LAL = Love a Language
Tolle Kombi: Das Kind lernt Englisch vor Ort und Mutti poliert ihre Sprachkenntnisse mal wieder auf. Ein idealer gemeinsamer Urlaub für Mutter und Kind in Old England? Unsere Autorin Antoinette Schmelter-Kaiser und ihre Tochter Clara (13) haben es für uns ausprobiert …
In den Ferien die Schulbank drücken? Diese Aussicht finden weder meine Tochter Clara noch ich verlockend. Denn ihr Alltag als Siebtklässlerin im Gymnasium und meiner der Journalistin sind so anstrengend, dass wir eine Auszeit bräuchten. Dennoch buchen wir ein einwöchiges LAL-Familienprogramm in England, weil unsere Neugier darauf, gleichzeitig an einer Sprachschule Kurse belegen zu können, größer ist als unser Erholungsbedürfnis. Bereits die Busfahrt vom Flughafen London-Heathrow nach Paignton in der Grafschaft Devon stimmt uns darauf ein, dass unser Reiseziel Südwestengland sehr grün ist: Wohin das Auge blickt, weiden Kühe, Schafe und Pferde auf Wiesen, die von Hecken und Laubbäumen gesäumt und alle paar Kilometer von kleinen Ortschaften unterbrochen werden. Noch üppiger ist die Natur, als wir uns bei Exeter der Küste nähern. Aufgrund des warmen Golfstroms sorgt mediterranes Klima dafür, dass hier sogar Palmen wachsen.
Kein Wunder, dass die Gegend um die Torbay-Bucht „Englische Riviera“ getauft wurde und bereits im 19. Jahrhundert mondäne Badegäste anlockte. Entsprechend hochherrschaftlich sind viele Häuser, zu unserer Freude auch das unserer Gastfamilie: Zwei Wohn- und ein Esszimmer, neben der geräumigen Küche ein Wintergarten, dazu vier Schlafzimmer im ersten Stock sowie zwei für Gäste wie uns im Erdgeschoss, das alles im Jahrhundertwende-Stil und umgeben von einem großen Garten – als Caroline Gladding uns herumführt, sind wir angenehm überrascht. Das gilt auch für das, was sie uns und ihren drei Kindern morgens zum Frühstück serviert: Tee, Toast, Croissants, Käse, Wurst, Marmelade, Obst sowie sechs Sorten Cereals statt der befürchteten „baked beans“ zu „sausages“. Zu gerne würde Clara alles in Ruhe probieren. Doch an unserem ersten Schultag müssen wir noch etwas früher zum Unterricht erscheinen als sonst: Schon um acht gilt es einen schriftlichen Einstufungstest nebst kurzer mündlicher Prüfung zu absolvieren. Danach werden wir je nach Niveau in Gruppen von maximal 15 eingeteilt: Clara bei den fortgeschrittenen Anfängern zwischen zwölf und 14, ich bei den Erwachsenen mit langjähriger Sprachkenntnis, aber Nachholbedarf. Gemeinsam mit denen lesen wir unter Anleitung unserer Lehrer den Rest der Woche vormittags englische Texte, diskutieren über Themen, machen Rollenspiele und Grammatikübungen.
Nachmittags nimmt Clara am Freizeitprogramm mit wechselnden Halbtagesausflügen für „young learners“ teil, während ich an der zerklüfteten Küste entlang zum Hafenstädtchen Brixham wandere. Oder bei einer organisierten Exkursion Dartington kennen lerne, das mit altehrwürdigen Gebäuden und verwunschenen Gärten, über denen Raben kreisen, wie die Kulisse aus einem Harry Potter-Film wirkt. Trotz der getrennten Aktivitäten haben wir ausreichend gemeinsame Zeit: zum einen während der Unterrichtspausen, in denen alle Schüler durch die Cafeteria und den Hof der Schule wuseln, zum anderen daheim bei unseren Gastgebern oder auf Spaziergängen am Strand sowie durch die Souvenirläden von Paignton und Torquay. Unterwegs begegnen wir immer wieder LAL-Schülern, die wir wie alte Bekannte begrüßen – Beweis dafür, dass wir von unseren Kursen nicht nur sprachlich profitieren. Auch menschlich erweitern wir unseren Horizont, weil sich jede Klasse aus einem Multikulti-Mix zusammensetzt. „Unser Erfolgsgeheimnis ist die gemischte Internationalität“, erklärt Schuldirektorin Michelle Ramos-Baily, die in sommerlichen Spitzenzeiten bis zu 800 Teilnehmer „mit unterschiedlichsten Voraussetzungen und Erwartungen“ parallel zu verwalten hat. Weil aber alle Englisch lernen wollen und mindestens vier Stunden täglich zusammen verbringen, entwickeln sich ihrer Erfahrung nach schnell neue Freundschaften und ein Gemeinschafts-Gefühl. Diese Einschätzung können wir nur teilen: Während sich Clara mit einer gleichaltrigen Italienerin zusammen tut, unterhalte ich mich regelmäßig mit einer jungen Holländerin, einer Tschechin, einem Süd-Koreaner und einem Araber aus Katar. Dass wir am letzten Unterrichtstag Adressen austauschen, ist selbstverständlich – genauso wie der Wunsch, spätestens in fünf Jahren wieder zu kommen. Dann nämlich könnte sich Clara mit einem Abiturvorbereitungskurs für ihren Abschluss üben und ich mein Englisch erneut aufpolieren – frei nach der LAL-Devise „Love a language“ in entspannter Urlaubs-Atmosphäre.
In Sachen Transparenz: Herzlichen Dank an LAL für die freundliche Unterstützung dieser Reise (Werbung, da Pressereise). Wir stellen nur Hotels und Aktivitäten vor die wir selbst getestet haben und die wir auch Freunden empfehlen würden.