Große Liebe zum Detail
Das Miniatur Wunderland in Hamburg, die weltweit größte Modelleisenbahn, zieht mehr Besucher an als jede andere Touristenattraktion in Deutschland. Die Schöpfer dieser kleinen Wunderwelt sind die Gebrüder Braun. Unsere Autorin Antoinette Schmelter-Kaiser hat mit Frederik Braun über die Erfolgsgeschichte, das neue Buch der Brüder, ihren großen Traum und vieles andere gesprochen.
1.040 Züge, 15.400 Meter Gleise, 130.000 Bäume, 260.000 Figuren – mit dem Miniatur Wunderland haben Sie und Ihr Bruder sich im August 2001 einen großen Traum erfüllt. Waren Sie von Anfang an daran sicher, dass er eines Tages Realität werden würde?
Ich selbst schon, weil ich sofort ein konkretes Bild im Kopf hatte. Aber als ich Gerrit am 13.7.2000 aus Zürich anrief, um ihn von meiner Idee vom Bau der größten Modelleisenbahn der Welt zu erzählen, fragte er mich: „Hast Du einen Sonnenstich?“ Im Anschluss hat er sich dann selbst im Internet umgeschaut und genauso infiziert wie ich.
Vor der Eröffnung kalkulierten Sie 300 Besucher pro Tag, heute kommen bis zu 6.500. Warum sind Sie derart beliebt?
Im Unterschied zu anderen Anlagen sollte bei uns nicht die Modelleisenbahn im Vordergrund stehen und die Landschaft nur als Dekor dienen. Uns ist das Drumherum wichtiger. Dazu kommt unsere Liebe zum Detail und zu größtmöglicher Vielfalt. Wer lange genug sucht – was übrigens zu einer Art Wettstreit geworden ist – findet jeden Beruf, jedes Hobby, jede Phantasie, also sich selbst.
Nachteil Ihrer Attraktivität ist der konstant große Zulauf. Wann können sich Besucher das Miniatur Wunderland ohne Schlangenstehen und Gedränge anschauen?
Gleich wenn wir morgens aufmachen und abends hat man mehr Ruhe. In den Ferienzeiten, wo besonders viel Andrang herrscht, ist das Miniatur Wunderland schon ab 7.30 Uhr und bis 23 Uhr geöffnet. Da fängt der sehr frühe Vogel oder sehr späte den Wurm. Wir haben uns entschieden, die Kapazität um 15 Prozent runterzufahren, d.h. die maximale Zahl gleichzeitiger Besucher auf 900 Personen zu verringern. Zum Ausgleich müssen wir leider die Erwachsenen-Preise um 15 Prozent erhöhen. Dafür kostet eine Reservierung nichts extra.
Wer kommt zu Ihnen?
Grob gesagt alle von 0 bis 100. Nur bei den 14- bis 20-Jährigen gibt es eine Delle, weil in dem Alter Modelleisenbahnen wohl uncool sind. Am Anfang überwogen die Männer, aber mittlerweile können wir auch viele Frauen begeistern.
Das Miniatur-Wunderland wächst immer noch weiter. Was kommt als nächstes dazu?
Ab 21.2.2018 Venedig. Dieser neue Bereich ist zwar nur neun Quadratmeter groß, aber extrem aufwändig. Wir haben 180 Gebäude bis hin zum Dogenpalast und Markusdom nach Original-Vorlagen gebaut – der Wahnsinn. Danach hätte ich Lust auf Südamerika. Oder England. Zur Eröffnung könnte dann vielleicht jemand vom Königshaus kommen – wie Niki Lauda bei der Eröffnung des Flughafens. Für 3.000 Quadratmeter mehr Fläche wird eine Glasbrücke zum Nachbarspeicher sorgen. Ihr Bau ist für 2018/19 geplant, 2020 der Zutritt für Besucher.
Als Sie 2001 mit dem Miniatur Wunderland an den Start gingen, lag die Speicherstadt im „Dornröschenschlaf“, wie Sie das in Ihrem Buch formulieren. Mittlerweile wurde die HafenCity gebaut – und die Elbphilharmonie als neuer Besuchermagnet. Macht die Ihnen Konkurrenz?
Seit ihrer Eröffnung sorgt die Elphi für unglaubliche Zahlen, mit denen Hamburg München bald den Rang als Tourismus-Spitzenreiter ablaufen wird. Weniger Besucher kommen aber deshalb nicht zu uns, im Gegenteil.
Würde es sich bei Ihrem Erfolg nicht lohnen, in andere Städte oder Länder zu expandieren?
Es gibt unter anderem Angebote von Scheichs aus Abu Dhabi, bei deren Summe einem schwindelig wird. Aber wir sind glücklich in Hamburg und wollen an unserer Situation nichts verändern . Nur an ihrem bisherigen Standort wird sich das Miniatur Wunderland weiter entwickeln. Nichts ist schöner, als im Team neue Abschnitte zu planen. Dabei füllen unsere Ideen jedes Mal lange Listen, die wir dann für das Grundgerüst der Planung zusammenstreichen. Beim Bau selbst gibt es dann wieder viel Raum für spontane Einfälle und Gags.