früchten geschnitzt und aus Handtüchern gefaltet.
10. Die Show
Nach mehreren Proben im Kids Club war es am zweiten und letzten Seetag der Reise soweit: Die Kinder führten ihre eigene Show auf, „Boom!“ genannt. Dies Shows wechseln alle zwei Jahre. Bei „Boom!“ sind alle Kids auf der Bühne und erzählen die Geschichte eines Geigers, der in der Stadt einen Ort zum Üben sucht. Dabei lernen sie viel über Rhythmus, was hilft, die Aufnahmefähigkeit von Kindern zu verbessern. Das Stück wurde sehr professionell mit Stage-Technik aufgeführt, abends, wie eine richtige Show. Es war ein toller Erfolg und Jesse danach irre stolz auf seinen Auftritt als Polizist.
Aber was gibt es zu meckern über eine Kreuzfahrt?
Nicht gefallen haben uns die Sicherheitsübung um 21.30 Uhr am ersten Tag. Halb eingeschlafene Kinder in Rettungswesten zur Musterstation zu schleppen ist nicht optimal. Trotzdem ist die Übung natürlich notwendig. Und Jesse erschreckt sich jetzt auch nicht mehr vor dem lauten Alarmsignal. Auch seine Angst vor den gurgelnden Vakuumtoiletten ist gewichen.
Einen Nachteil bei Kreuzfahrten jedoch gibt es: Je älter die Kinder werden, desto mehr lieben sie Kreuzfahrtschiffe – und wollen gar nicht mehr an Land! Sie vermissen ihre neuen Freunde und die tollen Abenteuer im Kids Club. Kann schon sein, dass schon vor dem ersten Kathedralen- oder Museumsbesuch, meist eigentlich gleich nach dem Ausschiffen, des öfteren zu hören ist „Wann gehen wir wieder aufs Schiff?“
Wir danken AIDA für die Unterstützung der Reise. Mehr Infos zu Familienkreuzfahrten auf www.aida.de (Werbung, da Pressereise). In Sachen Transparenz: Wir berichten nur über Reisen, Destinationen und Hotels, die wir selbst getestet haben und die für Familien geeignet sind. Dabei werden wir von Hotels, Tourismusverbänden und Agenturen unterstützt.
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