Bully-Pilot for one day
Eine Fahrt mit dem Pistenbully ist eine tolle Sache! Paul beliefert das Skischulrestaurant mit Pommes und Klopapier und bereitet schon mal die Rennstrecke vor …
Welcher Skifahrer kennt nicht das Glück, gleich hinter einer Pistenraupe auf frischen Spurrillen zu fahren? Und wer hat nicht schon nachts die Signaltöne der Pistenbullys gehört, wenn wir alle schon längst im Bett liegen? Aber viel näher sind wir diesen Gefährten noch nicht gekommen. Das ändert sich heute! Wir dürfen mal selbst mit ins Cockpit dieses Schneegefährts steigen. Schon ganz aufgeregt stehen Paul und ich am “Pisten-Bully-Treff-Würfel” an der Talstation der Schönjochbahn in Fiss. Plötzlich gehen die großen Garagentore auf und gleich drei Ungetüme kommen heraus. Gespannt schauen wir zu, wie die Pistenbullys mit ihren großen Schaufeln Container einhängen. “Mama, schau mal, die laden Klopapier auf! Und Cola!” Und dabei haben wir noch beim Mittagessen auf dem Berg überlegt, wie sie die ganzen Lebensmittel auf die Hütten hoch schaffen …
Dann öffnet sich eine weitere Tür und eine ganze Gang von Pisten-Bully-Fahrern kommt heraus. Florian, unserer “Bully-Rider”, begrüßt uns und wir bekommen Käppis, auf denen ein Pisten-Fahrzeug aufgestickt ist. Dazu der Schriftzug: “Pisten-Bully-Pilot”! Paul grinst stolz und setzt die Pilotenmütze schnell auf. Cool! Wir klettern über die großen Raupenketten ins Fahrerhaus. Ich sitze einfach auf dem Beifahrer-Sitz, aber Paul hat einen Logenplatz. Direkt zwischen dem Fahrer und mir ist ein erhöhter Kindersitz mit Gurt. Und los geht´s … Unser erster Job: Wir laden mit der Schaufel einen Container Kartons mit Pommes auf und fahren hupend los zum Restaurant Sonnenburg. Wow! Ganz zackig walzen wir mit 490 PS über die Piste, über die wir noch vorher auf Skiern unterwegs waren. Paul ist begeistert, dass er die Pommes transportiert, die er am nächsten Tag in Bertas Kinderplanet, dem Kinderrestaurant der Skischule, verspeisen wird. Selbst angeliefert!!!
Den Container mit den Lebensmitteln stellen wir mit unserer großen Schaufel ab. Dafür steht schon ein Container mit Müll zur Abholung bereit … Diese Tour fahren wir noch ein paar Mal, dann geht´s an das eigentliche Business: Pisten präparieren. Mit seinen großen Schaufeln hinten und vorne wirft der Bully den Schnee auf, rollt große Schneeberge auf und fährt dannn anschließend wieder drüber, um alles schön platt zu machen. Mir wird´s vom Fahrstil manchmal ein bisschen mulmig im Magen, besonders als wir gefühlt, beinahe über dem Abgrund, am Rand der Piste hängen, aber Paul schaut mit großen Augen aus dem Führerhaus und freut sich. Unser Hauptjob ist es, Bertas Kinderland wieder schön zu machen. “Kein einfacher Job!” sagt Florian. Es ist natürlich gar nicht so easy zwischen den ganzen Toren, Häuschen und Zauberteppichen die Kinderpisten zu planieren.
Und dann plätten wir auch noch die Kinder-Rennpiste, auf der Paul übermorgen sein großes Abschlussrennen bestreiten wird. Wer kann so was schon von sich behaupten? Florian erzählt uns ein bißchen von seiner Arbeit. Um 16 Uhr ist täglich Lagebesprechung für alle Fahrer und dann geht´s an die Arbeit. Während wir schlafen, werden die Pisten wieder für den nächsten Tag schön gemacht. Pause hat er dann um 20 Uhr auf der Hexenhütte mit seinen Kollegen, dann arbeitet er weiter bis circa 1.30 Uhr. Florian hält für eine Raucherpause an, steigt aus, lässt aber den Motor laufen und Paul darf sich auf den Fahrersitz setzen. “Wow!” Pauls Augen leuchten. Mein kleiner Pistenpilot sitzt nun an den Hebeln. “Kann da auch nicht´s passieren?” frage ich. Florian lacht und gibt Paul Zeichen wie er die Schaufeln hinten und vorne bewegen kann. Nicht so einfach – aber hier klappt was nach außen und da geht die Schaufel hoch. “Mami, guck mal nach hinten …!” Ich staune. Dann geht´s aber wieder an die Arbeit für Florian.
Wir fahren die Pisten hoch und runter, wühlen Schnee auf und schieben riesige Schneemassen vor uns her und planieren das Ganze wieder. Langsam wird Paul immer ruhiger und ich befürchte, dass er mir einschläft. Er hat doch einen langen Skitag hinter sich. Florian bietet an, uns zu unserem Ferien-Blockhaus an der Piste in Ladis zu fahren. Wie schade, dass wir unser Auto in Fiss an der Talstation geparkt haben. Das wäre auch noch eine coole Aktion gewesen …
“Wir fahren jetzt zurück und nachhause, Paul, ja?” Paul nickt müde, aber dann richtet er sich auf: “Wir müssen aber noch den Müllcontainer beim Restaurant mitnehmen!” Gut aufgepasst! Unser letzter Job für heute! Dann verabschieden wir uns von Florian. Und als wir längst zurück in unserem Ferienchalet sind, hören wir auf der Piste nebenan das typische Fahrgeräusche eines Pistenbullys. Als wir aus dem Fenster schauen, sehen wir die Scheinwerfer eines Pisten-Fahrzeugs bei der Arbeit! “Das ist doch Florian, oder?” fragt Paul kurz vor dem Einschlafen. “Ja und morgen kannst du über platte Pisten wieder Skirennen fahren …”