Ein Berg, zwei Seiten, drei Skigebiete
Auf der Zugspitze verläuft die Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Unsere Autorin Antoinette Schmelter-Kaiser testete mit ihrer Familie Skigebiete rund um den 2.962 Meter hohen Gipfel und ist begeistert von beiden Seiten des Berges. Von kinderleicht bis Kandahar ist für jeden Geschmack und jedes Niveau alles dabei.
Weiter nach oben geht es in Deutschland nirgendwo: Genau 2.962 Meter über dem Meeresspiegel misst die Zugspitze. An ihrer markanten Abbruchkante auf der rechten Seite kann man sie als höchsten Gipfel des Wettersteingebirges bei gutem Wetter sogar von München erkennen. Ganz anders wirkt sie von Österreich aus gesehen, wozu sie ab dem West-Gipfel gehört : Als monumentaler, breiter Block thront sie ähnlich dem australischen Ayers Rock hinter Ehrwald. Noch vielseitiger sind die Skigebiete auf der Zugspitze sowie um sie herum: Von kinderleicht bis Kandahar ist für jeden Geschmack und jedes Niveau alles dabei.

Zugspitz Arena
Sieben Skigebiete mit 142 Pistenkilometern verteilen sich auf Tiroler Seite um die Zugspitzarena. Weil sie nicht verbunden sind, muss man mit dem Skibus (gratis mit Gästekarte) oder dem Auto von einem Ort zum anderen „schaukeln“. Wegen der geringen Entfernungen geht das schnell. Nach Pistenkilometer-Fressen ist uns hier aber ohnehin nicht zumute. Lieber erkunden wir die Gebiete peu à peu.
Mit didaktischen Aufbau punkten die Wettersteinbahnen. In Blickweite der Dorfkirche von Ehrwald gibt‘s ein Beginner-Areal für die ersten Rutschversuche und in der Confetti Alm einen Indoor-Spielbereich, falls es Skizwergen draußen zu kalt wird. Klappt das Ausstemmen und Bögenfahren, haben sie auf dem Sonnenhang oder sanften Waldabfahren ihren Spaß, wo Gedränge Mangelware ist. Fortgeschrittenere wie unsere Mädchen freuen sich über eine Natur-Halfpipe und den Kidspark beim Gamskar-Schlepplift nebst Stopp auf der Gamsalm, die beiden karamellisierten Kaiserschmarrn serviert. Wagemutig geben sie danach auf der schwarzen „Racing-S“-Abfahrt Gas.
Ebenfalls das Prädikat „zertifiziertes Familienskigebiet“ hat die Ehrwalder Alm: Mit einer bequemen Gondel geht es auf eine Art Hochplateau mit dem schön gestylten Restaurant Tirolerhaus, einer Schneeburg und einem Zauberteppich für blutige Anfänger. Weiter führt u.a. ein beheizter 6er-Sessellift auf den 1.925 Meter hohen Issentalkopf zu unserer Lieblingsabfahrt Nummer 12. Weil diese Piste extrem breit und Bremsen problemlos ist, können die Mädchen mit ihrem Papa wieder und wieder um die Wette Schuss fahren.
Gar nicht satt sehen können wir uns auf der Panoramafahrt am Grubigstein oberhalb von Lermoos. Erst durch Latschenfelder, dann im lichten Wald führt sie 2,7 Kilometer lang von 2.028 Metern Höhe in Richtung Grubiglalm. Beim Breitwand-Ausblick auf gleich vier Bergmassive müssen wir mehrere Zwischenstopps zum Fotografieren einlegen. Dann schwingen wir durch aufstäubenden Pulverschnee, der in der Nacht frisch gefallen ist.
Garmisch-Classic
Drei Gondeln erschließen vom Tal aus die 40 Pistenkilometer des Classic Skigebiets in Garmisch-Partenkirchen– je nachdem, welchen Berg man zuerst in Angriff nehmen möchte. Unser Favorit ist die Alpspitzbahn. Steil hinauf klettert die große Gondel bis zum 2.057 Meter hohen Osterfeldkopf. Oben angekommen wäre es eine Sünde, sofort die Ski anschnallen. Denn erst muss ein Abstecher auf die schmale Aussichtsplattform sein, die schwindelerregend ins Leere ragt. Bis zum Ammer- und Starnberger See schweift der Blick, so dass wir uns wie Vögel fühlen. Auf den Pisten warten weitere Highlights: erst eine von zwei Felsen flankiertes Tor, durch das man in einer Linkskurve an unberührten Hängen vorbeigleitet. Auf der Bernadein-Abfahrt folgen Stellen mit absoluter Stille, im Park am Hexenkessel große Kicker, über die Snowboarder und Freestyler springen, am Hausberg eine BMW-Rennstrecke, wo Zeiten gestoppt und Videos aufgenommen wird. Die tiefschwarze Kandahar-Abfahrt, die bei Abfahrtsrennen berühmt-berüchtigt ist, sparen wir uns lieber. Stattdessen führt ein Einkehrschwung zum Bayernhaus fünf Minuten vom Hausberg-Trubel entfernt. Auf der Terrasse bestellen wir fluffige Spinat- und Germknödeln – ein Genuss zum Bilderbuch-Blick auf die umliegenden Berge.

Zugspitze
Optisch toppt der nächste Tag diese Eindrücke. Am Eibsee in Grainau besteigen wir die neue Seilbahn: 4,5 Kilometer lang kommt sie mit einer Stütze aus, die mit 127 Meter die höchste der Welt ist. Auf sie folgen 3.213 Meter frei schwebendes Seil bis zur Gipfelstation. Während der zehnminütigen Fahrt sorgen Abgründe unter den bodentiefen Fenstern für Gänsehaut. Oben auf der Zugspitze erahnen wir in der Ferne München. In der anderen Richtung erstreckt sich ein Meer aus 400 Gipfeln bis nach Italien und in die Schweiz – ein 360°-Blick, der auf der Terrasse genauso wie im coolen Panorama-Restaurant aus verschiedenen Perspektiven fesselt.
Zum Skigebiet auf dem Zugspitzplatt geht‘s nur mit einer zweiten Gondel. Auf dem Plan nimmt es sich mit je zwei Schlepp- und Sesselliften bescheiden aus. Doch alle Pisten sind über meterhohem Schnee perfekt präpariert, breit und mit wechselnden Ausblicken ein solcher Augenschmaus, dass wir nicht genug bekommen können. Doch vor dem Ansturm auf die letzten Gondeln fahren hoch auf den Gipfel und dann wieder ins Tal. Ein weiteres Highlight steht für heute nämlich noch auf dem Programm: ein Besuch der Partnachklamm. Beim Skistadion unterhalb der futuristischen Schanze parken wir den Wagen. Zu Fuß geht es eine halbe Stunde bis zum Eingang, dann in die tief eingeschnittene Schlucht. Im Winter verwandeln Minustemperaturen herab rieselndes und herauf spritzendes Wasser in filigrane Vorhänge, erstarrte Sturzbäche und meterlange Zapfen aus Eis – ein weiteres Naturschauspiel der magischen Art.
In Sachen Transparenz: Wir bedanken uns ganz herzlich beim Tourismusverband Garmisch und der Zugspitz Arena für die freundliche Unterstützung dieser Reise. Werbung, da Pressereise, unbezahlt. Wir empfehlen nur Regionen und Aktivitäten, die wir selbst getestet haben und die wir für Familien geeignet halten.