Sonnenschutz:
so kommt die Kinderhaut gesund durch den Sommer
Wir freuen uns alle auf den Sommer und ganz besonders auf den Urlaub in südlichen Breitengraden. Was ist beim Sonnenbaden zu beachten, gerade bei empfindlicher Kinderhaut? Können wir überhaupt die Sonne noch mit gutem Gewissen geniessen? Die Dermatologin Dr. Julia Maerker-Stroemer beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema Prävention.
Wann sollten wir in unseren Breitengraden zur Sonnenmilch greifen?
Von Ostern bis Oktober: So, wie man die Sommerreifen auf dem Auto hat, sollte man sich klarmachen, dass ein längerer Aufenthalt im Freien mit einem UV-Schutz einhergehen sollte und Cremes und Sonnenmilch mit Lichtschutzfaktoren benutzen.
Welchen Lichtschutzfaktor empfehlen Sie bei Kinderhaut?
Ich empfehle generell einen hohen bis sehr hohen Lichtschutz. Erstens, weil die Auftragfrequenz nicht so hoch ist und zweitens die Menge, die aufgetragen wird, meist nicht so hoch wie eigentlich erforderlich ist. Die Lichtschutzfaktoren werden von den Herstellern in relativ hohen Mengen gemessen. Wenn diese Menge nicht aufgetragen wird, dann hat man einen niedrigeren Lichtschutz. Wer ein Produkt mit Lichtschutzfaktor 20 sehr dünn aufträgt, hat dann dementsprechend keinen 20-fachen Lichtschutz. Deshalb mein Rat: Einen hohen Schutzfaktor verwenden und den so auftragen, dass man sich damit wohlfühlt und einen hohen Schutz hat.
Die meisten Menschen möchten braun werden und nehmen dafür gegebenenfalls sogar einen Sonnenbrand in Kauf. Was sagen Sie denen?
Das ist in unseren Köpfen einfach verankert, dass „braun sein“ was mit Lebensqualität, Freizeit, Schönheit und Gesundheit zu tun hat. Da müssen wir anfangen umzudenken. Der Schaden, den die Haut in jungen Jahren erfährt, lässt sich nie mehr rückgängig machen. Selbst, wenn man ab dem Alter von 30 Jahren sehr vorsichtig mit der Haut umgeht, kann man mit 50 oder 60 Jahren dunklen oder hellen Hautkrebs bekommen – die Haut vergisst nie.
Können wir die Sonne noch mit gutem Gewissen genießen?
Wenn wir ein paar wichtige Regeln beachten, ja. Wir sollten die pralle Mittagssonne meiden, ansonsten zur Kopfbedeckung greifen, wenn wir draußen sind und beim Strandspaziergang etwas überziehen. Sonnenschutz und Hautschutz muss mit der Lebensqualität einhergehen. Wir sollen uns nicht verhüllen, aber Kinder und Jugendliche für den Schutz der Haut sensibilisieren und ihnen klarmachen, dass man am Strand nicht nur in Badesachen sitzen muss, sondern dass man sich auch etwas überziehen kann. Kein Kind muss jetzt nur noch in UV-Schutz-Kleidung ins Wasser gehen, aber gerade Kinder sollten mehr bekleidet sein, als sie es derzeit sind.
Die Hautkrebsvorsorgeuntersuchung beim Hautarzt wird von gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Warum ist sie so wichtig?
Die Vorsorge verhindert nicht das Auftreten von Hautkrebs. Aber das frühe Erkennen von schwarzem Hautkrebs ist wesentlich für die erfolgreiche Therapie.
Woran erkenne ich, dass mein Hautarzt die Vorsorgeuntersuchung gewissenhaft durchführt?
Bei einer Hautkrebsvorsorge sollten Sie einmal komplett angeguckt werden, dazu gehören auch Kopfhaut, Fußsohlen, zwischen den Zehen, Mundschleimhaut und der Genitalbereich. Die Dauer der Untersuchung richtet sich nach der Anzahl der Leberflecke. Wenn Eltern unsicher sind, dann können sie auch ihr Kind untersuchen lassen. Allerdings gibt es so gut wie keinen Hautkrebs bei Kindern. Da muss man den Eltern auch die Angst nehmen, sonst werden wir irgendwann alle panisch.
Zur Person:Dr. Julia Maerker-Stroemer
Studium der Medizin in Freiburg im Breisgau und München,
Promotion an der Universität München.
Facharztausbildung an der Universitätshautklinik in Hamburg.
Studienaufenthalt in London, Great Ormond Street Hospital, Abteilung für Kinderdermatologie.
Schwerpunkte: Kinderdermatologie, Allergologie, Allgemeine Dermatologie, Psychosomatik
Niedergelassene Hautärztin in der Hautarztpraxis Krohnstiegcenter, Hamburg
Das Interview fand im Rahmen eines Pressegesprächs organisiert von der Hiegestiftung am 21. April in Hamburg statt:
Die Hiege-Stiftung gegen Hautkrebs wurde 2006 von Familie Hiege in Erinnerung an ihre Tochter Fleur Hiege gegründet. Fleur verstarb im Alter von nur 32 Jahren an schwarzem Hautkrebs. Das Ziel der Stiftung ist, die Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Diagnostik und der Behandlung von Hautkrebs, insbesondere des schwarzen Hautkrebses, voranzubringen und die Prävention von Hautkrebs zu fördern. Insgesamt konnte die Stiftung die Hautkrebsforschung in Deutschland bisher mit rund einer Million Euro unterstützen. Die Stiftung ist die führende Privatstiftung gegen Hautkrebs.
www.hiege-stiftung-gegen-hautkrebs.de