Wandern, Wellness, Wintersonne
Mallorca entspricht unserem Traumbild von Sommer, aber gerade im Winter ist es noch ein Geheimtipp für Familien, die unserem kalten Winter die warme Schulter zeigen und nicht weit reisen möchten. Ausserdem sind die Preise günstig, die Hotels leer und die Sonne scheint schon kräftig.
Über das Tal hallt lautstark der Ruf eines Esels, er mischt sich in das leise Gebimmel unzähliger, kleiner Glöckchen. Es sind Lämmchen mit ihren Schafmüttern, die zwischen den uralten, knorrigen Olivenbäumen das frühlingsgrüne Gras zupfen. Wie ein Teppich scheint es ausgebreitet dazuliegen, so sattgrün und weich ist es dass man sich einfach darauf legen muss. Und so machen wir Vier hier Rast: verspeisen hoch über Port de Sóller, an diesem sonnenbeschienenen Ort, im Norden Mallocas, unser mitgebrachtes Picknick unter einem 400-jährigen Olivenbaum: Pa amb Oli (Brot mit Olivenöl und Tomate) und feuerrote sombrasada (Schweinewurst). Nach der Pause führt uns der steinerne Pfad weiter bis zum Cap Gros mit seinem Leuchtturm. Steil stürzen die Felsen hier ins Meer, vor unserem Blick öffnet sich die weiße Sandbucht von Port de Soller. Direkt an ihrer Promenade liegt das Hotel Esplendido. Wie ein Grandhotel erwartet uns das 2006 vollständig renovierte Vintagehaus aus den 50er Jahren mit skandinavischen Charme inmitten des maritimen Flairs der Insel. Besonders unsere 13-Jährige findet die stylische Einrichtung cool. Am frühen Nachmittag, als wir verschwitzt von unserer Wanderung dorthin zurückkommen ist der Strand davor menschenleer, das Wasser glasklar und türkisblau. Und auch wenn die wenigen Einheimischen, die heute hier spazieren gehen uns wohl für verrückt erklären müssen wir es einfach tun: den Sprung ins Meer und dabei jubeln: „Es ist Winter!“
Nach zwei Tagen und zwei Nächten inmitten der Natur, bei Wanderungen zu den steinernen Zacken des Mirador de Ses Barques über Soller und nach Sa Figuera, abends die Sinne umhüllt von kulinarischen Köstlichkeiten im Restaurant „Bistro“ des Esplendido, Wellnessbehandlungen für uns Erwachsene im Spa und Sprünge in den Pool für die Kinder, wird es Zeit für die Großstadt. Die Fahrt dorthin ist bereits das Erlebnis für unsere Teenager: Nach dem Motto: „So war’s zu Omas Zeiten!“ steigen wir direkt vor dem Hotel in die historische Tram, die uns zum Bahnhof ins fünf Kilometer entfernte Städtchen Soller bringt. Vorbei an Orangen- und Zitronenplantagen, nach deren Früchten die Kinder nur die Hand ausstrecken müssen, geht die zuckelnde Fahrt. Am Bahnhof von Soller erwartet uns das Schwestervehikel der kleinen Straßenbahn: der Ferrocarril de Soller. Eine nostalgische Schmalspurbahn von 1912 aus dem Hause Siemens. Nach einer abenteuerlichen Reise durch 11 Tunnel (mitzählen!), vorbei an schmucken Fincas, Gärten voller Blumen und grünen Tälern, erreichen wir den schönen Jugendstilbahnhof im Herzen von Palma de Mallorca. Unsere 11-Jahrige ist glücklich: „Zum Glück mussten wir nicht über die vielen Serpentinen fahren!“
Da wir nicht zuviel Gepäck dabei haben, steigen wir gleich am Bahnhof in den roten Doppeldecker Hop On-Hop Off- Bus um uns zum Einstieg der Stadt von oben zu nähern. Den schönsten Blick auf die Hauptstadt Palma hat man vom Schloss Bellver. Neben der Kathedrale ist es die wichtigste mittelalterliche Sehenswürdigkeit Palmas. „Die schaut ja aus wie eine echte Ritterburg aus dem Bilderbuch oder wie eine Sandburg aus!“, ruft unsere jüngste. Und tatsächlich, das 700 Jahre alte Bauwerk im gothischen Stil ist kreisrund – die einzige runde Burg der Welt, Sitz der Könige von Aragon und wunderschöner Aussichtpunkt auf Palma, für viele die schönste Stadt im Mittelmeer. Nach der Besichtigung der Innenräume, die einst, so erfahren wir, streng in Männer-und Frauenzimmer aufgeteilt waren, bringt uns der rote Bus in die Innenstadt. Die Fahrt geht vorbei an von Boungavilia bewachsenen Villen zur Fundacio Pilar i Joan Miró. Das ehemalige Wohnhaus des Künstlers ist für Kunstliebhaber und Mirófans ein Muss. Das wollen wir uns aber für einen anderen Tag aufheben.
Den warmen Fahrtwind im Gesicht fahren wir auf dem Oberdeck weiter in Richtung Innenstadt durch die Einkaufsstraße Jaume II, vorbei an der Placa Rei Joan Carles zur Placa Reina. Hier schlägt das Herz der Stadt und so verlassen auch wir den Bus um uns treiben zu lassen: natürlich zuerst in die Kathedrale Le Seu, die seit ihrer Erbauung zwischen vom 13. und 16.Jahrhundert bis heute mit Werken von Miró und Bartoló immer wieder neuen Kunsteinflüssen unterliegt. Eine kostenloser Audioguide ist im Eintrittspreis beinhaltet und erklärt in einer Führung für Kinder alles von den geheimen Verstecken in der Kathedrale, bis hin zu den verborgenen Zeichen der Künstler. Nach so viel Kultur schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Kleine hat Hunger und die Große will Shoppen: beides auf einmal kann man in die Carrer Sant Feliu in einem barocken Palast, wo heute ein stylischer Dekoladen mit Restaurant, das „Rialto Living“ mit feinen Stoffen, Einrichtungsgegenständen und malloquinischem Mittagstisch lockt. Bevor wir schließlich in unser Hotel Portixol fahren, trinken wir am schicksten Yachthafen von Palma dem „Moll Vell“ kühle Getränke mit Blick auf die teuersten Yachten der Welt. „Keines dieser Boote hier ist billiger als eine Million Euro,“ sagt mein Mann mit Kenner-blick. Für den nächsten Tag haben wir die Programmplanung schon in der Tasche: „Mama schau, von hier aus kann man bis zu unserem Hotel am Meer entlang radeln.“
Am Abend, von unserem Hotelzimmer, das direkt an der Promenade des gleichnamigen Stadtviertels „Portixol“ von Palma liegt, sehen wir sie wieder, die edlen Zwei-und Dreimaster. Hinter ihnen die glutrote Sonne, die im Meer versinkt. Unglaublich aber wahr: „Es ist Winter! Winter auf Mallorca!“.
Wir bedanken uns beim Hotel Esplendido und beim Hotel Portixol für die freundliche Unterstützung dieser Reise.