Was macht der Wald im Fussballstadion?
FOR FOREST – Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur ist eine temporäre Kunstintervention, die das Wörthersee-Fußballstadion in Klagenfurt vom 8. September bis 27. Oktober 2019 in Österreichs größte öffentliche Kunstinstallation verwandelt. Eine ungewöhnliche Aktion zum schauen und staunen! Wir haben den Künstler Klaus Littmann getroffen und sind begeistert!
Nur schauen, nicht anfassen!
Inspiriert von „Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur“, einer dystopischen Bleistiftzeichnung des visionären, österreichischen Künstlers und Architekten Max Peintner (*1937), die Littmann vor knapp dreißig Jahren entdeckte, erweckt FOR FOREST die Vision eines Waldes in einem Stadion zum Leben. Mit dieser monumentalen Installation möchte der Künstler Klaus Littmann unsere Wahrnehmung der Natur herausfordern und den Blick auf die Zukunft der Mensch-Natur Beziehung schärfen. „Es geht um unsere eigene Wahrnehmung. Nach der Frage was sehe ich“, erklärt Littmann. „Man läuft nicht herum, die Besucher gehen nicht in den Wald. Sie sollen einfach schauen“, wünscht er sich.
Das Projekt versteht sich auch als Mahnmal dafür, dass die Selbstverständlichkeit der Natur eines Tages nur noch in ihr speziell zugewiesenen Gefäßen zu bestaunen sein könnte, wie das bereits heute etwa mit Tieren im Zoo der Fall ist.
Ungewöhlich: Ein Wald im Fussballstadtion
Das Spielfeld wird gänzlich von einem authentischen Mischwald in Besitz genommen. Mit rund 300 Bäumen, von denen einige bis zu sechs Tonnen wiegen, gestaltet Enzo Enea über das gesamte Spielfeld, einen einheimischen, mitteleuropäischen Mischwald. Es werden 18 verschiedene Baumarten verwendet, die mit ihren Wurzelballen aufgestellt werden. Sie werden hinterher dann an verschiedenen Standorten wieder eingepflanzt. „Ganz wichtig ist, dass das Projekt zu 100 Prozent privat finanziert ist“, erklärt Klaus Littmann. „Es werden keine Steuergelder dafür verwendet“, ergänzt er. Um das zu ermöglichen hat der gut vernetzte Künstler, der unter anderem ein sehr guter Freund des Verpackungskünstlers Cristo ist, seine Beziehungen zur Kunstwelt und zu finanzstarken Mäzenen aktiviert um Spenden zu generieren. Es wurden auch Baumpatenschaften für je 5.000 Euro verkauft.
Die Natur ist ein gewaltiges Gesamtkunstwerk – also kann man ihr auch ein kleines widmen!
Klaus Littmann
Kunstgenuss for free
Mit dem internationalen Kunstprojekt des Schweizers Klaus Littmann wird das 30.000 Zuschauer fassende Wörthersee-Stadion in Klagenfurt am Wörthersee zum Schauplatz der Kunst. Von der Zuschauertribüne aus, kann die sich ausbreitende Waldfläche zu unterschiedlichen Tageszeiten (10:00 bis 22:00) bei freiem Eintritt betrachtet und die Veränderung derselben beobachtet werden. Dieses ebenso fiktional wirkende, wie faszinierende Bild, ermöglicht eine völlig neue Perspektive auf den Wald an sich und soll somit bei den Besuchern ganz unterschiedliche Wahrnehmungen und Reaktionen auslösen. Dieser emotionale Eindruck wird durch die völlig neue Betrachtungsweise des scheinbar Gewohnten – des Waldes – und die Dimension der Kunstintervention noch weiter verstärkt. Je nach Tages- oder Nachtzeit bilden die Bäume eine sich ständig verändernde Landschaft, die sich auch durch Wetter und Witterungseinflüsse, die Besiedlung durch Insekten und andere Tiere, sowie die saisonale Herbstfärbung des Laubes weiter verändern wird.
Nach dem Ende der Kunstintervention am 27. Oktober 2019 wird der Wald an einem öffentlichen Ort in der Nähe des Wörthersee-Stadions im Maßstab 1:1 sorgfältig verpflanzt und bleibt als lebendige, sich weiter verändernde „Waldskulptur“ erhalten. Hierzu entsteht parallel ein Pavillon, indem das Projekt dauerhaft dokumentiert wird und als open space für Schülern und Studenten genutzt werden kann.