Märchenhaftes Department
Das Departement Creuse liegt mitten im Herzen Frankreichs. Seine zauberhaften und dramatischen Landschaften sehen aus wie in einem Bilderbuch. Hier lässt es sich herrlich wandern und aushalten. Und wer doch etwas mehr erleben will, der sollte einen Ausflug zu den bezaubernden Orten Crozant oder Aubusson machen. Oder wie wäre es den Wölfen von Chabrières bei Gueret einen Besuch abzustatten? Oder einen Tag Baden und Chillen am Lac de Vassivière?
1. Das ganze Dorf ein Kunstwerk: Masgot
Unter einem Baum versteckt sich ein Phantasiewesen mit einem Riesenauge, auf der Mauer hockt ein Männchen und an der Hauswand lehnen ein paar feine Damen aus Stein: Hier im Dorf Masgot hat der Bauer François Michaud alles, was ihn inspirierte, in Granit gemeißelt: Sein zweiter Beruf war Steinmetz. Geboren ist der Bildhauer 1810 und sein Geburtshaus wurde originalgetreu restauriert, also kann man sich hier auf eine Reise in den dörflichen Alltag des 19. Jahrhunderts begeben und zu Beispiel seine Wohnstube aus dieser Zeit anschauen.
Wir waren auf einem kleinen Spaziergang im Skulpturendorf Masgot. Aber auch rundum in der Natur lässt sich viel entdecken: In Stein gehauene Figuren und Tiere, rätselhafte Skulpturen tauchen an jeder Ecke auf. Sein ganzes Leben lang hat der Steinmetz das Dorf und seine Umgebung geprägt. Auch heute geben viele dieser gemeißelten Steine noch ein Rätsel auf …
Nach dem Rundgang haben wir uns am Dorfplatz ein schattiges Plätzchen beim Le Bistro de Masgot für eine kleine Erfrischung gesucht. Unser Tipp: Bestellt am besten vorab die großartigen Picknickkörbe mit Spezialitäten aus der Region und sucht Euch ein schönes Plätzchen in der Natur.
Und wer selbst mal zum Meisel greifen will, ist hier auch richtig: Es gibt Bildhauerkurse im großen offenen Steinmetz-Atelier auf dem großen Dorfplatz während der Schulferien.
2. Kanu-Tour im Tal der Maler
Was für ein Schauplatz: Die Festung in Crozant im Herzen Frankreichs, mitten in der Natur an der Creuse, hat schon viele inspiriert: Künstler, Feministen und Intellektuelle des vorletzten Jahrhunderts kamen hierher, wie Maler Claude Monet oder Schriftstellerin George Sand. Sie wurden regelrecht von diesen Landschaften mit ihren kontrastreichen Farben verführt. Am spannendsten erkundet man das sogenannte „Tal der Maler“ vom Wasser aus.
Eine Kanu-Tour vor dieser spannenden Kulisse ist perfekt für Familien! Wir starten mit zwei Kanus am Fuße der Festung ab dem Hôtel du Lac in Crozant. Erst ist der Himmel noch zugezogen, aber die Stimmung ist passend: Nebelschwaden liegen auf dem Wasser. Wir paddeln auf den dunklen Flüssen der Creuse und der Sèdelle – es wirkt alles filmreif gespenstisch. Als es leicht zu regnen beginnt, suchen wir Schutz in den Buchten unter den Bäumen. Nach einem kurzen Schauer paddeln wir weiter und da kommt auch die Sonne raus und die Natur beginnt zu leuchten. Eine wunderbare Kanu-Fahrt! Wir sind begeistert! Zurück am Hotel du Lac setzten wir uns direkt auf die Terrasse mit Blick auf die Creuse und bestellen uns eine Kleinigkeit zu Essen. Herrlich!
3. Die Wölfe von Chabrières
Wie? Wölfe gibt es nur im Märchen? Im Unterholz des bezaubernden Waldes von Chabrières könnt Ihr Wölfe in ihrem natürlichen Lebensraum erleben. Dieser 13 Hektar große Park ist aufgrund seines originellen Landschaftskonzepts einzigartig in Frankreich. Entweder von einem Holzsteg aus oder von einem Pfad durch den Wald kann man mehr als 45 schwarze, grauen und weißen Wölfen entdecken, die in halber Freiheit leben. Halbe Freiheit bedeutet, dass die geheimnisvollen Tiere in ihrer natürlichen Umgebung auf einem riesengroßen Areal leben, aber natürlich ist es nicht gefährlich ihnen zu begegnen, denn das Gebiet ist eingezäunt. Es sind immer wieder große Holztürme entlang des Geheges, von denen aus man einen guten Blick hat. In unserem Fall kamen die Wölfe ganz nah zu uns und wir konnten sie durch ein Glasfenster im Holzzaun beobachten. Wirklich faszinierend! Nicht verpassen solltet Ihr die Fütterung der Wölfe um 16 Uhr direkt gegenüber dem Eingang auf der Aussichtsplattform. (freie Besichtigung)
Spannend ist auch die Ausstellung im Haupthaus am Eingang. Hier findet Ihr alles, was Ihr zu den Wölfen, ihrem Verhalten, ihrem Lebensraum und zum respektvollen Umgang mit der Natur wissen solltet!
4. Entspannen am Lac de Vassivière
Bei heißen sommerlichen Hitzegraden ist ein Familienausflug an den Lac de Vassivière perfekt. Er ist das bedeutendste Wasserreservoir des Limousin und einer der größten künstlichen Seen Frankreichs. Mit über 1000 Hektar reinem Wasser und 45 km langer Uferlinie liegt er im Herzen des Naturparks Millevaches in einer Landschaft aus Heide und Wald und erinnert ein bisschen an Kanada. Hier kann man von Kanufahren über Windsurfen, Wasserski, Rudern und Bootfahren praktisch alle Wassersportarten betreiben oder einfach Baden und Chillen. Im Juli und August erreicht die Wassertemperatur angenehme 20 bis 25 Grad Celsius. Wir waren an einem belebteren Strand bei Vauveix direkt neben der kleinen Marina und dem Camping Les Terrasses du Lac. Der Strand ist perfekt für Familien mit Nichtschwimmer-Bereich, Wasserspiel-Area (für 7 Euro), kleiner Strandbar und Toiletten. Hier kann man auch Kanus und Segelschiffe ausleihen und sogar ein Wasser-Jet- Hoverboard. Letzteres haben wir nicht ausprobiert, aber es war echt spannend zu beobachten, wie Könner in James-Bond-Manier über das Wasser düsten. Auf dem Heimweg haben wir auch noch ein paar ruhigere beschauliche Buchten entdeckt. Am Lac de Vassivière findet jeder sein Lieblingsplätzchen.
5. Shopping, Lunch und Teppichkunst: Aubusson
Kleine verwunschene Gässchen, lauschige Hinterhöfe, belebte Einkaufsstraßen mit Galerien und Läden in der Altstadt: Ich habe mich auf den ersten Blick in das zauberhafte, quirlige Städtchen an der Creuse verliebt. Wir haben oben bei Ruinen der früheren Burg direkt neben der Kirche geparkt. Von hier aus hat man übrigens einen schönen Blick über die mittelalterliche Stadt. Aubusson ist berühmt für ihre bis ins 15. Jahrhundert zurückreichenden, als Tapisserien gefertigten Wandteppiche und gilt seit 2016 wegen dieser besonderen Kunstfertigkeit als immaterielles UNESCO Kulturerbe der Menschheit. Die alten Viertel am Flussufer liegen neben der mittelalterlichen Brücke und den Häusern aus dem 15. Jahrhundert. Galerien und Werkstätten zeugen von der Geschichte der Tapisserie Kunst, die sich seit dem Mittelalter immer wieder neu erfunden hat. Es ist herrlich dort einfach einen Stadtbummel zu machen. Hier findet jeder was. Während meine Jungs sich wegen einer Angel beraten lassen, stöber ich nebenan in einer kleinen Galerie mit Geschirr aus Steingut und hübschen Tischdecken. Es gibt an jeder Ecke kleine Bistros und Cafés. Besonders einladend sieht die Tageskarte und die Terrasse des Hotels Colbert aus. Hier sitzt man unter einem großen Sonnensegeln und lila Sonnenschirmen ganz verzaubert im begrünten Innenhof, also der perfekte Ort für ein Lunch. Das Essen ist köstlich, ob das Tagesgericht oder das Fondu Creusois, dazu ein kühles Glas Rose Wein … perfekt!
Eigentlich wollte ich im Anschluss ganz allein ins Teppich Museum gehen, aber wider Erwarten entscheiden sich meine drei Jungs doch für etwas Kultur und bereuen es tatsächlich nicht. Die Cité Internationale de la Tapisserie befindet sich in der ehemaligen Ecole Nationale d’Art Décoratif. Ihre Fassade erinnert auf poetische Weise an einen in der Stadt verankerten riesigen farbenfrohen Webstuhl. Nichts ist bei diesem Kulturprojekt dem Zufall überlassen: Das Architekturbüro Terreneuve und die Szenografen Paoletti und Rouland haben die außergewöhnliche Teppichkunst hier ganz wunderbar und verblüffend inszeniert. Es ist ein Museumsparcours mit sehr anschaulichen interaktiven Elementen zur Webkunst und eine Einladung zu einer Reise durch fünfeinhalb Jahrhunderte, die von den ältesten bis zu den überraschendsten zeitgenössischen Kreationen reicht.
Mein Sohn Lukas ist Herr der Ringe Fan und entdeckt fasziniert den Zyklus zu Tolkiens Werken. Die Cité hat im letzten Jahr mit dem Weben der Bilder von Miyazaki begonnen und knüpft damit an die Tradition der großen Wandbehänge an. Wir sind alle unglaublich beeindruckt von der Farbintensität und Tiefe, die die gewebten Teppiche haben! Von wegen ein Haus mit alten Teppichen! Wir sind ganz begeistert! Eine wirkliche Überraschung!
6. Außen Stein – innen Farbenpracht: Die Kirche von Sous Parsat
Direkt neben der Dorfkirche von Sous Parsat wohnen wir in einem Landhaus aus Stein mit Hof zur Kirchenseite. Von außen wirkt die Kirche typisch schlicht und ist ebenfalls aus grauem Stein gemauert, aber der Innenraum überrascht mit leuchtend bunten Fresken und Kirchenfenstern des lokalen Künstlers Gabriel Chabrat. Schon als ich die Kirche am ersten Vormittag betrete, bin ich fasziniert und berührt von den ausdrucksvollen Gemälden mit kräftigen Primärfarben, wenig Mischungen und übergroße Formen. Ich erkenne biblische Szenen. Als mir die Gastgeberin unseres Ferienhauses anbietet, dass sie ein Treffen mit dem Künstler anfragen könnte, bin ich natürlich sofort ganz begeistert. Herr Chabrat kommt mit seiner Frau. Der Künstler erklärt mit viel Leidenschaft die einzelnen Darstellungen, Szenen aus dem Alten Testament sind denen aus dem neuen Testament gegenübergestellt. Eindrücklich, wie sich der Kreis des Lebens schließt. Die farbenprächtigen Bilder lassen einfach niemanden gleichgültig und viele Szenen erklären sich von selbst. Dort ist sogar Jesus im Mutterleib zu finden. Imaginär und ausdrucksstark setzt der Künstler Szenen wie den Kindesmord in Nazareth, die Grablegung Jesu oder den Kampf zwischen Gut und Böse in Szene. Jeder Betrachter hat andere Interpretationen, das begeistert Gabriel Chabrat. Vier Jahre hat er an den Fresken gearbeitet, Fertigstellung war 1990. Der Künstler lädt uns in seine Galerie 100 Meter weiter die Straße runter ein. Dort finden sich in einem zweigeschossigen Atelier weitere sehr farbenfrohe Bilder, die wie Illustrationen aus einer Märchenwelt wirken – anders als der Kirchenraum, aber auch sehr ausdrucksstark.
Zum Thema Transparenz: Wir bedanken uns bei der Region Creuse und dem Tourismusbüro Nouvelle-Aquitaine für die Unterstützung unserer Reise. Wir waren im Rahmen einer Familienpressereise vor Ort (Werbung, da Pressereise). Wir stellen nur Hotels, Aktivitäten und Regionen vor, die wir für familienfreundlich halten und auch Freunden empfehlen würden. Alle Infos zu Creuse und Nouvelle-Aquitaine: www.nouvelle-aquitaine-tourisme.com