Abfahrt Fähre Formia: Mopeds hupen um die Wette, Autos stehen in Schlangen vor der Fähre und der Rest zieht die Rollenkoffer über das Kopfsteinpflaster. Wir haben alle das gleich Ziel – die Insel Ponza. Und schon bei der Anfahrt zum Hafen der Insel wird klar – man hat sie entdeckt, eine der letzten wahren Perlen im Mittelmeer. Das Wasser glitzert so kitschig türkis, dass man es kaum glauben kann und die pastellfarbenen Häuschen sind an die Tuffstein-Klippen geklebt. Die knapp sieben Quadratkilometer kleine, sichelförmige Insel Ponza verzaubert uns ab der ersten Minute.
Am Anleger wartet schon der Mini-Bus, der uns durch die engen Gassen zum Hotel chauffiert. Luigi, der Busfahrer, steuert routiniert an den Cafés vorbei, am Hafenbecken zwängen wir uns durch Passanten und dann steuert er zielsicher auf einen Hügel mit kleinen bunten Häuschen zu. Unsere Unterkunft, das „Grand Hotel Chiaia di luna“ ist auf den Klippen gelegen und bietet einen unglaublichen Ausblick auf die gleichnamige Bucht. Luigi erklärt uns aber auch gleich auf, dass man hier nur per Boot hinkommt. Sonst gar nicht. Also mal eben an den Strand ist wohl nicht. Macht nix, dann müssen wir uns wohl ein Boot mieten.
Das Hotel Chiaia di Luna ist das erste Haus am Platz. Es gibt sowieso nur eine Handvoll Hotels, sonst nur kleine Pensionen oder Ferienhäuser. Koffer abgestellt und erst einmal den Blick auf den Hafen, die Bucht Chiaia di Luna – die Mondsichelbucht – sowie die Insel Palmarola genießen. Wir sind fast ein bisschen sprachlos von soviel Schönheit. Wie hat sich diese Insel nur die Ursprünglichkeit bewahrt. Während wir noch staunend dastehen, wird uns gleich ein Willkommensdrink vom Chef persönlich angeboten. Das ist ein gutaussehender, braungebrannter Mitsiebziger mit dunkler Ray Ban-Brille und deutlicher Ähnlichkeit mit Aristoteles Onassis. Seniore Raffaele Stile ist ein Italiener alter Schule. Er plaudert charmant drauflos und erzählt, dass er das Hotel schon seit 40 Jahren mit seiner Frau Ilia betreibt und das schon jede Menge Promis hier abgestiegen sind. „Sehen wir vielleicht auch einen bekannten Fußballspieler oder Filmstar?“, will mein Sohn wissen. Ich verneine erst mal und hoffe das es Anfang Juli noch etwas ruhiger auf der Insel zugeht und die Promis erst später kommen.
Wer gerne mal einen Blick auf die Reichen und Schönen werfen will, begibt sich in den Sommermonaten am besten am Corso Pisacane, der Flaniermeile von Ponzas gleichnamigem Hauptort. Dort reiht sich Café an Café, Bar an Bar, Restaurant an Restaurant, Boutique an Boutique und mit ein wenig Glück trifft man auf die Crème de la Crème der nationalen und internationalen High Society. Schauspielerin Monica Bellucci und Italiens Starkicker Francesco Totti lieben das italienische Inselchen genauso wie Formel 1-Pilot Giancarlo Fisichella und Schauspieler Pierce Brosnan oder die Models Naomi Campbell und Heidi Klum. Mittlerweile kommen alle mit ihren Mega-Yachten angeschippert und geniessen das ursprüngliche Leben hier. Und die Paparazzi-Dichte ist doch um einiges geringer als auf Capri.
Wir haben keine Luxus-Yacht, sondern erkunden die Insel erst mal per Moped. Das nur acht Kilometer lange Eiland besticht durch weiße Buchten, wohl duftende Macchia, traditionelle Fisch- und Getreidegerichte und durch Einfachheit. Wenn alljährlich im August die zahlreichen Luxusyachten ihre Anker lichten, spürt man das besonders deutlich. Was bleibt, sind bunte Fischerboote, gemütliche Fisch-Restaurants, Stille und grandiose Naturspektakel. Unser Hotel ist ein wahrer Glücksgriff, es gibt ein Restaurant direkt neben dem Salzwasserpool und Zimmer im mediterranen Stil. Das Restaurant des „Chiaia“ ist auf regionale Küche spezialisiert und in der Lounge „Kibar“ lässt es sich auf riesigen Kissen wunderbar chillen. Die Kinder spielen verstecken oder schlecken noch ein Eis. Alles ganz entspannt. Wer gerne die Insel erkundet, kann wunderbar im Ort in vielen verschiedenen Osterias und Trattorias die einfache italienische Küche probieren.
Den schönsten Ausblick bietet der mit 283 Metern höchste Berg Monte La Guardia, von dem aus bei klarem Wetter die Felsen des Monte Circeo auf dem Festland sichtbar werden. Ratsam ist auch ein Besuch auf Nachbarinseln wie dem Taucherparadies Ventotene und Palmarola, wo Urlauber in glasklarem Wasser in Grotten und Höhlen schwimmen können. Genau dafür mieten uns ein kleines Holzboot, mit Sonnendach und riesiger Kühlbox für die Verpflegung. Direkt im Hafen gibt es zahlreiche Anbieter, die die kleinen Boote verchartern. Eine kurze Einführung des kleine Außenbord-Motors und los geht es. Wir schippern los und das Boot hüpft über die Wellen. Der Blick auf die Insel ist einfach phantastisch. Natürlich sind wir nicht die Einzigen, die mit dem Boot unterwegs sind und so wird von allen Seiten freundlich gewunken. „Darf ich auch mal ans Steuer, Papa?“ will der Junior wissen. Klar, kein Problem. Den Lenkhebel immer in Fahrtrichtung halten und einfach tuckern. Jede Bucht scheint noch blauer als die nächste und wir lichten den Anker. Schnorchel und Flossen an und ab ins kühle Nass. Wir tauchen ab, schwimmen, sonnen uns an Deck und machen ein Picknick an Bord. Gut, dass wir Baguette, Käse und riesige Tomaten eingepackt haben. Ein wahres Festessen mitten auf dem Wasser. Dann noch einmal am Strand Cala Feola Anker lichten und ein Eis kaufen. Einfach nur herrlich!