Familie am Tisch
Für ein neues Miteinander beim Essen und darüber hinaus
Eltern kennen das: Turbulenzen bei Tisch, alle reden durcheinander, die Kinder wollen von ihren Erlebnissen berichten, zappeln herum oder greifen zuerst nach dem Essen, streiten sich um die gerechte Portion oder den Sitzplatz.
Und Kinder kennen es auch: Gerangel oder Streit mit den Geschwistern, die Eltern erteilen gute Ratschläge, stellen bohrende Fragen oder weisen sie zurecht – oder tragen gar ihre Erwachsenenkonflikte Konflikte während der Mahlzeit aus.
Muss das so sein? Nein!
Christine Ordnung, Familientherapeutin und enge Mitarbeiterin von Jesper Juul (2019 verstorbener, dänischer Familientherapeut) und der Journalist Georg Cadeggianini, siebenfacher Vater, haben darüber ein Buch geschrieben: Familie am Tisch – Für ein neues Miteinander beim Essen und darüber hinaus.
Der Esstisch ist das Herz der Familie
Der Esstisch ist der Ort, an dem sich heute alles spiegelt: gute Vorsätze und tägliches Scheitern, Lachen, Streiten, Es-nicht-Hinkriegen, Neuprobieren. Der Esstisch ist auch das Herz der Familie, hier ballen sich Erwartungen, Sehnsüchte und Prägungen. Klären sich Probleme, kommt man einander näher… und lernt so ganz nebenbei einige Verhaltens- und Spielregeln für später.
»Essen und Beziehung sind beides Lebensmittel. Die Erfahrungen, die der Mensch beim gemeinsamen Essen macht, begleiten ihn ein Leben lang“, sagen die Autoren.
Alle Themen, die in einer Familie vorkommen und verhandelt werden, treffen sich meist am Esstisch. Hier wird nicht nur gegessen, es wird auch gespielt, gelernt und gearbeitet, Neues ausprobiert, gelacht, geschwiegen und gestritten.
Die beiden Autoren stellen mit 21 Kapiteln wichtige Fragen. Welches Potenzial steckt in Streit? Was hilft, damit jede und jeder einen guten Platz findet? Warum sind wir erlernten Mustern aus der eigenen Kindheit selten so ausgeliefert wie am Esstisch?
Was erzieht wirklich!?
Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis zeigt bereits, wie breit aufgestellt dieser Ratgeber ist. Es geht um alte Muster und neue Reflexe, über das Seinlassen und Loslassen. Es geht um Sprüche und Ansprüche, und die große Frage: Was erzieht wirklich!? Benehmen und Annehmen sind Reizthemen und werden ausführlich diskutiert.
Immer gibt es Anregungen zu alternativen Verhaltensmöglichkeiten wie zum Beispiel:
Welche Farbe soll unser Tisch haben? Elternsein ohne Montageanleitung. Kann man ein Jahr lang nur Pommes und Leberwurstbrot essen? Erstaunlicherweise JA! Tischlein deck dich? Pflichten und andere Zu-Mut-ungen.
In „Erziehungsirrtümer“ etwa geht es um elf Sätze, die nichts am Familientisch verloren haben wie beispielsweise „Wie oft muss ich Dir das noch sagen!?“ oder „Nachtisch gibt es nachher!“ Ein Augenmerk gilt dem „Feiertagsschmaus“, der Lust und dem Frust am Übertreiben. Oder Über Zoff am Familientisch: Darf man Teller an die Wand schmeißen? Antwort: Es macht auf jeden Fall Eindruck.
Essen mit Opa und Oma
Spannend sind natürlich „Elf neue Benimmregeln“. Warum? Weil sie explizit nur für Eltern sind! Und das Erfolgserlebnis ist für Eltern, die ja oft das erste Mal Eltern sind und für die Kinder, die das erste Mal Kind sind, eine Reise zu sich selbst. Der Esstisch wird zum unverzichtbaren Austauschpoint für alle Generationen, denn auch die Großeltern haben in diesem Buch ihren Platz. Die Autoren antworten auch auf die nicht unwichtige Frage, was sich mit Oma und Opa beim Essen verändert. Großeltern bringen ganz andere Erfahrungen ein und beleben den gemeinsamen Austausch darüber, was am Tisch eigentlich Sinn macht und was nicht. Letztendlich geht es darum, wie wir wertvoll füreinander sein können – um Liebe und liebevolles Handeln!