Durch die Schlangengrube zum flying Mozart
Zwei Mütter, fünf Kindern im Alter von acht bis 15 Jahren, eine Woche Skiurlaub … kann das gut gehen? Ja! Und zwar in einem kleinen, aber feinen Hotel, das direkt an der Piste liegt, sogar ein richtiger Bauernhof ist und mitten in Österreichs größtem Skigebiet Ski amadé!
Noch ein Frühstücksei, einen Palatschinken und etwas Obstsalat. Dann geht’s los. Vor der Türe des „Gut Berg“ Naturhotels schnallen sich zwei Mütter und fünf Kindern die Skier an und fahren los. 760 Pistenkilometern liegen vor uns, mit über 270 Liftanlagen. Ob wir das schaffen? An einem Tag sicher nicht. Noch ist eine ganze Ferienwoche Zeit. Doch es sind nicht nur die Pisten, die erobert werden wollen, es sind auch die verschiedenen Interessen von Teenagern, Müttern, pubertierenden Mädchen und dem jüngsten und einzigen Mann in der Truppe-Freddy (8), die es in dieser Woche unter einen Hut zu bringen gilt. Wird uns das gelingen?
Wie wunderbar entspannend es doch ist, wenn man direkt vor dem Hotel seine Skier anschnallen und losfahren kann, das wird uns sofort bewusst, vor allem mit so einer bunten Truppe, wie wir sie sind. Dadurch dass das Gut Berg etwas oberhalb der Ortschaft Alpendorf auf einem Aussichtsplateau, neben der Talabfahrt liegt, ist der Weg auf die Piste nicht weit. Dennoch scheint es, als kämen wir aus einer anderen Welt. Hier oben ist es ruhig, der Blick ins Salzachtal wunderschön und auf dem Ziehweg hinüber zur Piste begleitet uns der Geruch von Heu und das Wiehern der Pferde, die uns aus dem Stall zu grüßen scheinen. Skiurlaub, fast wie anno dazumal. Im Jahre 1950, das man als Geburtsstunde des Skisports in Sankt Johann und den zaghaften Beginn des Wintertourismus bezeichnen kann. Kurz darauf, 1959 kamen auch die ersten Gäste zur Familie Gschwandl hinauf ins „Gut Berg“. 15 Jahre später wurde dann das „Hotel Alpenhof“ erbaut und sukzessive immer wieder erneuert und vergrößert. Tennis – und Spielplätze, sowie ein Schwimmbad mit Wellness- und Saunabereich kamen vor ein paar Jahren hinzu. Der Bauernhof wurde umgebaut und fünf Ferienwohnungen fanden darin Platz. Doch, zum Glück, ist alles sehr überschaubar geblieben. „Wenn unser Hotel und die Ferienwohnungen komplett ausgebucht sind, dann haben wir rund 100 Gäste im Haus“, sagt Hotelchefin Petra Gschwandl.
Von dieser Gemütlichkeit müssen wir uns morgens erst mal trennen, als wir uns ins Skigebiet stürzen. Doch auf den Pisten verteilen sich die vielen Skifahrer und Snowboarder schnell, vor allem da die Lifte wirklich top modern sind und man kaum anstehen muss. Unsere Mädls lieben vor allem den beheizten Sechser-Sessellift der hinauf zum 1787 Meter hohem Gernkogel führt. Von dort oben startet auch unsere Lieblingspiste die rote 60 hinunter nach Buchau, wo eine brandneue Gondel wieder hinauf führt. Jetzt ist der Kleinste der Runde schon etwas müde. Kein Problem: Hier oben kommt jeder auf seine Kosten. Für ihn und unsere jüngeren Mädchen führt ein lustiger „Hexenpfad“ durch den Wald. Der Rest der Truppe – also zwei Mütter und zwei Jugendliche, entscheiden sich für die schwarze Diretissima namens „Hexenschuss“: 70 Prozent Gefälle, 35 Grad Neigung! Eine schwarze Tafel am Einstieg oberhalb des Hangs belegt den Gruselfaktor mit genauen Daten. Die Skispitzen ragen über den Abgrund. Doch zum Glück ist der „Hexenschuss“ nicht lang. Nach 182 Metern ist der steile Spuck vorbei und wir treffen ein paar Sekunden später auf Freddy und unsere beiden 11 -jährigen Töchter, die gerade kreischend aus dem Hexenpfad herausfahren. Und nun? „Weiter geht’s nur nächsten Schwarzen!“, ruft die 14-jährige Laura. Sie hat der Ehrgeiz nun gepackt. Zwei andere dieser supersteilen Pisten soll es hier noch geben. Eine startet oben vom Hirschkogel. Und wie nicht anderes zu erwarten, wollen diesmal alle mit. Außer Freddy – der fährt durch den Funpark der auch von hier oben beginnt, während wir sechs Mädls uns, im wahrsten Sinne des Wortes, in die „Schlangengrube“ stürzen: 45 Prozent Gefälle, 24 Grad Neigung, Länge 1045 Meter. Ein Klacks für uns „Hexenschuss“-Erprobten! Die dritte und letzte Schwarze gilt es noch zu bezwingen. Deshalb beschließen wir alle mit dem Sessellift zum höchstgelegenen Punkt des St.Johanner-Skigebietes, zum Sonntagskogel hinauf zu fahren. Auf halber Strecke steht es wieder- das schwarze, große Schild. Diesmal mit der Aufschrift: „50a, Habergeiss-Ritt, 64 Prozent Gefälle, 33 Prozent Neigung.“ „Null Problemo!“, schreien die beiden 11-jährigen Freundinnen und rasen bergab. Wer keine Lust auf Nervenkitzel hat, der fährt gemütlich auf der roten und blauen Piste hinunter.
Ein ganz anderes Actionfeeling wünscht sich Freddy: seitdem er „eine riesengroße rote Gondel“ übers Tal hat fliegen sehen, will er nur noch eins – hinüber schaukeln nach Wagrain und Flachau. Der G-Link startet ab Onkel Toms Hütte an der Talabfahrt nach Grafenberg. „Bis zu 130 Leute passen hier herein, aber bei 120 machen wir eigentlich schon zu,“ erklärt der Gondelführer Wolfgang Ortler dem neugierigen Freddy, bevor er auf einen der vielen Knöpfe drückt und wir über das Tal schweben. Unter uns das Dorf Wagrain, klein wie ein Spielzeugland. Feddy hat wenig Zeit mit dem Gondelführer zu sprechen und gleichzeitig alles zu beschreiben, was er von hier oben sieht, denn schon sind wir auf der anderen Seite angekommen. Bevor er aber seine Ski nimmt und aussteigt dreht er sich noch mal zu ihm um und sagt: „Später möchte ich auch mal Gondelführer vom G-Link werden!“
Doch bis dahin hat er noch viel vor: mit dem „Flying Mozart“ (einer Gondel im Skigebiet) fahren und am Abend im Gut Berg die Pferde und Ziegen füttern, ins Schwimmbad gehen und mit seinem neuestem Freund, dem 11-jährigen Juniorchef Reinhardt Gschwandl im Spielzimmer Kicker spielen. Und die Damen aus der Schlangengrube? Die treffen sich zum Einkehrschwung in der urigsten Skihütte zum Apres-Ski: Im „Alpenhof Stadl“, direkt oberhalb des Hotels.
Mit freundlicher Unterstützung vom Naturhotel Gut Berg.