Geschichte und Kreativität
Das Städtchen Linz ist ebenso überschaubar wie abwechslungsreich. Unsere Autorin Antoinette Schmelter-Kaiser war mit ihrer Tochter ein Wochenende lang in der oberösterreichischen Stadt an der Donau unterwegs und kam begeistert zurück.
Wäre Linz 2009 nicht Kulturhauptstadt Europas gewesen, hätte ich die oberrösterreichische 200.000 Einwohner-Stadt an der Donau vermutlich nicht besucht. Doch die gelungene Kombination aus Geschichte und Kreativität war damals eine so angenehme Überraschung, dass ich gerne für ein Wochenende mit meiner Tochter wiederkomme.
Start unserer Sightseeing-Tour ist das Ars Electronica Center. Als Museum der Zukunft kreist das mit einer Glashülle ummantelte Gebäude um die Auswirkungen digitaler Technologien auf unser Leben. In der „Mirages & miracles“-Ausstellung der französischen Medienkünstler Adrien M & Claire B bekommen wir Tablets, die mit Hilfe von Virtual Reality bewegliche Formen und Figuren auf Bilder oder Skulpturen von Steinen zaubert. Nebenan machen Instrumente gesteuert von Künstlicher Intelligenz Musik, z.B. ein Bösendorfer-Flügel, der ohne Pianisten eine Komposition zwischen Chopin und Carl Emanuel Bach abspielt. Noch futuristischer wird es im Untergeschoss: Von der Decke hängen Bildschirme, die aus abertausenden von Besucher-Bildern neue Gesichter generieren. Wenige Schritte weiter gibt die Abteilung „Global Shift“ mit Computer-Simulationen und Satellitenaufnahmen Auskunft über den Zustand der Erde. Zum Schluss können wir im „Deep Space“ mit 3D-Brillen in die Weiten des Weltalls eintauchen. Auf 300 Quadratmeter Wand und Boden werden in 8K-Auflösung umwerfende Bildwelten projiziert, die von der Erde zu fernen Galaxien führen.
Historische Altstadt und künstlerischer Hafen
Zurück in vergangene Jahrhunderte gelangen wir über die Nibelungenbrücke, die vom Ars Electronica Center direkt in die Altstadt von Linz führt. Auf dem Hauptplatz umrahmen historische Bauten in Pastellfarben die barocke Dreifaltigkeitssäule, die bunte Blumenbeete umgeben. Sehenswerte Fassaden säumen auch die Schmidtor- und Landstrasse, die mit vielen Shops eine der bekanntesten und meistfrequentierten Einkaufsstraßen Österreichs ist. Rechts vom Hauptplatz in Richtung Theater mischen sich zwischen kleinere Geschäfte wie die Süßwarenmanufaktur Naschkatze nette Cafés. Wie in Wien werden im traditionsreichen Kaffeehaus Traxlmayr seit 1847 zwischen Wandspiegeln, Sitzbänken mit roten Polstern und Thonetstühlen Klassiker vom Kleinen Braunen über Palatschinken bis zu Topfenknödeln serviert. Für den späteren Nachmittag reservieren wir zwei Plätze im gemütlichen Teesalon von Madame Wu, den wir bei Vorbeilaufen entdecken.
Bis dahin erwartet uns unkonventionelles Kontrastprogramm im Linzer Hafen. Zwischen Kränen, Containern, Schienen und Flusskreuzfahrtschiffen, die vor Anker liegen, ist auf Industriebauten Europas größte Graffiti und Muralismo Galerie namens Mural Harbor entstanden. Seit 2012 haben Künstler aus 35 Nationen rund 300 Wandgemälde und Graffiti in unterschiedlichsten Stilen gesprayt; acht davon sind über 500 Quadratmeter groß. Diese Spuren wurden nicht etwa illegal hinterlassen, sondern allesamt von einer kleinen, rührigen GmbH bestellt, bezahlt und kuratiert. Um das zu finanzieren, werden regelmäßig Führungen über das Hafengelände angeboten, das ansonsten nicht betreten werden darf. Abschluss der Mural Walk Touren ist ein Graffiti Crashkurs, an dem auch wir teilnehmen. Auf grundierten Flächen dürfen wir uns in einem Hinterhof unter Anleitung unseres Guides kreativ austoben – ich mit meinen Initialen, meine Tochter mit der Kombination aus dem Schriftzug „Utopia“ und einem großen Frauenkopf.
Mit der Pöstlingbergbahn zum schönsten Ausblick
Am Nachmittag lassen wir uns bei Madama Wu Scones mit Clotted Cream und Erdbeerkonfitüre zu Earl Grey schmecken. Anschließend spazieren wir noch an der Donau entlang, wo zwei Gebäude in der Dunkelheit um die Wette leuchten: 40.000 Leuchtdioden sorgen dafür, dass das Ars Electronica Center die Farben wechseln kann. Schräg gegenüber lassen Leuchtstoffröhren in der Hülle das futuristische Lentos Kunstmuseums in kräftigem Blau scheinbar über dem Wasser zu schweben.
Aus der Adlerperspektive bekommen wir die Stadt am nächsten Morgen zu sehen: Mit der Pöstlingbergbahn fahren wir vom Hauptplatz zur Endstation. Auf der vier Kilometer langen Strecke geht es über 250 Höhenmeter vorbei an Villen mit großen Gärten und wunderbarem Blick immer steiler nach oben. Weit über Linz hinaus reicht das Panorama von der Aussichtsplattform unterhalb der Wallfahrtskirche: Tief unten sehen wir an einem Bogen der Donau das Zentrum von Linz liegen. Dahinter ragen die Containerkräne am Hafen und rauchende Schornsteine des Hüttenwerks von Voestalpine empor, dass man als Besucher in der so genannten „Stahlwelt“ leben kann. Den Horizont säumen schneebedeckte Alpengipfel. Zum Glück können wir auf der Terrasse vom Café Jindrak einen Platz ergattern, bevor noch mehr Ausflügler kommen: Zum Abschied essen wir ein Stück Linzer Torte, deren Rezept es schon seit 1696 geben soll. Ein eigenes Exemplar könnten wir unter Anleitung in der Schaubackstube aus Butter, Mandeln, Zucker, Mehl und feinen Gewürzen selbst backen und bekämen dafür ein Backdiplom. Das muss beim nächsten Linz-Besuch unbedingt mit aufs Programm.
In Sachen Transparenz: Der Aufenthalt vor Ort erfolgte im Rahmen einer Pressereise (deshalb Werbung). Wir bedanken uns bei „harry’s home hotels & apartments…“ für die freundliche Unterstützung dieser Reise und der Agentur Hermann-Meier-PR für die Organisation. Unsere Texte spiegeln unsere persönlichen Eindrücke wieder. Wir empfehlen nur Hotels und Destinationen, die wir selbst getestet haben und die wir auch Freunden empfehlen würden.