Weinanbau in Balance mit der Natur!
Johanna Zoern, die Co-Founderin von hinter-land.com, die wunderbares, nachhaltiges Olivenöl in Spanien anbaut, hat Ihr Portfolio jetzt noch um neue Produkte erweitert. Eines davon ist biologisch angebauter Wein. Dazu hat sie ein sehr intessantes Interview mit Winzer Andrés geführt, der uns erklärt auf was es beim Weinbau ankommt und wie sein Wein genau produziert wird.
1. Ihr seid eine junge Familie und betreibt ein Familienbusiness in diesem wunderschönen, alten biodynamischen Weinbergen. Wie ist das entstanden? Was ist die Geschichte dahinter?
Es ist eine Geschichte der Leidenschaft. Wir sind bereits die 4. Generation in der Familie, die Trauben anbauen, aber die 1. Generation, die Wein produziert. Ich habe in unterschiedlichen Gebieten in Spanien und Bordeaux mit verschiedenen Winzern gearbeitet und viel Erfahrungen sammeln können. 2007 habe ich mit meiner Frau Marta zusammen einen der angesehensten Winzer für biodynamische Weine und Naturwein kennengelernt. Wir haben uns sofort, in diese Art Wein herzustellen, verliebt.
Im biodynamischen Anbau geht es vor allem um den Respekt zur Natur und die Balance zwischen der Natur und der Produktion, da haben wir uns wiedergefunden. Diese heute leider selten gewordene Denkweise zu implementieren, war gar nicht so leicht. Tatsächlich haben wir unsere Mitarbeiter umschulen müssen, damit sie unsere Philosophie verstehen und praktizieren können. Heute sehen sie die Erfolge auf den Feldern und sind sehr stolz.
2. Was ist biodynamisch eigentlich ganz genau? Was wird anders gemacht als bei dem sonstigen Weinanbau?
Biodynamisch ist sehr komplex und durchaus kompliziert zu erklären. Aber auf den Punkt gebracht ist es eine umweltschonende Methode, die die Natur akzeptiert, zelebriert und die richtige Balance finden möchte zwischen den sogenannten vier Königreichen: Mineralien, Gemüse/Pflanzen, Tier und Mensch à die richtige Balance zwischen diesen Bereichen ist das, was wir erreichen wollen. Eigentlich machen wir es so wie ganz früher, vor der grünen Revolution und der Industrialisierung in den 1950/1960ern. Wir arbeiten mit der Natur und allem was dazugehört und nicht gegen sie.
3. Ist biodynamisch dann mehr als bio und demeter?
Bio und Demeter sind zwei Zertifikate – mit beiden sind wir zertifiziert. Aber der biodynamischer Anbau ist mehr als ein Zertifikat, es ist ein Lifestyle. Wir nutzen und fördern das, was von dem gesamten System gebraucht wird. So pflanzen wir um die Weinreben herum Gräser und Pflanzen, damit ein grüner Teppich entsteht, der die Biodiversität fördert und dem Boden und den Pflanzen Kraft und Power gibt. Es ist eine Art 5G Netz im Boden. Dieses kommt uns wiederum zugute bei der Gesundheit der Weinreben und der Qualität des Weines selber. Ein gesunder, belebter Boden hilft gegen die großen Trockenperioden, starke Regenfälle und auch gegen Schädlinge.
4. Ich kann mich noch genau erinnern, als wir uns das erste Mal getroffen haben. Du hast uns das ganze Weingut gezeigt und ausführlich eure Methode erklärt. Ich war total fasziniert. Nach zwei Stunden wollten wir unbedingt den Erfolg deiner Arbeit – deinen biodynamischen Rotwein – probieren. Aber damals stand der Mond falsch bzw. in so einer Position, dass es kein „guter“ Tag zum Abfüllen einer Flasche war. Kannst du uns das bitte ein wenig genauer erklären? Was hat es auf sich mit dem Mond?
Na klar! Um mit der Natur und in ganzen Kreisläufen zu arbeiten, folgen wir dem Mondkalender in der biodynamischen Philosophie. Zusammen mit der allgemeinen Konstellation der Planeten bestimmt er unsere täglichen Aktivitäten. Je nachdem ob der Mond steigt oder fällt und ob die Energie eher in den Wurzeln oder in den Blättern ist, hat es einen direkten Einfluss auf die Pflanzen und Trauben. Das kann man sich ein wenig wie Ebbe und Flut vorstellen nur halt in der Pflanze. Übrigens ein kleiner Trick: Je nachdem wie der Mond steht, wachsen auch deine Haare nach dem Friseur schneller oder weniger schnell. .
5. Aufgrund dieser Vorgehensweise haben wir unseren gemeinsamen biodynamischen Rotwein MondundSterne genannt. Kannst du etwas genauer erklären, was diesen Wein – von dem es nur 2940 Flaschen gibt – so besonders macht? ?
Als ihr meine Frau Marta und mich kontaktiert habt, wussten wir sofort, dass wir für das hinterland Projekt etwas ganz besonders machen wollen. Und unsere Idee war es, ein Stück von unserem Land, von Alicante, in Flaschen zu füllen. Deswegen nutzen wir für den MondundSterne Rotwein einen unserer ältesten Weinreben: Es ist die einheimische Sorte Monastrell. Sie sind über 80 Jahre alt und lokalisiert auf einem höheren Part unseres Weinguts. Mit über 700m über dem Meeresspiegel bedeutet das Höhenmeter und eine optimale Reife bei einem ausgewogener Säuregehalt. Der Boden ist sehr kalkhaltig, voller Mineralen und versehen mit weißen Steinen – dieser Boden verleiht dem Wein seinen wiedererkennbaren Charakter. Selbstverständlich sind neben der besonderen Lage auch die biodynamischen Praktiken Grund für die ausgesprochene Einzigartigkeit des Weines.
6. Du hast das Business zusammen mit deiner Frau Marta gegründet. Wie sind eure Aufgaben verteilt? Macht ihr alles zusammen oder hat jeder seine Expertengebiete?
Tatsächlich versuchen wir alles zusammen zu machen. Aber meistens verbringe ich mehr Zeit auf den Feldern und Marta im Weinkeller. Sie hat ein unfassbares Talent, die Weine zu testen und kontrollieren.
7. Ihr habt drei wundervolle Kinder zusammen. Ist es euer Traum, dass einer oder alle drei das Familienbusiness irgendwann einmal weiterführen?
Das ist eine gute Frage! Sie sind alle drei sehr interessiert, aber auch noch sehr jung. Für uns ist das Wichtigste, dass wir ihnen unsere Leidenschaft und die Philosophie – mit der Natur zu arbeiten und nicht gegen sie – zu teilen. So haben sie hoffentlich eine gute Grundlage später einmal selber zu entscheiden, was sie machen wollen.
Lass uns darauf anstoßen, vorausgesetzt natürlich, dass heute ein guter Tag dafür ist 😉
Heute ist ein wunderbarer Tag dafür! ¡Salud!