Da ordert Paul gleich nochmal einen Kinderschnaps zur guten Nacht …
„Oh, Mann, wie weit ist es denn noch?“ Paul stützt sich theatralisch auf seinen neuen urigen Wanderstock, den wir heute morgen gefunden und Papa zugeschnitzt hat. „Schau mal, da oben sieht man schon die Hütte!“ ermutige ich ihn und weiter geht´s. Wir sind schon ein paar Tage hier am Wilden Kaiser unterwegs und haben bereits einiges erlebt, vom Rafting über Erlebnisparks am Berg, vom Wandern bis Klettern für Kids.
Nachlesen unter: 5 Aktivitäten für Familien am Wilden Kaiser
Krönender Abschluss ist unsere Übernachtung in der Gaudeamushütte oben am Berg. Die urige DAV-Hütte befindet sich am Fuße des Wilden Kaisers. Unser Auto haben wir an der Wochenbrunner Alm abgestellt und wandern nun hinauf, geschätzte Zeit von Alm zu Alm mit Kindern ca. 50 Minuten.
Eigentlich wollten wir ursprünglich nicht die direkte Tour gehen, sondern einen schönen Umweg über den Steinkreis Rundweg, aber über uns ziehen dunkle Gewitterwolken auf. Am Berg kann so was ganz schnell gehen… Hoffentlich schaffen wir es noch rechtzeitig…
„Juhu, angekommen,“ jubelt Paul (7). „Ich glaub´jetzt regnet es gleich!“ ,sagt Emma (16). Wir stehen auf der Sonnenterrasse, heute ohne Sonne, und spüren die ersten Tropfen. So was nennt man Punktlandung! Also rein in die gute Stube! Hüttenwirtin Anni begrüßt uns und wir ordern gleich mal Kaas-Pressknödel-Suppe und Kaiser-Schmarrn.
Die urige Stube ist richtig voll. Einige Wanderer haben hier noch rechtzeitig Zuflucht gefunden.Eine kleine Speisekarte wird angeboten wie z.B. Würstl, Speckbrot, Suppen sowie hausgemachte Kuchen. Echt gemütlich ist es bei Weißbier, Kakao und leckeren Schmankerl, während es draußen richtig regnet und gewittert. Gut, dass wir heute nicht mehr raus müssen und hier schlafen!
Emma und Paul möchten unbedingt schon unser Zimmer sehen. Bevor wir nach oben gehen, wechseln wir die Schuhe. Gleich links an der Treppe ist ein Raum mit Hütten-Clogs. Grüne Clogs mit Edelweiß! Echt süß! Emma ist mit dem Design einverstanden.
Oben angekommen, sind wir ganz happy mit unserem Vierbett-Zimmer. Emma schaut aus dem Fenster. Dicker Nebel liegt auf den Wiesen.
Von der Hotelwirtin Anni bekommen wir noch Hütten-Schlafsäcke. Wir sind keine Profis, an so etwas haben wir nicht gedacht. Die Betten sind zwar hübsch überzogen mit karierten Kissen und roten Hüttendecken mit Edelweiß, aber die werden nicht wie im Grandhotel gewechselt. Deswegen schläft man in Baumwoll-Schlafsäcken, die aussehen wie Bettbezüge mit verlängertem Kopfteil, die man über die Kopfkissen stülpt. So etwas müssen wir uns als Wanderer dann auch mal anschaffen. Es gibt diese Hüttenschlafsäcke auch aus Seide und man kann sie winzig zusammen falten. Zum Glück haben wir wenigstens an Handtücher gedacht.
Mein Mann geht schon mal unter die Dusche. Fünf Minuten später ein Schrei… „Andrea!“ Der arme Kerl steht nackt unter der Jungs-Gemeinschafts-Dusche und es kommt kein Wasser. Ich hatte vergessen, dass man dazu die Münzen braucht, die mir Anni gegeben hat. Noch ein Anfänger-Fehler!
Eine halbe Stunde später sitzt die ganze Family, frisch geduscht, wieder unten in der Gaststube. Emma fragt nach dem WLAN-Passwort. Hüttenwirtin Anni lacht und sagt: „Gibt´s nicht! Das haben wir abgeschafft. Gibt´s nur für Mitarbeiter. Sonst sind die Teenager nur am Handy.“
Emma verzieht das Gesicht. Mich freut´s. So spielen wir als Familie „Mensch-ärgere-nicht“ und Anni bringt uns eine Runde Hüttenschnaps. Sogar Paul bekommt einen Kinderschnaps (es ist nur eine Sprite – Anmerkung der Redaktion), aber Paul kippt ihn weg wie ein Großer.
Wir unterhalten uns mit anderen Familien. Neben uns sitzt eine sehr sportliche Familie mit zwei Mädchen (7 und 9 Jahre), die tatsächlich von Hütte zu Hütte wandern, heute aber mal einen ganzen Tag Pause in der Gaudeamushütte gemacht haben. „Sonst wäre es zuviel geworden“, erzählt die Mutter lachend.
Um Punkt 22.00 Uhr ist Hüttenschluss! Das steht auf dem Schild über dem Jagdgewehr wie eine Drohung und ist wohl auch so gemeint. Ehrlich gesagt sind wir aber heute schon vorher recht müde und schlüpfen sehr früh in unsere Schlafsäcke in den karierten Betten und schlafen wie Murmeltiere.
Draußen regnet es… sehr gemütlich.
Am nächsten Morgen liegt in der Früh noch Nebel auf den Bergen. Die weißen Schwaden steigen tatsächlich hoch zu den Gipfeln des Kaisergebirges und senken sich dann wieder über die Tannen und Wiesen, der Blick aus dem Fenster ändert sich minütlich. Wir bekommen von Anni ein zünftiges Frühstück mit Bergkäse, Schinken und selbstgemachter Marmelade in der Gaststube serviert und die Kids freuen sich über ihre heiße Schokolade.
Bald heißt es aber Abschied nehmen. Wir tragen unsere Wandertouren der letzten Tage noch in das dicke Hüttenbuch ein. „Hoffentlich kommen wir wieder, dann können wir noch mal nachschauen,“ erkläre ich Paul. „Cool!“ meint Paul und sucht seinen Wanderstock für den Abstieg.
Noch ein Erinnerungsfoto von der ganzen Family vor der Kulisse des Kaisergebirges, dann geht´s wieder zurück ins Tal!
Fazit: Unsere Hüttenübernachtung war sehr gemütlich. Für eine Nacht fand es tatsächlich auch Emma ohne Internet okay, aber natürlich keinen Tag länger. Ist klar! Wir überlegen, ob wir nächstes Jahr tatsächlich mal nur mit Paul eine Drei-Tages-Tour machen. Jetzt sind wir ja schon alte Hütten-Hasen und kennen uns aus mit Schlafsäcken, Duschmünzen und Kinderschnaps …