Gletscher-Trecking? Hört sich nach einer spannenden Geschichte an, auf jeden Fall eine coole Aktion mitten im Sommer … Wir treffen uns mit unserem Bergführer Peter auf der Franz-Josefs-Höhe am Fuße des Großglockner. Peter ist uns sofort sehr sympatisch und umso mehr, als er sogar an Proviant für uns gedacht hat. Unsere Zeitreise zum Gletscher beginnt mit einer Fahrt mit der Pasterzenbahn, der roten Schrägseil-Bahn von 1963. Wir erreichen die Talstation und dort sehen wir das erste Schild mit Jahreszahl zum Gletscherstand. Die Bahn endete damals 1960 noch mitten im Eis. „Und noch vor 150 Jahren reichte die Pasterze fast bis nach Heiligenblut,“ erzählt Peter. Kaum vorstellbar! Seither hat sich der Gletscher immer weiter zurückgezogen, dabei ist er aber mit seiner Länge von 9 km und Fläche von 19 km immer noch der größte Einzelgletscher Österreichs.
Also machen wir uns von der Talstation auf zu einem längeren Fußmarsch zur Gletscherzunge. Wir wandern über Schotter, vorbei an einem Gletschersee mit milchiger Färbung. Diese entsteht durch die schleifende Wirkung des Gletschers am Gestein, das sich unterhalb der Eisdecke befindet. Peter erzählt uns Spannendes über die Entwicklung der Pasterze und wir kommen immer wieder an Schildern mit Jahreszahlen vorbei, die kennzeichnen, wohin „damals“, zum Beispiel noch 2010, das Eis reichte. Das „ewige Eis“ scheint doch nicht ewig zu sein …. Dann kommen wir zum Permafrostboden am unteren Ende des Pasterzengletschers. Er ist grau mit kleinen Schottersteinen, erst einmal gar nicht weiß wie Schnee, wie ich mir das vorgestellt hatte. Peter hilft uns die Steigeisen an unseren Bergschuhen zu befestigen und erklärt uns, wie wir uns gegenseitig sichern. Wichtig sind nun auch Handschuhe, sonst kann man sich am Eis böse verletzten. Dann geht los …
Peter geht sicher voraus. Wir steigen über Eischollen,Geröll und Furchen und blicken in tiefe Spalten mit unglaublichem Blau. Oft hören wir gurgelnde Geräusche aus der Tiefe- Wasserbäche unter dem Eis. Wir kommen in einem Bereich wo sich die Eismassen, wie große ineinander geschobene Skulpturen aufbäumen– Szenen in Weiß und Blau. Es versetzt uns zurück in die Eiszeit und lässt die ungeheure Kraft erahnen, die von Berg und Landschaft ausgeht. Gut, dass wir Peter dabei haben, mit seiner Hilfe erkunden wir mächtige Spalten und blicken ins Innere. „Das Eis ist jede Woche anders, es ist ständig in Bewegung.“ Erzählt unser Profi Peter. Er zeigt uns, wie man mit Hilfe des Eispickels über eine größere Spalte kommt. Dann steigen wir in einen Eistunnel. Links und rechts: Eis. Die Kälte schein uns unter die Haut zu kriechen. Wir klettern wieder nach oben und wandern auf der Eisfläche weiter.
„Langsam geht´s in die Tiefe … Der Eisschlund verschluckt mich!“
„Wer von Euch will sich in eine Gletscherspalte abseilen lassen?“ Und während ich das noch null in Erwägung ziehe, höre ich meinen Sohn Lukas antworten: „Cool, ich bin dabei!“. Wir suchen die geeignete Spalte. Peter zeigt uns, wie man die Eisschrauben ins Eis dreht und befestigt die Seilschaft und prüft den Klettergurt. Langsam lässt sich Lukas von Peter gesichert in die Spalte abgleiten. Zum Glück weiß Peter genau, was er tut. Er hat uns kurz zuvor noch erzählt wie gefährlich es ist ohne geeignete Ausrüstung aufs Eis zu gehen. Am Rande des Eisfelds war uns tatsächlich eine Gruppe holländische Jugendliche mit Turnschuhen begegnet. Fällt man in eine Gletscherspalte, dauert es oft viel zu lange bis Hilfe da ist. Achtung Lebensgefahr! „Die Temperaturen da unten darf man nicht unterschätzen … hier kann man auch im Sommer innerhalb kurzer Zeit erfrieren!“ Wir holen erstmal meinen Sohn sicher nach oben. Der schaut begeistert: „Wow, cool, aber echt saukalt!“ So nun bin ich auch mal ganz mutig … und mach mich doch bereit für die Gletscherspalte.
„Langsam geht´s in die Tiefe, ins blaue Eis. Der Eisschlund verschluckt mich … hier unten ist es seltsam still, gedämpft, frisch und unfassbar kalt …und doch irgendwie „magisch“, bin beeindruckt vom Eis und von meinem eigenen Mut. Und als mich die Jungs wieder nach oben ziehen, macht Lukas ein Foto: „mein magischer Moment“. Fühle mich ein bisschen wie Luis Trenker …
Danke an den Nationalpark Hohentauern für die Unterstützung !