Watt und Wellness
Eine neue Generation von Hotels erobert gerade die Strände von Nord- und Ostsee. Statt piefiger Zimmer und 80er-Jahre-Technik bieten sie moderne Wellness und Family-Spaß gleichzeitig. Eins davon ist das Ende 2018 neu eröffnete Upstalsboom Wellness Resort Südstrand auf der Nordseeinsel Föhr. Wir machten den Familientest!
Föhr hatte unsere kleine Hamburger Familie bisher nicht auf dem Radar. Timmendorfer Strand, klar, da ist man als Hamburger oft, eine Stunde Fahrzeit, das ist unschlagbar. Auch auf Sylt haben unsere Kinder schon ihre Sandburgen gebaut – und selbst im fernen Usedom liefen sie schon durch die Wellen. Aber Föhr? Zum Glück jedoch hörten wir durch Zufall von der Eröffnung eines neuen Wellness-Hotels auf der Insel. Und als wir lasen, dass Föhr durch die vorgelagerten Inseln Amrum und Sylt besonders windgeschützt ist, gab es für uns kein Halt mehr: ein Kurz-Check musste sein!
Die Anreise verlief völlig unkompliziert. Obwohl am letzten Tag des Jahres viele Touristen auf die Insel strömen, waren wir in knapp über zwei Stunden von Hamburg aus am Fährhafen Dagebüll. Der Inselparkplatz dort war gut gefüllt. Da wir uns entschieden hatten, das Auto auf dem Festland zu parken, ergatterten wir einen der noch wenigen freien Plätze, lösten die Fahrscheine für die Fähre und wurden per Pendelbus direkt zum Terminal gebracht (alternativ auch zu Fuß zu erreichen vom Inselparkplatz in etwa zehn Minuten).
Die MS Uthlande der Wyker Dampfschiffs-Reederei brachte uns in 50 Minuten nach Wyk, der größten Stadt auf Föhr. Über 8000 Menschen wohnen auf der Insel, die Hälfte davon in Wyk. Die Seepromenade „Sandwall“ ist beliebt fürs Flanieren, im Hafen der Stadt liegen auch noch Boote für den Krabben- und Muschelfang. Auch die Ausflugsfahrten auf die Halligen Langeneß und Hooge und die Seehundsbänke starten hier im Sommer. Auf uns wartet aber schon ein kleiner Bus, der uns zum Hotel bringt.
Nach der Schiffstour sind unsere Kinder natürlich ganz aufgeregt, wie denn das neue Hotel aussieht. Erstmal aber gibt es aber an der Strecke die Villa Friede zu bewundern, Heimat einiger Storchenpaare, die durch Privatinitiative hier heimisch wurden. Jesse und Minna staunen über die riesigen Storchennester, die sich die Tiere auf einigen Metallsäulen gebaut haben.
Dann sind wir aber schon beim Neubau des Hotels angekommen. Über dem Erdgeschoss mit großzügiger Lobby, Bar und Restaurant sehen wir noch drei Etagen, darüber noch Zimmer in einer Konstruktion aus vielen Spitzdächern. Sieht schmuck aus, besonders die riesige Lobby mit Bibliothek im 70er-Jahre-Design, alles sehr „hygge“ mit gedämpften LIcht und Leseinseln. Wenn’s draußen stürmisch wird, kann hier geschmökert werden. Zwei große Mac-Computer stehen ebenso bereit wie Schachbretter – und viele schön präsentierte neue Bücher. Unsere Kids interessieren sich aber natürlich vor allem fürs Spielzimmer in der Lobby. Es ist nicht sehr groß, aber gemütlich, mit Spielhöhle, Holzleuchtturm und geschmackvoll ausgewähltem Spielzeug – von den Kapla-Steinen bis zur Murmelbahn aus Holz.
144 Zimmer und Suiten warten hier auf die Besucher. Da keine Räume mit Verbindungstür mehr frei sind, werden wir in einer Suite untergebracht mit tollem Blick aufs Watt, das sich direkt vor dem Hotel ausbreitet. Die Sonne scheint auf den langen Südstrand, und mit dem bereitliegenden Fernglas erkundet Jesse gleich die nahe Hallig Langeneß. Die Suite ist stylish eingerichtet, nordisch-modern in hellem Holz. Den Stil fanden wir toll, das ganze Hotel ist so eingerichtet und wirkt eben ganz „hygge“, gemütlich und doch modern. Babybett und Flaschenwärmer stehen bereit, auf Wunsch wird uns noch eine Milch für Minnas Morgenmahl gebracht.
Über die nächsten zwei Tage beobachten wir Stadtmenschen immer wieder fasziniert den Lauf der Gezeiten, der von der vollständig verglasten Front der Suite perfekt zu sehen ist. Dank des „Upstalsboom Strandanzeiger“, einem Info-Blatt, das täglich bereit liegt, wissen wir genau Bescheid, über die Zeiten für Ebbe und Flut. Der Name der Hotelkette, „upstalsboom“, bezeichnet übrigens einen mittelalterlichen Versammlungsort der Friesen. Im Sommer locken auf Föhr viele Kinderspielplätze, das Wellenbad AQUAFÖHR, Wattwanderungen, Fahrradtouren und ein Erlebnisbauernhof. Dank der geschützten Lage können auch kleine Kinder am ewig langen Südstrand unbesorgt ins flache Wasser.
Durch die winterlichen Temperaturen verbringen wir aber während unseres Aufenthalts viel Zeit im und am Pool des Hotels. Er ist Teil des 2000 Quadratmeter großen „eilun spa“ mit Saunen, Fitness-Raum und stilvollen Räumen für Wellness-Anwendungen. Über eine Automatiktür im Wasser sind Innen- und Außenpool verbunden. Das Wasser ist nicht so warm, wie sonst üblich, aber den Kindern ist es egal: Sie planschen stundenlang im Becken und haben ihren Spaß. Sogar die Sonne schaut an diesen Wintertagen immer wieder hinter den Wolken hervor und lässt den coolen Innenraum erstrahlen. Für Kinder ist der Pool normalerweise von 10 bis 15 Uhr zugänglich, an den Tagen rund um Silvester durften sie bis 17 Uhr ins Nass.
Am nächsten Tag steht ein Highlight bevor, das hier nur einmal im Jahr zu erleben ist: Neujahrsschwimmen in der Nordsee! Wie in jedem Jahr versammeln sich Hunderte von Insulanern und Gästen vor dem Wellenbad AquaFöhr www.aquafoehr.de und hüpften – für ein paar Sekunden – in die Fluten. Natürlich gesundheitlich bestens bewacht von der DLRG mit bereitstehenden Rettungstauchern und vielen Helfern. Wer will kann sich vorher mit Punsch und heißer Suppe stärken, dann geht’s los! Viele sind verkleidet, Spider-Man ist hier genauso vertreten wie Biene Maja oder ein cooler Drache. Gegen eine Spende kann jeder sich auch ein historisches Badekostüm zulegen. Großer Jubel begleitet die Wagemutigen, unter ihnen viele Touristengruppen mit Motto-T-Shirts wie „Gottes größte Gabe ist der Schwabe“. Ein weiteres traditionelles Event auf der Insel findet am 21. Februar statt, wenn 14 Biikefeuer auf der ganzen Insel brennen. Einst waren sie zur Verabschiedung von Seefahrern und Walfängern gedacht. Jetzt sind sie ein großer Spaß für Klein und Groß.
Das Frühstücksbuffet im Hotel nach dem Anbaden schmeckt Papa, der ohne Schaden an Leib und Seel teilgenommen hat, dann natürlich besonders gut. Aber auch wenn die Gratis-Berliner, die an Neujahr im Hotel angeboten werden, die Kids etwas ablenken, genießen sie das qualitativ hochwertige Angebot. Hier wie beim Abendessen fällt uns das überaus offene und sympathische Personal auf. Bodo Janssen, Chef der upstalsboom-Hotelkette, setzt auf Einbindung der Mitarbeiter und ist bekannt für die motivierenden Extrem-Trips, die er mit seinen Auszubildenden unternimmt. Marie, die uns beim Abendessen bedient, war etwa mit dabei, als Janssen mit seinen Azubis den Kilimandscharo bestieg. Begeistert erzählt sie Jesse von der Extrem-Wanderung und kümmert sich ganz nebenbei liebevoll um Kinderbesteck, Sitzkissen für Minna und eine Extra-Portion Nudeln.
Am Abreisetag nutzen wir noch den kleinen Spielplatz vor den 23 Residenzen, die direkt neben dem Hotelgebäude liegen. Dort können zwei bis sechs Personen unterkommen. Die Residenzen verfügen über eine eigene Küche, perfekt für Familien, die länger am Watt sein wollen und Hotelkomfort in der Nähe wünschen. Die Nutzung der Pools ist inbegriffen, Hotelfrühstück kostet extra.
Nach zwei Nächten geht es schon zurück mit der Mittagsfähre. Hin- und Rückfahrt schlagen mit insgesamt 35 Euro zu Buche. Für drei Tage Parkplatz zahlen wir 18 Euro. Sicher die beste Art, Föhr zu erleben. Auf der Insel selbst ist man am besten mit Fahrrädern unterwegs und nicht mit dem Auto. Hotelchef Hauke Petersen will demnächst Leihräder zur Verfügung stellen.
Vielen Dank an das „upstalsboom Wellness Resort Südstrand“ für die freundliche Unterstützung des Aufenthalts (Werbung, da Pressereise). In Sachen Transparenz: Wir stellen nur Hotels und Aktivitäten vor, die wir selbst getestet haben und die für Familien geeignet sind.