Yoga einmal anders
Rund um ein Gipfelkreuz, im Kloster oder Hochseilgarten, auf dem Sylvensteinspeicher, umgeben von moderner Kunst: Das Tölzer Land bietet Auszeiten für Körper, Geist und Seele an unkonventionellen Orten. Antoinette Schmelter-Kaiser hat verschiedenste Angebote vor Ort ausprobiert.
Morgengruß auf dem Herzogstand
Der Parkplatz ist leer, niemand steht an der Kasse der Herzogstandbahn. Denn die offizielle Betriebszeit beginnt erst eindreiviertel Stunden später. Doch mittwochs wird im Sommer für Gipfel-Yoga-Gruppe von Christina Ilchmann eine Ausnahme gemacht. Sie darf schon um 7.15 Uhr in einer Gondel allein von der Tal- bis zur Bergstation schweben. Zu Fuß geht es vorbei an duftenden Latschenkiefern weiter bis auf 1.731 Meter. Dort rollen wir um kurz nach acht rund um das Gipfelkreuz unsere Matten aus. „Konzentriert euch ganz auf diesen Ort,“ lädt Christina uns ein. Dann führt sie mit ruhiger Stimme durch Atem-Übungen und Asanas wie Baum, Kobra, Krieger I und II oder Herabschauender Hund. Währenddessen summen Insekten vorbei. Kuhglocken läuten von den Almwiesen herauf. Sanfter Wind lockert die Wolken auf, so dass die Sonne durch sie dringt. Beim Abschluss-Namaste sind sie fast alle verschwunden: Weit unten glitzern Walchen- und Kochelsee, zwischen ihnen wogen wie Schattenrisse die Silhouetten der Berge – eine Wucht.
Kreative Energie im Kloster Schlehdorf
„Yoga einmal anders“: Diesem Motto wird unser gemeinschaftlicher Morgengruß auf dem Herzogstand mehr als gerecht. Es gibt aber noch andere Orte im Tölzer Land, die mit besonderen Yoga-Angeboten aus dem Rahmen fallen: Auf 1000 Jahre Geschichte blickt das Kloster Schlehdorf zurück. 2018 wurde es von den Missions-Dominkanerinnen an die sozial orientierte Münchner Wohnungsbaugenossenschaft WOGENO verkauft. Seither entsteht in dem historischen Gebäude ein innovatives Projekt namens Cohaus, das Wohnen, Arbeiten und Lernen in einer Art XXL-WG kombiniert. Mit ihrem Atelier hat sich dort auch die Künstlerin Anna Schölß eingemietet; in einem der großzügigen Seminar-Räume gibt sie regelmäßig Yoga-Unterricht. Dabei legt sie nicht nur Wert auf den Fluss unserer Bewegungen und unseres Atems. Auch kreative Energie ist gefragt, die jeder auf einem weißen Blatt Papier mit einem Scan seines Körpers zum Ausdruck bringen soll – ganz achtsam im Moment, aber ohne Konzept und intuitiv aus dem Bauch heraus.
Aerial Yoga im Hochseilgarten Lenggries
Ein bisschen Selbstüberwindung ist bei Simone Heitinga gefragt. Vor zwei Jahre hat sie mit ihrem Mann den Hochseilgarten in Lenggries übernommen. Seither unterrichtet die ehemalige Leistungsturnerin und Artistin des berühmten Cirque de Soleil dort Aerial Yoga: Jeder Teilnehmer bekommt eines der Lycra-Tücher, die mit kräftigen Karabinern an der Holzplattform darüber aufgehängt sind. Dann erklärt uns die zierliche Holländerin zu sanfter Musik eine Übungs-Folge, die unsere Körper sowohl kräftigt als auch intensiv dehnt. Weil sie das gut nachvollziehbar Schritt für Schritt tut, gelingen unserer Gruppe sogar kompliziertere Kopfüber-Positionen. Von Simones Eleganz sind wir allerdings Lichtjahre entfernt: Am Schluss der Stunde gibt sie eine Kostprobe ihres Könnens, bei der sie elfengleich im Spagat am Vertikaltuch schwebt. Vor lauter Staunen kommt der Genuss der Landschaft fast zu kurz: Diese breitet sich mit gepflegten oberbayerischen Häusern und Höfen inmitten saftig grüner Wiesen wie im Bilderbuch am Fuß des Hausbergs Brauneck aus.
Asanas auf dem Stand Up-Paddel am Sylvensteinspeicher
Noch spektakulärer ist die Umgebung am Sylvensteinspeicher. Zwölf Kilometer weiter erstreckt sich der Stausee länglich wie ein smaragdgrün zwischen zwei Höhenzügen des Karwendel-Gebirges. Am Ufer erwartet uns Marisa mit Stand Up Paddling-Boards und ausreichend Neoprenanzügen für alle. Denn falls jemand unterwegs ins Wasser fällt, kühlt der trotzdem nicht aus. Nach einer Einweisung ins Aufstehen, Paddeln und Steuern starten wir zur Probefahrt auf unseren SUPs, die anschließend kreisförmig miteinander vertaut werden. Weit genug entfernt von Zuschauern, absolvieren wir unter Marisas Anleitung eine Asana-Abfolge. Zum Ausbalancieren auf dem wackeligen Untergrund arbeitet unsere Tiefenmuskulatur auf Hochtouren, vor allem Drehbewegungen mit dem Kopf nach unten werden zu einer diffizilen Herausforderung.
Entspannung mit Kunst im Franz-Marc-Museum
Ruhiges Kontrastprogramm erwartet uns beim Relaxing-Yoga im Franz-Marc-Museum. Wer mitmachen möchte, braucht hier keine einschlägige Erfahrung, nur bequeme Wohlfühlkleidung. Denn Kursleiterin Elisabeth Dean, die gelernte Physiotherapeutin ist, geht es um Entschleunigung und eine emotionale Einstimmung auf das nachfolgende Kunsterlebnis. „Lassen Sie belastende Dinge wie einen Ballon los“, empfiehlt sie und unterstützt uns erst im Sitzen und danach im Stehen dabei, „in atemlosen Zeiten“ Sauerstoff sowie Energie zu tanken und bewusst anzukommen. Danach stehen unsere Antennen auf Empfang für den modernen Museumsbau, der im Dialog steht mit der Natur um ihn herum. Durch große Fenster schauen wir nach draußen auf prächtige Bäume und den Kochelsee, drinnen erwarten die Besucher hochkarätige Werke – eine wunderbare Kombination.
In Sachen Transparenz: Der Aufenthalt vor Ort erfolgte im Rahmen einer Pressereise (deshalb Werbung). Wir bedanken uns beim Tölzer Land für die freundliche Unterstützung dieser Reise. Unsere Texte spiegeln unsere persönlichen Eindrücke wieder. Wir empfehlen nur Hotels oder Destinationen, die wir selbst getestet haben und die wir auch Freunden empfehlen würden.