Willkommen bei den Friedlaenders
We proudly present: Das neue und erste Buch unserer Autorin Adrienne, die für uns auch Reisereportagen schreibt. Die alleinerziehende Mutter von vier Jungs hat im November 2015 den damals 22-jährigen Syrer Moaaz in ihr sowieso schon turbulentes Familienleben im Reihenhaus aufgenommen. Sie berichtet authentisch, liebevoll und lustig über diese sehr intensive Zeit …
Vier Söhne, ein Flüchtling, kein Plan – aber jede Menge Herz!
Die Berichte in den Nachrichten, die vielen Bilder. So viele Flüchtlinge und keiner weiß, wohin mit ihnen. Bei vier Söhnen, einer 90-jährigen Großmutter, Kater und Hund kommt es auf einen Jungen mehr auch nicht an, denkt die alleinerziehende Mutter und Journalistin Adrienne Friedlaender – und wenig später zieht der 22-jährige Moaaz aus Syrien bei ihr und ihren Söhnen ein. In amüsanten Episoden erzählt sie vom Multikulti-Mix unterm Reihenhausdach, von fröhlichen, irritierenden und bewegenden Begegnungen. Im Interview erzählt sie ihre Beweggründe ….
Warum hast du einen syrischen Flüchtling aufgenommen? Hat da einfach dein Herz gesprochen?
„Ich verstehe nicht, warum alle Menschen immer sagen, wie leid Ihnen die Flüchtlinge tun, aber keiner nimmt einen zu Hause auf“. Diese Aussage meines Sohnes hat mich sehr berührt. Ich stellte mir vor, alles sei umgekehrt: meine großen Söhne auf der Flucht, heimatlos. Wie sehr würde ich mich freuen, wenn eine Mutter am anderen Ende der Welt einen meiner Söhne aufnähme. Die Entscheidung, einen jungen Mann aufzunehmen, war eine spontane „Mutter-Herz“-Entscheidung.
Wie bereitet man sich vor, wenn man einen Flüchtling aufnehmen möchte?
Ich kann da nur für mich sprechen. Und meine Antwort steckt im Untertitel zum Buch: „Meine Familie, ein Flüchtling und kein Plan!“ Meine einzige Vorbereitung lag darin, bereit zu sein für eine neue Erfahrung. Ich finde mit der Vorbereitung ist es so eine Sache. Wie bei der Familienplanung überhaupt. Wenn man anfängt nachzudenken, ob, wann und wie es passt, erscheint vieles schwierig, aber wenn das Baby dann da ist, funktioniert es einfach. Aber natürlich muss jeder für sich selbst entscheiden, welche Vorbereitung er braucht.
Wie kamst du zum Schreiben?
Mit zwölf Jahren habe ich für meine Großmutter eine „Groschenroman-Liebesgeschichte“ geschrieben. Dann habe ich einige Jahrzehnte das Schreiben aus den Augen verloren.
Irgendwann ploppte die Leidenschaft wieder auf. Über Kurzgeschichten und Teilnahme an Wettbewerben begann ich, wieder regelmäßig zu schreiben. Später entschied ich mich, die Leidenschaft zum Beruf zu machen. Mit viel, viel Ehrgeiz und Durchhaltevermögen gelang es mir, mich als freie Journalistin zu etablieren, und nun schreibe ich seit gut zehn Jahren Porträts, Berichte, und vor allem Reisereportagen aus aller Welt für Tageszeitungen und Magazine.
Was inspiriert dich?
Ob Reisereportage oder Familienglosse – die Themen ergeben sich für mich immer aus dem Leben.
Nach dem Zusammenleben mit Moaaz hatte ich das Bedürfnis, über meine positiven Erfahrungen zu berichten. Obwohl der große Flüchtlingsansturm abebbt und die Medien nicht mehr täglich darüber berichten, bleibt doch das Thema „Leben mit Flüchtlingen in Deutschland“ aktuell. Und vor allem die Frage: Wie können wir unsere neuen Mitbürger in unser Leben integrieren? Leben in einer Familie bedeutet Integration im XXL-Format. Schneller, intensiver und nachhaltiger ist es meines Erachtens kaum möglich, Kultur, Religion und den deutschen Alltag hautnah kennen zu lernen.
Wie schaffst du es, vier Söhne und einen syrischen, traumatisierten Mann unter deine Fittiche zu nehmen? Woher hast du die Gelassenheit?
Gelsassen? Frag‘ mal meine Söhne… Als alleinerziehende Mutter bin ich ziemlich gut organisiert und mit vier Söhnen allerhand gewohnt. Gelassenheit zählt nicht gerade zu meinen Stärken. Ich habe viel Energie, einen recht unerschütterlichen Optimismus und zu schaffen war alles nur mit der Hilfe von Freunden, Nachbarn und Ehrenamtlichen.
Hand aufs Herz: Würdest du wieder einen Flüchtling aufnehmen?
Neulich sagte mein jüngster Sohn: „Wenn die Großen ausgezogen sind, bleibe ich ganz bestimmt nicht ganz allein mit dir zu Haus. Dann lass uns bitte wieder einen Flüchtling aufnehmen“. Ob es dann oder zu einem anderen Zeitpunkt soweit sein wird, werde ich nicht planen, sondern wieder spontan aus dem Herzen entscheiden, wie auch bei Moaaz. Grundsätzlich könnte ich es mir aber natürlich vorstellen.
Hier einige Reportagen für Trips4kids.de von unserer Autorin Adrienne Friedlaender.