„Auf in die Matsche-Pampe!“ ruft Paul (6). Eine bunte Truppe von Familien spaziert über den Meeresboden, teils mit Gummistiefeln, teils barfuß. Paul behält seine Stiefel an. „Nicht, dass ein Wurm an meinem Zeh knabbert.“ Es ist ihm nicht ganz geheuer, was alles so in der “Matsche-Pampe” lebt. Tatsächlich sind hier im Watt mehr Tiere unterwegs als im Urwald. Unsere Wattführerin Lisa marschiert mit einer großen Harke voraus. Sie erzählt uns, dass sie gar keine geborene Sylterin ist. Sie kommt tatsächlich aus Bad Tölz in Bayern, hat aber seit ihrer Kindheit immer wieder auf Sylt Urlaub gemacht und ist so begeistert von der Nordsee, dass sie ein freiwilliges Jahr bei der Naturschutzgemeinschaft Sylt e.V. macht. Lisa stoppt und macht mir ihrer Harke einen Kreis, an dem wir uns alle aufstellen sollen. „Welches Kind mag die Erde sein, welches den Mond?“ Spielerisch erklärt unsere Wattkennerin ganz einfach Ebbe und Flut. So gut hat uns noch nie jemand die Gezeiten erklärt! Das versteht selbst Paul. Dann ziehen wir weiter und wir sollen alles was auf unserem Weg so kreucht und fleucht mitnehmen, Fundstücke wie Kleingetier, Muscheln etc. sammeln …
Lisa macht wieder einen Kreis und wir legen unsere ganze Ausbeute in die Mitte: Ein Leichtball einer Wellhornschnecke, eine glibberige Beerenqualle, eine Auster, eine Schwertmuschel … Lisa hat zu allen Tieren tolle Geschichten parat: „Wusstet ihr was die Piraten mit der Schwermuschel gemacht haben? Ja, genau, die Haare und die Bärte geschnitten!“ Paul staunt. Er liebt Piraten. Und wir erfahren, dass die Miesmuschel nicht etwa mies drauf ist, sondern Mies heißt eigentlich Moos! Dann schauen alle auf eine Strandkrabbe in ihrer Hand. „Weibchen haben einen Sixpack und Männchen haben ein Adidas-Zeichen auf der Vorderseite. Und tatsächlich unsere Strandkrabbe ist ein Mädchen, sie hat einen ganz beneidenswerten Sixpack!!!
Lisa hält eine Herzmuschel hoch und erzählt von den Möwen, den Fressfeinden der Muschel. Warum heißt die Lachmöwe so? Nicht etwa, weil sie lacht. Die Möwe ist sich zu fein, um mit dem Schnabel im Matsch zu bohren, deswegen tanzt sie und tritt eine kleine Lache zwischen ihren Füßen frei, dann kommen die Herzmuscheln nach oben. Wir spielen alle Lachmöwe und tanzen im Watt. Wie lustig! Die Muscheln buddeln sich dann übrigens wieder selbst ein, als Schutz vor den Möwen.
Dann suchen wir einen Wattwurm. Eigentlich gibt es hier im Watt ziemlich viele davon. Das sieht man an den ganzen Spaghetti-Häufchen, den kleinen Sandkothaufen auf der Oberfläche die der Wurm hinterlässt … Lisa gräbt ein Loch: gefunden! Während sich der arme Wurm vor aller Augen windet, erfahren wir alles über den Saubermann. Wattwürmer haben Lunge und Kiemen und eine ganz wichtige Aufgabe: Sie filtern den Sand. So wird das Wattenmeer einmal im Jahr auf diese Weise komplett gereinigt. Auch der Wattwurm versucht sich vor den Möwen zu schützen. Er hat da einen ganz coolen Trick: Ein Wattwurm kann sein Hinterteil abwerfen, wenn ihn eine Möwe packt. Die Möwe kann ihn so erst beim nächsten Mal fressen.
Lisa erklärt uns das Seenebel-Spiel! Mit geschlossenen Augen versuchen wir ca. 100 Meter geradeaus zu gehen – direkt auf Lisa zu. Wir landen ganz woanders … Gar nicht so einfach sich zu orientieren. Es lauern noch mehr Gefahren. “Ihr dürft nie Priele, das sind die riesigen Wasserpfützen und Flüsschen, zwischen euch und dem Festland lassen. Manchmal sind die richtig tief!” Zum guten Schluss unserer spannendenden Tour, wagen wir uns noch ins Brackwatt. Wenn man hier feststeckt, kommt man nur mit Hilfe wieder raus. Die Kids machen mit Lisa eine Matsch-Polonaise. „Gut festhalten!“ Die bunte Schlange aus Kids stapft los. Es matscht und platscht! „Hilfe!“ ruft Paul, “das Watt pupst und hält meinen Stiefel fest.“ Zum Glück ist sein Papa gleich an seiner Seite …