Urlaub in der Krise? Mit Sicherheit erholsam an der Algarve
Neben den Fragen nach Qualität, Reisezeit, Wetter und Kosten ist in Zeiten der Krise eine neue für Urlauber dazugekommen: Ist mein Hotel auf dem höchsten Hygiene- und Sicherheitsstandard? Unser Autor Thomas ist mit seiner Familie von der Algarve zurück und berichtet vom Urlaub in besonderen Zeiten.
Viele Urlauber haben sich in diesen Herbstferien für einen Aufenthalt in nahen Hotels und Pensionen in Deutschland, Österreich und Italien entschieden. Aber es gibt durchaus noch Sonnenziele im Herbst, die sicher zu erreichen sind und vor Ort sogar durch geringere Fallzahlen und exzellente Standards mit mehr Sicherheit zu bieten haben als ein Aufenthalt in der eigenen Region.
Wir haben uns für eine Reise in die Algarve entschieden, den Süden Portugals. Dort sind die Covid-19-Fälle gering, sowieso kam Portugal bislang gut durch die Krise, nur der Großraum Lissabon gilt als Risikogebiet (Stand: 15. Oktober 2020).
ANREISE- BUSFAHRT- ANKUNFT
Der Flug mit TUIfly ab Hannover nach Faro ist unproblematisch. Zwar ist in der Boeing 737 wie bei allen normalen Flügen fast jeder Platz besetzt, doch die überschaubare Flugzeit (3 Stunden), das Tragen von Masken und das interne Lüftungs- und Filtersystem fühlen wir uns sicher. Noch dazu ist der Flughafen von Hannover praktisch ausgestorben, das Ansteckungsrisiko gering. Faro liegt im Süden Portugals, an der Atlantikküste. Wir haben einen Direktflug, müssen also nicht in Lissabon umsteigen, was vielleicht durch die Ausweisung als Risikogebiet problematisch geworden wäre.
Wichtiger Hinweis: Bevor wir online einchecken müssen wir online in der TUI-App eine Gesundheitserklärung abgeben. Diese ist etwas versteckt, so dass wir erst nach einigem Herumklicken entspannt einchecken können.
Zudem füllen wir an Bord die „Passenger Locator Card“ (PLC) aus, die für die Einreise nach Portugal obligatorisch ist. Sie wird von den Stewardessen verteilt. Auch beim Rückflug ist der Check-in online erst möglich, wenn man 24 Stunden vorher eine Gesundheitserklärung abgibt.
Auch der Flughafen von Faro ist bei unserer Ankunft ziemlich leer, alle Abstände werden gut eingehalten, sowieso haben wir sofort den Eindruck, dass die Portugiesen alle Regeln auf freundliche Art sehr ernst nehmen und sehr diszipliniert sind. Die Busfahrt per TUI-Bus erfolgt mit Masken, verschiedene Hotels werden abgefahren bis wir das Hotel Vila Galé in Lagos, etwa 1 Stunde Fahrt vom Flughafen entfernt, erreichen.
Bei unserer Ankunft im Resort wird auch sehr auf Sicherheit und Hygiene geachtet. Auffällig gleich beim Einchecken: Die Empfangsdame fasst unsere Ausweise nicht an, auf dem Boden sind die üblichen Abstandsmarkierungen angebracht. Aber keine improvisierten Bänder oder Aufkleber, sondern eigens angefertigte für die Hotelkette, was dezenter und harmonischer wirkt. Insgesamt sind die vielen Sicherheitsregeln mit großem Bedacht und Sorgfalt umgesetzt worden.
ZIMMER & HOTEL
Wir haben eine Suite mit zwei modern eingerichteten Zimmern mit Blick auf den großen Außenpool und das Meer. Das Hotel wurde 2009 gebaut, weshalb alles noch gut in Schuss ist, alles ist großzügig angelegt, mit viel Platz. Als wir Hotelmanager Anibal Costa, 52, treffen (er trägt natürlich wie das ganze Personal eine gebrandete Hotel-Maske) erzählt er uns, wie er das Hotel vorbereitet hat: „Am 16.3, haben wir unsere Anlage geschlossen, am 9.6. nach umfangreichen Schulungen und einigen Umbauten wieder eröffnet. So sind die Zimmer jetzt maximal zu 70 Prozent belegt. Die Zimmermädchen reinigen in keinem Fall, wenn noch Gäste im Zimmer sind. Statt 18 Zimmer am Tag, reinigen sie jetzt 15, um noch besser zu desinfizieren. Wir versuchen auch, ein Zimmer nicht am gleichen Tag wieder neu zu belegen, sondern es mindestens einen Tag unbelegt zu lassen.“
30 Jahre gibt es die Hotelkette Vila Galé schon, das erste Hotel befand sich am Strand Praia da Galé nahe des bei Touristen beliebten Ortes Albufeira. Seitdem wurde fast jedes Jahr ein Hotel eröffnet, heute sind es 37 in Portugal und Brasilien, ein weiteres auf den zu Portugal gehörenden Azoren ist geplant. Es ist die zweitgrößte Hotelkette Portugals. Der Vorteil einer großen Kette: Alle Sicherheitsmaßnahmen wirken professionell und durchdacht. Der Gründer und Präsident der Firma, ein senioriger Herr namens Jorge Rebelo de Almeida, findet in einem Interview die richtigen Worte: „Viele unsere Gäste kommen jetzt erschöpft und am Ende ihrer Kräfte zu uns, auf der Suche nach Entspannung und Erholung. Und das ist etwas, was wir gut können.“ Wirklich merkt man dem ganzen Personal an, dass es jeden Besucher mit großer Höflichkeit begegnet und von keinem Wunsch genervt ist, wie man es auch schon mal bei anderen Hotels erlebt. Wir nutzen nur kurz den gigantischen Außenpool, er ist noch etwas kühl. Dafür schwimmen wir täglich im etwa 14 Meter langen Indoor-Pool. Der Pool und das moderne Fitness-Studio nebenan sind von 10 Uhr bis 20 Uhr geöffnet. Damit sich nicht zu viele Besucher in beiden befinden, registriert man sich bei der Empfangsdame des Wellness-Bereichs für einen Zeitraum von jeweils 45 Minuten. Das funktioniert problemlos, natürlich auch, weil das Hotel nicht so voll ist wie normalerweise in der Nachsaison.
Von unseren Zimmern im ersten Stock sahen wir, dass täglich alle Außenbereiche und Liegen mit Wasser abgespritzt wurden. Danach ging noch ein Mitarbeiter mit Desinfektionsmittel durch die Reihen und besprühte alle Liegen. Wie uns Hotelmanager Costa verriet, gibt es statt der üblichen 400 Liegen in diesem Jahr nur 300. Um die Abstände zu gewährleisten, stehen sie auch auf dem Rasen.
DER STRAND
Nur eine kaum befahrene Straße und eine Regionalzuglinie trennt das Hotel vom Strand Meia Praia. Den Zug haben wir nie gehört, aber die Endstation ist im nahen Lagos, viel Verkehr ist also nicht. Der kurze Fußweg zum Strand ist problemlos täglich auch mehrmals zu meistern – und der Praia (=Strand) ist der Hammer. Er ist wohl so 100 Meter breit, reinster Sand mit schönen Muscheln. Links und rechts des Holzstegs, der auf ihn führt, gibt es Beachclubs mit Liegen zum Ausleihen. Wir haben hier einige Tage mit Sandburg-Bauen und Spielen verbracht, manchmal wurde der Wind etwas stark, aber gerade früh war es sommerlich warm und nur ein laues Lüftchen wehte. Und das Mitte Oktober! Sonne satt für eine Woche, toller Sandstrand, sanftes Rauschen der Wellen: Wir sind im Paradies angekommen, eine dringend nötige Erholung nach dem stressigen Sommer.
DER KIDS CLUB
Der „Club Nep“, benannt nach Meeresgott Neptun, umfasst zwei Pavillons mit Stühlen, Tischen, einen Kinderpool mit Rutschen und einen Spielplatz (abgesperrt, da die portugiesischen Covid-19-Regeln dies noch vorschrieben). Der coole junge Betreuer Ulysses kümmerte sich jeweils um 10.30 h und um 15.30 h jeweils 2-3 Stunden rührend um unsere Kinder, mit Bogenschießen, Malen, Tennis, Minigolfen etc. Er trug dabei die ganze Zeit Mundschutz und achtete auch die Desinfektion aller Stifte, Spielsachen, Bögen und Schläger. Zu diesem Zeitpunkt waren unsere Kinder fast die einzigen im Resort, alles war aber auf eine wesentlich höhere Belegung ausgelegt. Direkt neben dem Kids Club findet sich der Tennisplatz, ein Volleyball-Feld und ein großes Putting Green für Golfer. Auch dort können die Kids sich austoben mit Ulysses, was sie ausgiebig tun.
DAS ESSEN
Hotelmanager Costa erzählt uns, dass er für das Frühstück und Abendessen verschiedene Konzepte ausprobiert. Grundsätzlich muss sich jeder Gast für einen bestimmten Zeitraum anmelden, an dem er kommen will, wir hatten etwa immer 19-19.30 Uhr als Ankunftszeit für das Abendessen. In diesem Zeitraum sollten wir kommen, dann konnten wir solange beim Essen bleiben, wie wir wollten. Ein Ausblick nebenbei: Im Hotel soll man bald die Zeiten für den Pool, das Fitness-Studio und beim Essen auch per App eingeben können. Am Eingang des Restaurants meldet man sich an, dann desinfiziert man sich die Hände. Auch stehen Plastikhandschuhe optimal bereit, 10.000 Stück hat Costa vorrätig. Sie sind aber optional. Vor- und Nachspeisen sind in kleinen Porzellanschälchen vorportioniert, so dass hier größtmögliche Hygiene herrscht. Beim Frühstück werden Spiegeleier, Rühreier und Pfannkuchen direkt von einem Koch zubereitet und dem Gast gereicht. Salami, Marmelade, Nutella etc. steht in Portionen bereit. Das Mittagessen wird à la carte serviert. Beim Abendessen sind dank guter Organisation kaum Abstriche zu machen. Sogar Themenabende finden statt, Seafood, Brasilianisch, Portugiesisch etc. Die Hauptgerichte werden von zwei Köchen auf die Teller gegeben. Die Tische sind in großem Abstand voneinander aufgestellt, Getränke werden vom Personal mit Mundschutz serviert. Statt der 320 Sitze sind es jetzt reduziert 205, auch das verrät uns Costa. Um 22 Uhr gibt es den letzten Slot für Besucher, die dann so lange bleiben können, wie sie möchten. Natürlich müssen hier auch die Gäste Masken tragen, wenn sie im Restaurant unterwegs sind, am Tisch werden sie abgenommen. Gäste, die ohne Masken durchs Restaurant laufen, werden sofort darauf hingewiesen, wie wir mehrmals bemerken. Der sehr gute Weiß- und Rotwein, der gereicht wird, stammt aus dem eigenen Weinbergen der Vila Galé Gruppe, die zum Hotel Vila Galé Clube de Campo in der Region Alentejo gehören. Dort wird auch das Olivenöl produziert, das es im Hotel in Lagos gibt.
DIE REGION
Wir haben Glück: Während in Deutschland die ersten Herbststürme toben, verwöhnt uns die Algarve mit bis zu 29 Grad Lufttemperatur. Wir unternehmen Ausflüge per Boot von der Marina in Lagos aus, entlang der spektakulären Steilküste im Westen und Osten. Dabei fahren die Bootsführer bis in einige Höhlen hinein. So sahen wir auch die bei Instagram so populäre Höhle von Benagil mit ihrem eigenen Sandstrand. Wir erkundeten die historische Stadt Silves mit ihrer riesigen Burg, den große Markt in Loulé (an jedem Samstag), das interaktive Kindermuseum Centro Ciencia Viva de Lagos und den pittoresken Ankerfriedhof am Strand Praia do Barril. Sogar ein wirklich empfehlenswertes Wein-Tasting haben wir unternommen, beim Anwesen Quinta da Tor. Das schöne am Tasting: Es gibt einen fantastischen Pool, in dem die Kinder schwimmen können, während die Erwachsenen ihre Weinprobe genießen.
Wer’s mag: Eine Woche nach unserem Besuch fand zum ersten Mal ein Formel-1-Rennen an der Algarve statt, nahe Portimao, nur eine halbe Stunde Autofahrt von Lagos entfernt, vom 23. bis 25. Oktober.
In Sachen Transparenz: Wir bedanken uns bei Pura Communications & Vila Galé Hotéls für die Unterstützung der Reise (daher Werbung). Wir empfehlen nur Regionen, Hotels und Unterkünfte, die wir für Familien geeignet halten und die wir selbst getestet haben.