Viel los am Watzmann!
In herrlicher bayerischer Kulisse in Berchtesgaden hat unsere Autorin Antoinette mit Ihrer Tochter Clara viel erlebt: Wandern, Klettern an der Naturfels-Übungswand, das Salzbergwerk besichtigt, den Königssee bewundert und auch noch in der coolsten Jugendherberge übernachtet. Und das alles an nur einem Wochenende!
Blitzblauer Himmel, Sonnenschein, milde Temperaturen. Bei solchen Idealbedingungen steuert man eigentlich kein Museum an. Nach unserer Ankunft in Berchtesgaden statten wir trotzdem zuerst dem Haus der Berge einen Besuch ab. Denn seit Mai bereitet das neue Nationalparkzentrum unter dem Motto „Begeistern statt Belehren“ mit multimedialen Mitteln auf das vor, was sich rund um das mutig-moderne Gebäude auf fast 210 Quadratkilometern erstreckt: „Vertikale Wildnis“. Nach einem Einführungs-Film mit beeindruckenden Tier-, Pflanzen- und Landschaftsimpressionen in Zeitlupe sowie –raffer folgen wir einem Ausstellungsparcours, der sanft ansteigend vom Grund des Königssees durch Wälder, eine Höhle und über Almwiesen inklusive Hütte bis auf schroffe Gipfel mit über 2700 Meter Höhe führt. Passend zur jeweiligen Vegetationszone verändern sich Exponate, interaktive Infoscreens, Klangkulisse, Tast- und Riechstationen bis zum Höhepunkt unserer anderthalbstündigen Wanderung – der so genannten Bergvitrine. Auf die abgedunkelte Außenwand dieses Kubus wird zunächst ein fotografiertes und gefilmtes Naturschauspiel projiziert. Dann öffnen sich die elf Meter hohen Lamellen und geben den Blick auf das echte Watzmannmassiv frei. Entsprechend groß ist unsere Lust, die Berge selbst zu besteigen.
Hilfreiche Tipps dazu bekommen wir von Albert, unserem Lehrer beim Schnupperkurs der Salewa Klettersteigschule in Schönau. Die dazu gehörige Naturfels-Übungswand ist zwar nur 30 Meter hoch, hat es für Anfänger mit kurzen Touren verschiedener Schwierigkeitsgrade aber durchaus in sich. Ausgestattet mit Helm, Klettergurt und Karabinern schieben, tasten und hangeln wir uns unter Anleitung entlang der stählernden Sicherungsseile durch das steile Gelände nach oben. Dabei stellt sich meine Tochter Clara mit ihren langen Beinen so geschickt an, dass Albert sie „ausbaufähig“ findet, zum Abschied herzlich umarmt und am nächsten Morgen gerne mit auf eine längere Tour nehmen würde.
Doch da haben wir schon etwas anderes geplant: eine Zeitreise im ältesten, noch aktiven Salzbergwerk Europas, das seit 1517 das „weiße Gold“ in einem weitverzweigten Stollensystem abbaut. Weil es dort feucht, schmutzig und konstant 12 °C frisch ist, müssen wir zunächst dunkle Overalls überziehen. Anschließend geht es erst mit einem kleinen Zug über einen halben Kilometer weit 150 Meter unter die Erdoberfläche und anschließend weiter zu Fuß durch enge Gänge, steile Holzrutschen hinab und sogar mit einem Floß über einen unterirdischen See, den eine Lasershow zum Glitzern bringt. Unterwegs erfahren wir von unserem Guide in breitem Bayrisch viel Wissenswertes über den „Baustein des Lebens“ mit dem wissenschaftlichen Namen Natriumchlorid.
Erschöpft von so viel Informations-Input, fahren wir zurück in unsere Unterkunft, für die wir eine Jugendherberge gewählt hat. Ende der 1930er Jahren eröffnet, wurde die von Berchtesgaden nämlich zum Teil vom “Laboratory for Visionary Design” neu durchgestylt. Ergebnis sind u.a. Galeriezimmer auf zwei Ebenen mit hellem Holz und steingrauen Vorhängen, rotweiße Tapeten mit Hirsch- und Vogelmuster in den Fluren und sogar eine coole Snow Lounge mit Sitzsäcken und Flachbildschirmfernseher an der Wand. Typisch Jugendherberge sind hier nur die Essenszeiten: Um neun Uhr endet die Frühstücksausgabe, was aber für unsere weiteren Vorhaben von Vorteil ist.
Entsprechend zeitig und somit vor dem üblichen Besucheransturm sind wir am Königssee. Von der Seelände aus fahren wir mit einem Elektroboot über das mehr als sieben Kilometer lange, kristallklare Gewässer, das bis zu 200 Meter tief ist. Natürlich darf dabei das obligatorische Trompetensolo gegenüber der Echowand nicht fehlen, genauso wie der Stopp auf der Halbinsel St. Bartholomä. Noch mehr als das Postkartenmotiv der Zwiebelturmkirche interessiert uns dort die Wanderung mit einer Nationalpark-Rangerin, die uns vom Touristen-Getümmel weg durch den Auwald zum Eisbach führt, der einen breiten Geröllkegel am Seeufer aufgeschüttet hat. Immer wieder hält Carmen Kraus auf dem gemeinsamen Fußmarsch an, um die Tier- und Pflanzenvielfalt oder die Bedeutung zahlreicher Naturschutz- und Umweltbildungsmaßnahmen zu erklären, so dass zwei Stunden wie im Flug vergehen. Zum Glück bleibt ausreichend Zeit für die Weiterfahrt nach Salet. Andernfalls wäre uns ein optischer Hochgenuss entgangen: der Weg zum Obersee und weiter zur Fischunkelalm. Zehn Minuten von der Anlegestelle entfernt blitzt hinter einer Art Zauberwald mit übermoosten Felsen und knorrigen Bäumen Wasser in den herrlichsten Blau- und Grüntönen hervor, in dem sich die umgebenden Bergspitzen spiegeln. Immer am Steilufer entlang gelangen wir zu einem Holzhaus inmitten saftiger Wiesen, wo zwei Mädchen in Dirndln frische Milch und Bauernbrot mit Butter servieren. So viel Heidi-Idylle ist schwer zu toppen.
Spektakulärer aber geht’s trotzdem noch. Zurück an der Seelände, schweben wir mit der Seilbahn bequem auf den 1.874 Meter hohen Jenner und steigen weiter bis zum Gipfelkreuz empor. Links zu unseren Füßen schmiegt sich der Königsee tintenblau in ein tiefes Tal. Und rundherum ragt eine zerklüftete Gipfelkette in den Nachmittags-Himmel. Wochenlang könnten wir die Umgebung auf einem 230 Kilometer langen Wege- und Steigenetz erkunden, ohne eine einzige Strecke zu wiederholen, erzählt uns Peter Juhre, in dessen neu eröffnetem „Ferienparadies“ Alpenglühn wir auf dem Rückweg vorbeischauen. Vier „zeitgeistige“ Wohnungen von 55 bis 70 Quadratmetern hat sich der ehemalige Rock-Bassist in einem Neubau neben seinem Haus gegönnt, dazu einen schön angelegten Garten mit Pool sowie einen Wellnessbereich mit Sauna und Spa. Mehrmals pro Woche kocht der Chef persönlich für seine Gäste, begleitet sie auf Ausflügen und erzählt dabei, wie er hierher gelangte und warum er nie mehr weg will …
In Sachen Transparenz: Wir bedanken uns beim Berchtesgaden Land Tourismus und bei der Jugendherberge Berchtesgaden für die freundliche Unterstützung dieser Reise (Werbung, da Pressereise). Wir stellen nur Aktivitäten und Unterkünfte vor, die wir selbst getestet haben und die wir auch Freunden empfehlen würden.
Klingt spannend! Die Klettersteigschule wäre sicher für meinen Sohn auch interessant! WIr hatten sowieso vor, diesen Sommer Urlaub in den Bergen zu machen und wieso nicht in Schönau. Habe schnell mal auf berchtesgaden360.de recherchiert und eine tolle Ferienwohnung auf einem Bauernhof gefunden. Da gibts sicher auch viel Action! Und Wanderwege gibts dort in der Gegen auch genug… Vielleicht ist es ja sogar warm genug, um in einem der Seen schwimmen zu gehen…