Landleben im Chianti
Mitten im schönen Chiantigebiet in der Toskana liegt unser Ferienhaus in Montebuoni. Das winzige Dorf ist liebevoll restauriert und die Häuser sind urig, charmant und gut ausgestattet. Es gibt viel Platz für die Kids, einen Pool für alle und sogar einen Tennisplatz für die Sportlichen! Und drumherum viel zu sehen und zu erleben. Also auf nach Bella Italia!
Unser Navi findet die angegebene Adresse nicht. Wie gefühlt immer, wenn wir einen Ort in den Ferien eingeben wo wir hinwollen. Das geht ja schon wieder gut los mit unserer Reise in die Toskana. „Lass uns doch einfach den nächst größeren Ort in der Nähe eingeben“, schlägt der Sohn vor. Es ist wirklich toll, mit großen Kindern zu reisen, denn sie entpuppen sich immer mehr als große Hilfe. Da zahlt sich das jahrelange Reisen durch die Weltgeschichte doch endlich aus… Also stellen wir Radda in Chianti ein, denn das scheint ziemlich nah an unserem Zielort „Lecchi in Chianti“ und fahren los. Da wir bis Venedig geflogen sind, dauert die Fahrt doch gut drei Stunden bis wir von der Autobahn in Florenz Richtung Chianti abfahren. Jetzt zuckeln wir auf Serpentinenstrassen durch die Toskana und selbst die Teenagerjungs blicken vom iPad auf und bewundern die Landschaft. „Das ist ja tatsächlich unglaublich schön hier!“, kommt es von der Rückbank. Die satten, grünen Hügeln mit versteckten kleinen Dörfern wechseln sich mit Weinbergen und Zypressen ab. Die Fahrt zieht sich doch ziemlich hin, da man wegen der vielen Kurven nicht schnell fahren kann. Aber diese Langsamkeit hat eben auch den Vorteil, dass wir uns auf die vorbeiziehende, typische toskanische Landschaft konzentrieren können. Und sie vor allem auch geniessen!
Und als das Navi endlich Radda in Chianti anzeigt, steure ich sofort den nächsten Parkplatz an. „Jungs wir machen jetzt eine Gelato-Pause und suchen dann weiter unser Häuschen auf dem Land“, schlage ich vor. Sofort schaue ich in glückliche Gesichter und wir streifen durch das beschauliche Radda. Das kleine Städtchen liegt idyllisch auf einem Hügel und bietet einen herrlichen Ausblick in das Tal. Vor den 1500 Einwohnern sind nur wenige unterwegs und auch Touristen sind nicht gerade zahlreich hier. Aber wie schön, dass es noch so verträumte Orte gibt – zumindest jetzt Anfang Mai. Wir schlendern auf den Platz vor dem Rathaus und der Kirche, schauen dort ins Café, ob es ein Gelato gibt. Leider nicht und wir finden die Eisdiele auf der Hauptstraße weiter unten. Wie erwartet gibt es zig verschiedene Sorten und wir probieren uns durch das Angebot. Auf einer Bank davor genießen wir die Aussicht und das Eis und merken, dass wir doch ganz schön erschöpft sind vom frühen Aufstehen und der langen Fahrt.
Jetzt finden wir in unseren Unterlagen die genaue Wegbeschreibung über Holperstrassen mit Schlaglöchern und finden tatsächlich das Schild Richtung „Montebuoni“. Wir parken und machen uns über den knirschenden Kies auf zu unserem Domizil. Es ist allerdings nicht einfach ein Haus auf Land, sondern es sieht wie ein kleines Dorf aus. Mit verschiedenen Wohnungen und Häusern, die alle restauriert und liebevoll renoviert wurden. „Eigentlich ist es kein Dorf, sondern ein großer Bauernhof gewesen“, erklärt Sean Caulfield, Gründer der Buchungsplattform to-toskana.de. „Hier gab es einen Schmied, einen Bäcker und natürlich Stallungen für die Tiere“, ergänzt er. Und genau in diesem „La Stalla“ ist unser Haus, dass für bis zu fünf Personen Platz bietet, mit zwei Schlafzimmern und zwei Bädern ausgestattet ist. Die Betten sehen sehr gemütlich aus, sind mit gestärkter, weißer Bettwäsche bezogen und wir würden uns am liebsten gleich rein legen… Am besten gefällt uns aber die riesige Terrasse mit dem sagenhaften Blick ins Chianti-Gebiet. Was für ein Glückstreffer dieses Plätzchen hier, dass wir über die website to-toskana.de gefunden haben.
„Wir haben über 700 Häuser in der Toskana auf unserem Portal“, erzählt der gebürtige Engländer Sean Caulfield, den wir auf einen Kaffee treffen um mehr über to-toskana.de zu erfahren. „Hier ist wirklich für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei“, ergänzt er. Er lebt selbst hier im Chianti und ist mit seiner Frau, einer Südtirolerin, hier heimisch geworden. „Wir hatten erst selbst ein Ferienhaus im Chianti und haben uns dann in die Gegend verliebt. Nach und nach haben wir andere Ferienhausbesitzer kennengelernt und so entstand die Idee die Häuser zu bündeln und zu vermarkten“. „Das ist jetzt schon über 20 Jahre her“, erzählt er lachend. „Und wir finden es immer noch spannend neue Häuser zu entdecken und in unser Portfolio aufzunehmen“. Eigentlich war Sean mal ein erfolgreicher Blumenhändler und Landschaftsgärtner in England und hatte mit Ferienhäuser nichts am Hut. „Aber wie das Leben eben so spielt, kommt es manchmal anders als man denkt“, ergänzt er lachend. „Und wir sind hier immer noch sehr glücklich und haben die Auswanderung hierher nie bereut. Und verheiratet sind wir auch immer noch“, sagt Sean mit einem Grinsen im Gesicht.
Auf dem Areal des „Montebuoni“ verteilen sich die verschiedenen Wohnungen und Häuser ganz gut. Man ist zwar schon dicht an dicht, aber hat durch die verschiedenen Ausrichtungen der Terrassen immer genug Privatsphäre. Und das andere Gäste hier sind, ist eigentlich sehr nett. Trotz der Vorsaison ist das Montebuoni sehr gut gebucht und wir hören, dass hier nicht nur deutsch, sondern auch holländisch, französisch und auch italienisch gesprochen wird. Unser Nachbarn sind aus Siena und nutzen das Haus als Wochenenddomizil. Dann gibt es Paare, die als Gruppe schon seit Jahren hierher kommen und sich immer wieder treffen. Eine andere Familie mit kleinen Kindern kommt aus Frankreich und freut sich, dass es soviel Platz gibt, einen großen Spielplatz für die Kids und auch einen Pool zum abkühlen. Das Abkühlen ist bei uns allerdings nicht angesagt, da das Wetter doch sehr unbeständig und regnerisch ist. Aber sobald die Sonne rauskommt, springen die Jungs wagemutig ins kühle Nass. Der Pool ist leider nicht geheizt und deshalb für uns Erwachsene Frostköddel zu kalt. Drumherum stehen genügend Liegestühle und im Sommer ist das bestimmt herrlich hier. Gleich daneben gibt es einen Rasen-Tennisplatz, der von den sportlichen Gästen gut genutzt wird.
Da es morgens meist sonnig und mild ist, können wir draussen auf unserer großen Terrasse frühstücken. Im nahegelegen Dorf Lecchi in Chianti, dass wirklich wie gemalt aussieht, so idyllisch liegt das, holen wir frische Paninins im winzigen Lebensmittelladen direkt an der Hauptstrasse. Hier gibt es alles was man so braucht von der Zahnbürste bis zu frischem Obst, aber auch feinsten Parmaschinken und Büffelmozzarella. In der kleinen Bar „Enoteca Rinaldi“ direkt daneben, trinken wir einen Cappuccino im Stehen und kommen mit den Einheimischen ins Gespräch. Der Besitzer und Wirt Paolo spricht ein bisschen Englisch und wir fühlen uns gleich sehr willkommen. Er gibt bereitwillig Tipps für Ausflüge und Restaurants in der Umgebung. Deshalb gehen wir auch gleich am Abend in die gemütliche Trattoria „La Grotta della Rana“ im winzigen Dorf San Sano. Auch dieses Dorf ist einfach nur malerisch: auf dem kleinen Dorfplatz halten zwei ältere Damen ein Schwätzchen, Kinder spielen fangen und es ist wirklich eine Idylle wie auf einer Postkarte. Wir fragen nach dem Weg und finden die kleine Trattoria. Das ist ein wirklicher Insider-Tipp, denn wir stehen erstmal im winzigen Alimentari Laden zwischen Salatköpfen und Weinflaschen, werden sanft durch einen kleinen Flur geschoben, der komplett aus Korken besteht und landen im Gastraum. Der besteht auch nur aus fünf Tischen mit rot-weisskarierten Tischdecken. Wir sind im Glück über soviel „Bella Italia Feeling“ und haben einen super netten und leckeren Abend. Bei schönem Wetter sitzt man natürlich draussen auf der Terrasse.
Überhaupt haben wir viele solcher netter Begegnungen wie zum Beispiel auch die von der Hausvermietung to-toskana empfohlene Weinprobe im nahegelegenen Weingut. Die Winzerin Daniela erzählt uns mit ganz viel Herzblut in holprigem Englisch über ihr Weingut Casnuova di Ama, den Weinanbau, die Lagerung und die Unterschiede der Trauben. Und wie schwierig es ist als kleiner Betrieb zu überleben. Die Geschichten dazu sind sehr kurzweilig und der Chianti schmeckt wirklich köstlich. Das finden auch die Teenager, die auch mal probieren dürfen. Zur Weinprobe gibt es auch ein paar kleine Leckereien wie Parmesan, Bruscetta und Salami. Wer mit kleineren Kindern unterwegs ist, kann diese draussen im Garten spielen lassen. Da wir ja leider mit dem Flugzeug da sind, können wir bei Daniela keinen Wein für zu Hause einkaufen. Aber Daniela schickt natürlich gerne auch nach Deutschland.
In den nächsten Tagen machen wir auch einen Trip nach Florenz zum Sightseeing und Shopping. Da es dort immer sehr voll ist, hat sich das im voraus Planen in Sachen Tickets z.B. für die Uffizien sehr gelohnt. Denn langes Anstehen und warten ist ja mit Kinder sehr mühsam. So hat man dann seine Einlasszeiten und die Karten schon fest gebucht und das klappt dann auch alles. Toll funktioniert das über das Buchungssystem von „Get your guide“, da werden alle Aktivitäten angezeigt von der Stadtrundfahrt bist zur Museumsführung, die Tickets können vorab online gekauft werden und das Sightseeing läuft dadurch deutlich entspannter ab.
In unserem Nachbarort Radda in Chianti, sind wir von der kleinen Pizzeria „Pizza Pie“ begeistert, denn hier backt die Chefin Adriana die ultimativen Pizzen in einem großen Steinofen. Sie sind so riesig, dass man sie sich teilen muss und schmecken wirklich köstlich. Wir bummeln durch das malerische Siena, sitzen am malerischen Campo und genießen das italienische Treiben. Aber am schönsten finden wir es doch bei uns auf der Terrasse unseres Rusticos mit Blick ins Tal. Das kleine Montebuoni haben wir richtig ins Herz geschlossen und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen. Dann bitte nur mit etwas mehr Sonnenschein!