Sich selbst aktiv etwas Gutes tun!
Im oberösterreichischen Mühlviertel war unsere Autorin Antoinette Schmelter-Kaiser bei einem Yoga-Retreat auf dem Kleebauer Hof. Vier Tage lang konnte sie dort mit der Kombination aus Bewegung, Ruhe, berührenden Begegnungen und einem besonderen Ort besser in Balance kommen. Das Motto dort: mit Abstand vom Alltag den Kopf frei bekommen und neue Energie in der herrlichen Natur tanken.
„Beim Grad an Gemeinsamkeit auf dem Kleebauer Hof geht alles von Gruppengefühl bis Rückzug“
(Sonja Miko, Gründerin von Indigourlaub)
Passau kenne ich, Linz auch. Im Mühlviertel, das zwischen beiden Städten liegt, bin ich allerdings noch nie gewesen. Auf der Fahrt über kurvige Landstraßen kann ich mich ab der deutsch-oberösterreichischen Grenze in Wegscheid mit der Gegend anfreunden, die im Süden die Donau und im Norden der Böhmerwald begrenzen: Sanft gerundete Hügel reihen sich auf dem nach Norden ansteigenden Hochplateau aneinander, die ein grüner Teppich aus Wiesen, Wäldern und Feldern überzieht. In sie eingestreut liegen Ortschaften und Bauernhöfe.
Einer davon ist mein Ziel für die nächsten vier Tage: ein großes, weißes Vierkantgebäude drei Kilometer von Altenfelden entfernt in ruhiger Alleinlage. Die Wurzeln des Kleebauer Hofs reichen 800 Jahre zurück. Früher wurde um ihn herum Tabak angebaut, in den letzten Jahrzehnten diente das Anwesen für Reiterferien. Seit 2020 hat es seine neue Bestimmung als Retreat Center gefunden – das dritte eigene des Reiseveranstalters Indigourlaub. Weil der seinen Sitz in Linz hat, suchte Inhaberin Sonja Miko zusätzlich zu Mallorca und dem Chiemgau einen schneller erreichbaren Standort in Österreich. Fündig wurde sie „an einem Kraftplatz“ umgeben von Natur pur, wo Hast ein Fremdwort ist und Gäste den Kopf frei bekommen sollen.
Yoga für alle Altersklassen und für jedes Niveau
„Manchmal ist Abstand von allem und in sich gehen die allerbeste Art der Fortbewegung“: Dieser Spruch auf einer Begrüßungs-Karte stimmt mich in meinem ländlich-schlicht ausgestatteten Zimmer, das als eines von insgesamt 26 im ersten Stock des Hofs liegt, auf das Credo von Indigourlaub ein. Den Rahmen meines Aufenthalts geben zwei je 90-minütige Yogaeinheiten am frühen Morgen und späteren Nachmittag sowie drei Mahlzeiten vor. Die restliche Zeit kann ich bis auf das unaufgeregte Angebot einer optionalen, zusätzlichen Aktivität pro Tag, die von Wandern über Alpaka-Spaziergänge bis zur Fütterung von zwei Stachelschweinen reichen, nach Belieben gestalten.
Dass sich dabei automatisch Kontakte ergeben, erlebe ich beim ersten Abendessen, bei dem ich mich an einem kleinen Buffet in der Stube bediene. An einem der Achter-Tische im Innenhof erfrage ich ein freies Plätzchen bei den Frauen, die wie ich das offene Yoga-Programm gebucht haben und bis auf zwei Freundinnen Alleinreisende sind. Von Mitte 20 bis Ende 60 ist jedes Alter und beruflich die gesamte Palette von Fußpflege und Lehramt bis IT, BWL oder Humanenergetik dabei; beim Plaudern werde ich schnell mit der Runde vertraut, die sich wegen der unterschiedlich langen Aufenthalte in wechselnden Konstellationen mischt. Ihr gemeinsamer Nenner ist, „sich selbst aktiv etwas Gutes zu tun und die Begegnung mit anderen Menschen zu suchen“, erklärt Sonja Miko. „Beim Grad an Gemeinsamkeit geht alles von Gruppengefühl bis Rückzug“.
Das Tagesprogramm gestaltet jeder selbst
Diese Kombination kann ich am nächsten Tag austesten. Um 7.30 Uhr treffen wir uns im Yogaraum, um unter Anleitung von Lehrerin Dominique unseren Körper sanft zu dehnen, in Bewegung zu bringen und beim zwölffachen Sonnengruß neue Energie zu tanken. Draußen erwacht derweil der Pferde- und Pony-Stall beim Füttern und Ausmisten zum Leben. Beim Frühstück mit warmem Porridge, frischen Früchten und Körnersemmeln mit Käse, Honig oder selbst gekochten Marmeladen findet sich unsere Gruppe erneut zusammen, um sich danach allmählich aufzulösen. Die folgenden zwei Stunden gehe ich allein den 6,5 Kilometer langen Panoramaweg, der oberhalb des Kleebauer Hofs vorbeiführt, auf Pfaden und Sträßchen bis nach Altenfeld und zurück. Anschließend lese ich – unterbrochen von einem Mittagsimbiss mit Suppe und Brot mit leckeren Aufstrichen – auf einem Liegestuhl am Rand des hübschen Badeteichs im Garten, wo grün glitzernde Libellen schwirren und Seerosen in Weiß und Lila blühen.
Enjoy this sweet moment
Unterhalb von ihm beginnt um 16.30 Uhr die zweite Yogaeinheit auf einer sonnenbeschienenen Holzplattform mit weitem Blick in die dahin wogende Landschaft. Abschluss unserer Asanas und Wechselatem-Übungen ist eine geführte Meditation, die sich auf das Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Frieden im eigenen Körper fokussiert. Ganz erfüllt bleibe ich am Ende noch länger sitzen und genieße den Zauber dieses Orts, den zirpende Grillen und ein leise fächelnder Wind begleiten. Beim Sundowner nach dem Abendessen gibt es an gleicher Stelle ein weiteres Highlight: Während wir Sekt mit Rosenlikör trinken, färbt sich am Horizont der Himmel in Gelb und Orange. Allmählich geht die Sichel des zunehmenden Mondes auf; immer mehr Sterne beginnen zu funkeln, bis sie sich die Milchstraße deutlich sichtbar hoch über uns ausbreitet.
„Enjoy this sweet moment“: Der Aufforderung des gerahmten Spruchs, der zwischen den Flaschen und Gläsern auf einem Tischchen steht, folgen wir ganz intuitiv. Spätestens jetzt kann ich gut nachvollziehen, was mir Sonja Miko erklärt hat: „Der Luxus auf dem Kleeberghof sind weder Marmorbäder noch fünf Pools oder überbordende Buffets wie in einem Wellnesshotel. Wir wollen mit der Kombination aus Natur, Bewegung und Ruhe mehr als Urlaub bieten und nachhaltig Veränderungen bewirken.“ Nach Linz fahren oder andere Ausflüge unternehmen – diese Pläne verwerfe ich bis zum Ende meines Aufenthalts. Stattdessen koste ich es aus, mich zwischen Yoga und Mahlzeiten unverplant durch den Tag treiben zu lassen, viel zu lesen, zu schlafen und berührende Gespräche zu führen. Aus ihnen höre ich eines immer wieder heraus: Umsorgt von einem Team aus acht Allroundern fühlen sich auf dem Kleebauer Hof alle gut aufgehoben. Denn er bietet die Möglichkeit, vom ersten Moment an komplett zu entschleunigen. Und bei einer bewussten Auszeit vom stressig-anstrengenden Alltag wieder in Balance zu kommen.
In Sachen Transparenz: Ganz herzlichen Dank an Indigourlaub und dem Kleebauer Hof für die freundliche Unterstützung dieser Reise (Werbung, da Pressereise). Wir stellen nur Hotels und Destinationen vor, die wir selbst getestet haben und die wir auch Freunden weiterempfehlen würden.