Geht raus und spielt !
Es gibt eine wirklich tolle Initiative von den Österreichs Wanderdörfern, um Kinder für die Natur zu begeistern. Jasmin Bacher, selbst Mama von zwei Kids, erklärt im Interview was hinter “Spielend wandern” steckt und wie wir unsere Kinder zu mehr Bewegung in der Natur anleiten können. Außerdem hat Sie uns gleich jede Menge Tipps, wo wir die schönsten Plätzchen dazu finden ….
1. Wer oder Was steckt hinter der Initiative „Spielend Wandern“?
Hinter der Initiative von Spielend wandern stehen Österreichs Wanderdörfer. Das sind insgesamt 45 Mitgliedsregionen. Wir inspirieren Menschen Wandern als bereicherndes Naturerlebnis zu erfahren. “Spielend wandern” motiviert Familien zu mehr Bewegung in der Natur. “Geht raus und spielt!” ist das Motto unserer Initiative.
2. Warum ist Spielen in der Natur so wertvoll?
“Spielen” klingt so einfach und ist für uns Menschen aber wesentlich. Alles was wir können haben wir im Spiel gelernt. Die Natur ist als Lern- und Spielraum perfekt. Sie ist hoch komplex, aber auch minimal strukturiert. Alles hat einen Platz, eine Bedeutung. Du kannst draußen in der Natur den gesamten Lebenszyklus beobachten. Du hast draußen alle deine Sinne auf Empfang und Bewegung ist ein wichtiges Argument. Leben lernen und in Bewegung sein – das ist das Wesen von Spielen wandern. Wir arbeiten mit einer tollen Neurowissenschaftlerin zusammen, Dr. Nicole Strüber, die das in ein paar Statements wunderbar & fundiert auf den Punkt bringt:
“Studien zeigen, dass Kinder, die häufig in der Natur spielen, bessere Fähigkeiten entwickeln, ihre Gefühle zu regulieren und sich in der sozialen Welt zurechtzufinden. Sie sind kreativer, kognitiv leistungsfähiger und motorisch geschickter als andere Kinder. “
3. Wie schaffen wir es unsere Kids fürs Wandern zu begeistern?
Wunderbar ist, wenn es beim Wandern nicht um das Ziel am Gipfel geht. Strecke und Leistung sind keine Motivation für Kinder. Kinder lieben Abenteuer. Sie sind neugierig und kleine Highlights am Weg, eine Wiese voller Insekten, tolle Steine oder Felsen zum Klettern, laut auf einem Grashalm pfeifen motiviert und macht Spaß. Mein Tipp für die Tourenplanung: Die Kinder mit einbeziehen und Spiele aus unserer Outdoor-Spielesammlung aussuchen lassen. Unser Booklet ist so ein kleiner Griff in die Zauberkiste. Beim Spielen unterwegs “vergeht” im wahrsten Sinne, der Weg schneller. Spielen geht immer und überall und der Moment zählt, das blendet übrigens auch für uns Eltern viel Stress aus. Flexibel und offen für Umplanungen sein, wenn es gerade am Bach so schön ist – zulassen, genießen und in dem Moment versinken.
4. Wo und wie finden wir die passenden Spiele?
Wir haben Spiele in fünf unterschiedlichen Kategorien (Wasser, Wald, Wiese, Stein & Fels und Gedankenspiele), einfache Anleitungen in vier Schritten mit kleinen Tipps. Übrigens auch ganz wunderbare Themenwege, Ausflugstipps und ausgesuchte Gastgeber, wenn man bleiben möchte. Auf www.spielend-wandern.at findest du alle Naturspiele, Anleitungen und Ausflugsziele, Themenwege, Gastgeber für Familien in ganz Österreich. Unsere Spielesammlung gibt es auf der Seite auch als eBook – und natürlich als Buch für den Rucksack in all unseren Wanderdörfern. Gerade jetzt in den Ferien gibt es immer wieder Themenspecials – also unbedingt immer einmal auf unseren Social-Media Kanälen (Instagram @wanderdoerfer und Facebook Österreichs Wanderdörfer) vorbeischauen, es lohnt sich!
5. Haben Sie ein Lieblingsspiel, das sie uns empfehlen?
Ich liebe den “Waldfreund”. Ein Stock mit Charakter, der einen unterwegs “anspringt”. Halstuch drum wickeln, Namen geben und du hast einen Wander-Buddy. Der plappert unterwegs mit einer witzigen Stimme, darf auch frech und lustig sein. Das geht schon mit den Kleinen und ehrlich – auch ich finde das noch immer lustig. Abends beim Einschlafen liegt er dann bei den Kids am Nachttisch und morgens schlürft er aus der Kindertasse.
6. Welche Regionen zum Wandern sind besonders familienfreundlich?
Unsere Regionen sind ganz vielfältig, über die Wiener Alpen, Osttirol, Mittelkärnten oder Salzburg – in allen kannst du Spielend wandern. Auf www.spielend-wandern.at/naturspielplatz haben wir eine Sammlung von Ausflugstipps in unseren Regionen. Man kann auf der Karte nach Bundesland oder Region filtern und sich eingetragene Themenwege, Abenteuer- & Naturspielplätze oder Erlebnisberge & -parks anzeigen lassen.
7. Vielleicht haben Sie für uns da drei Empfehlungen?
Da ist Saalbach Hinterglemm sicher ein guter Tipp für Familien, die Spielend wandern möchten. In der Region gibt es ausgezeichnete Familienwanderwege und magische Spielorte, wie z. B. “Expedition Kodok, für mutige Jäger und Schatzsucher”. Oder wer Berg und See verbinden möchte, dem kann ich Wandern am Millstätter See empfehlen, “Mein 1. Gipfel in den Nockbergen” ist ein wunderschönes Erlebnisprogramm. Spielend wandern in Filzmoos, auf die Moosalm am Kinderwanderweg, kombiniert spannende Stationen, ein Wander-Stempelbuch und Einkehr auf der Hütte – es gibt wirklich abwechslungsreiche Spielend wandern Momente in den Wanderdörfern.
8. Auf was freuen Sie sich persönlich diesen Sommer?
Einfach draußen sein, unbeschwerter und freier, als letzten Sommer, mehr Möglichkeiten als Verbote. Ich plane mit meiner Familie wieder viele Ausflüge und auf unseren Sommerurlaub in Großarl freue ich mich schon besonders.
9. Wir Eltern dürfen uns das Leben auch mal leichter machen!
Wir sollten uns als Eltern von diesen “krampfigen” Spiel- und Bespaßungsgedanken lösen – wir erleichtern uns ( und auch den Kindern) damit das Leben wesentlich. Wenn ich mit meinen Kindern im Wald unterwegs bin finden die meist recht schnell eine Beschäftigung, sehen Tiere, sie sammeln und suchen, bewegen sich ausgelassen. Das ist wunderbar und reicht. Das gilt auch für den Park oder Garten. Mir selbst tut das auch gut, mich entspannt das. Es braucht nicht immer ein mega Animationsprogramm, ein kleiner Anstoß, eine Spielidee reicht. Und ja, wir Eltern sollten die Zeit auch für uns nutzen und uns diese Leichtigkeit von den Kindern abschauen. Das finde ich übrigens sehr spannend – Eltern & Erwachsene zum Spielen zu motivieren – das kommt bei bei uns dann im Herbst als Thema.
Was ich noch bemerke ist, dass ich mit meinem Großen (der wird 14) draußen gut ins Gespräch komme, so beiläufig, während wir gehen oder versuchen Zapfen weiter als der andere zu werfen.
Einfach so und diese Momente bringen uns dann auch näher zusammen, das mag ich. Und ich glaube, das hängt mit dieser Zwanglosigkeit, der Weite und dem Draußensein zusammen.