Gelassen durch den Familien-Alltag – ein sorgenfreies Leben ist auch für Mütter möglich
Als Mutter entspannt, liebevoll und geduldig zu bleiben – das ist nicht nur während einer Pandemie schwer, sondern auch im ganz normalen Familien-Alltags-Chaos. Unsere Autorin Nadine Sorgenfrei ist nicht nur 3-fache Mama und Journalistin, sondern auch Coach für Mütter. Sie gibt Online-Kurse und zeigt anderen Frauen mit viel Herz und Humor, wie sie es schaffen können, ihr Familienleben mit Leichtigkeit und ganz viel Gelassenheit zu genießen, anstatt Tag für Tag nur zu überleben. In diesem Interview verrät sie uns, was Schwangere viel besser machen als Mütter und was noch wirkungsvoller gegen Stress hilft als ein Schaumbad mit Pralinen und Rotwein.
Nadine, du arbeitest seit knapp 20 Jahren im Journalismus und jetzt als Coach – wie passt das zusammen?
Ehrlich gesagt, hat es mir sehr geholfen. Denn ich steckte vor ein paar Jahren selbst in einer Mama-Krise. Um mich dort wieder rauszuholen, konnte ich meine Berufserfahrung zur kompetenten Recherche nutzen. Ich war ja eine Zeitlang auch Medizin-Redakteurin und schreibe heute noch für ein Apotheken-Magazin. Ich kann also meinen Coaching-Kundinnen nicht nur sagen, was ihnen hilft, sondern auch erklären, warum.
Echt, du hattest eine Mama-Krise? Wir kennen dich eigentlich nur strahlend und gut gelaunt …
Genau, bei der Arbeit bin ich das auch immer. Und deshalb habe ich mich auch lange sehr an meinen Job geklammert. Ich bekam meine drei Kinder im Abstand von jeweils zwei Jahren und habe fast durchgehend gearbeitet. Ich dachte wirklich, das muss man als Mama heute so machen: Kinder kriegen, die Karriere pushen, dann zuckerfreie Biokekse selbst backen, die süßen Kinderklamotten aus fair gehandelten Baumwollstoffen nähen und dabei fit, durchtrainiert und frisch geföhnt sein. Natürlich alles gut gelaunt mit einem Lächeln und unendlicher Liebe und Geduld.
Und, hast du es geschafft?
Äh – nein! (lacht). Ich bin gnadenlos an meinen eigenen Anforderungen gescheitert. Zwar funktionierte ich vormittags schick angezogen und gut gelaunt im Job, aber am Spätnachmittag habe ich zu Hause meist entweder geschrien oder geheult. Ich hatte einfach keine Energie mehr. Wir haben damals auch noch ein neues Haus gebaut und als ich auf einer Modestrecke mal „Stress-Steine“ statt „Strass-Steine“ schrieb, war eigentlich klar, dass mein Leben nicht funkelnd und glamourös war, sondern einfach alles zu viel wurde.
Fotos Nadine vorher- nachher
1) Vor den Kindern + 2) als Mutter 3) gestresst (sind Kinder wirklich das größte Glück im Leben?)
Wie ging es dann weiter?
Im Nachhinein habe ich erkannt, dass ich in einem klassischen Burn-out landete. Was seltsam war, denn von außen hatte ich doch alles: Einen tollen Mann, drei süße Kinder, ein schönes Haus mit Garten und die Möglichkeit, in meinem Traumjob zu arbeiten und dabei durch die Welt zureisen. Wie kann man da noch unglücklich sein? Ich litt aber unter starken Rücken- und Kopfschmerzen, hatte oft Migräne und schluckte Schmerztabletten wie Smarties. Dazu war ich ständig gereizt, unzufrieden und fand mein Leben einfach nur furchtbar. Ich habe/musste also die Notbremse ziehen und meinen Job auf ein Minimum zurück schrauben. Dann habe ich eine Mutter-Kind-Kur gemacht und von da an war meine oberste Priorität, mich selbst wieder in Kraft und Balance zu bringen.
Und was hat dir dabei geholfen, wieder zurück zu dir zu finden?
Zuerst einmal musste ich mir überhaupt wieder erlauben, mich selbst an erste Stelle zu bringen. Denn das, was Schwangere wunderbar können, kriegen Mütter oft gar nicht mehr hin: Selbstfürsorge. Sobald du schwanger bist (vor allem beim ersten Kind), tust du alles dafür, dass es dir gut geht. Du ernährst dich gesund, vermeidest Stress, gehst zur Schwangerschaftsgymnastik und zur Vorsorge. Kaum ist das Kind da, stellst du deine eigenen Bedürfnisse hinten an: Das Kind bekommt alles, was es braucht. Du gehst zur Babymassage, zum Babyschwimmen, zum Kinderarzt und ernährst dich quasi von dem, was dein Kind übrig lässt. Dabei kann es einem Kind nur gut gehen, wenn es auch der Mutter gut geht. Das muss man erst einmal wieder verstehen. Mein Lieblings-Motto: Happy wife, happy life!
Wie kam es dazu, dass du jetzt sogar Coach für Mütter bist??
Mir ging es rund neun Monate nach meinem Tiefpunkt so gut, wie lange nicht mehr: Ich verwandelte mich von einem Häufchen Elend in eine zutiefst glückliche, geduldigere und fittere Frau und Mutter voller Energie! Dabei hat sich im Außen wenig verändert: Ich habe immer noch drei Kinder und immer noch keinen Koch, Kindermädchen und tägliche Haushaltshilfe. Das zeigt, dass es jede Frau schaffen kann, ihren Alltag für sich enorm zu verbessern.
Und dazu möchte ich anderen Müttern verhelfen. Ich habe aus allem, was ich recherchiert und ausprobiert habe und was wirklich zu schneller Hilfe und langfristigem Erfolg führt, meine Coaching-Kurse entwickelt. So können meine Kundinnen in vier bzw. 16 Wochen die Verbesserung für sich erreichen, für die ich selbst fast ein Jahr brauchte. Denn ich bin so unendlich froh und dankbar, dass ich nicht noch mehr von dieser kostbaren Zeit mit meinen Kindern im Schlamassel verschwendet habe. Diese Zeit war so von Stress, Hektik und Erschöpfung geprägt, dass ich diese unwiederbringlichen Kleinkind-Jahre gar nicht wirklich genießen konnte. Sie sind für immer verloren.
Aber gibt es dafür nicht auch Therapeuten, die von der Krankenkasse bezahlt werden??
Mit Sicherheit. Aber den meisten Frauen muss es schon richtig schlecht gehen, bevor sie sich da überhaupt hin trauen. Mein Vorteil ist: Den Kurs zu buchen ist super einfach und die Arbeit mit mir ist sehr unkompliziert. Keiner muss jeden Mittwoch um 19 Uhr irgendwo hin. Meine Kurse macht man, wie es in den persönlichen Ablauf am besten passt. Dazu gibt es meine Unterstützung – und wie ihr ja jetzt wisst, habe ich alles selbst durchgemacht und verstehe die allermeisten Probleme ganz genau. Ich war zuerst auch skeptisch, ob ich das kann. Persönliches Coaching ist ja in Deutschland noch recht neu und noch nicht so selbstverständlich wie in vielen anderen Ländern. Aber die Arbeit mit meinen ersten Kundinnen und deren Erfolge mitzuerleben, hat mich total bestärkt. Es ist eine echte Herzens-Berufung für mich geworden!
Hast du noch einen konkreten Erste-Hilfe-Tipp für gestresste Mamas??
Ja. Mein absoluter Lieblings-Tipp, der garantiert immer hilft, ist Bewegung. Eine Runde Walking in zügigem Tempo ist ideal. Denn: Wenn du Stress hast, produziert dein Körper Adrenalin. Dieses Phänomen heißt „Fight or flight“, also „flieh oder kämpfe“ und kommt noch aus der Steinzeit. Ist uns da ein Säbelzahntiger begegnet, konnten wir uns nur retten, in dem wir flohen oder kämpften. Mit genau dieser Adrenalin-Ausschüttung reagiert unser Körper heute noch auf Stress. Nur dass Stress jetzt durch Konflikte mit dem Kind, Chef oder durch Zeitdruck entsteht. Weil du aber wahrscheinlich nicht vor deinem Kind wegläufst oder mit deinem Chef einen Boxkampf beginnst, wird das Adrenalin nicht wieder abgebaut. Das klappt nämlich nur über Bewegung – so schön ein Schaumbad mit Pralinen und Rotwein auch ist.
Ein 30-minütiger, flotter Spaziergang (am besten allein) wirkt Wunder. Dein Körper wird besser durchblutet, deine Muskeln lockern sich, du atmest wieder tiefer durch. Ganz ehrlich: Ich war noch nie, wirklich kein einziges Mal, nach einem Spaziergang schlechter gelaunt als vorher.