Große Freiheit auf dem Thomahof
40 Hektar Land, 50 Milchkühe, Kälber, Pferde, Ziegen, Schafe, Katzen, Hühner: Im oberbayerischen Fridolfing können Gäste von Familie Reiter Landwirtschaft miterleben. Gleichzeitig bietet der frisch renovierte DLG Ferienhof des Jahres 2017 Wohlfühl-Ambiente vom Feinsten.
Ankommen, Gastgeber begrüßen, Unterkunft anschauen: 15 Minuten halten es die Mädchen mit uns aus. Dann stellen sie auch schon folgende Frage: „Ist es okay, wenn wir das Auto mit ausladen und dann raus gehen?“ Zu groß ist nämlich ihre Neugier, den Thomahof genauer kennenzulernen. In Nullkommanichts tragen Felicia (10) und Sophia (12) ihre Taschen und Rücksäcke nach oben. Dann laufen die beiden auch schon los, während wir uns in der Wohnung „Abendsonne“ einrichten: zwei freundliche Schlafzimmer, ein großes Bad, eine Wohnküche mit Balkon, all das unter heimeligen Dachschrägen. Danach haben wir Gelegenheit, vor der Ankunft weiterer Familien mit Bäuerin Evi Reiter im neuen Trakt die Wohnungen „Zum Pferdestall“ und „Getreidekasten“ anzuschauen: Das Anwesen ist zwar schon fast 400 Jahre alt. Das aus regionalem Tuffstein gebaute Haupthaus war aber so marode, dass es 2015 abgerissen und anderthalb Jahre lang im oberbayerischen Stil neu aufgebaut wurde.
Im Souterrain gibt es seither einen Aufenthaltsraum mit gemütlicher Bibliothek und Billardtisch, im Erdgeschoss neben der Rezeption und dem kleinen Hofladen eine großzügige Stube fürs Frühstück, in den Etagen darüber Wohnungen vom Feinsten: Handgeschreinerte Landhaus-Möbel, Holzböden, Wände aus Naturstein, passende Kissen und Gardinen, Kaminöfen, Whirlwannen und Saunen mit integriertem Infrarotstrahler sind das Richtige für Gäste, die Landwirtschaft miterleben, aber auch Komfort wollen. Nicht umsonst wurde der Thomahof DLG Ferienhof des Jahres 2017; vor der Renovierung war er sieben Mal beliebtester Ferienhof Bayerns.
Beim gemeinsamen Hofrundgang später am Nachmittag erklärt Evi, wie sich ihr ganzer Stolz entwickelt hat: „Seit 1932 ist der Thomahof im Besitz der Familie meines Mannes. Weil die Größe von 13 Hektar zum Überleben nicht reichte, wurden ab 1968 einfache Zimmer vermietet. Später kamen in einem neuen Anbau drei Ferienwohnungen dazu. Zwei weitere haben Alois und ich 2007 ergänzt, nachdem wir den Betrieb 2000 übernommen haben, die letzten sechs folgten 2017.“ Während sie sich um die Gäste kümmere, bewirtschafte ihr Mann und ein Auszubildender den Hof mit heute 40 Hektar Land und 50 Milchkühen. Bis zu 1.000 Liter Milch geben diese pro Tag und bekommen jedes Jahr Kälbchen – sehr zur Freude der Gästekinder. Denn die dürfen mitmischen, wann immer sie wollen, – egal ob Vieh füttern, Traktor fahren, melken oder Eier der freilaufenden Hühner sammeln; am Ende des Aufenthalts bekommen sie dafür als fleißige Helfer ein Stalldiplom. Außerdem wollen kleinere Tiere versorgt und gestreichelt werden– von Meerschweinchen über Hasen und Katzen bis hin zu drei Ziegen, einem Schaf und verwaisten Lämmchen, die Oma Reiter mit der Flasche aufzieht.
Favoriten der Mädchen sind drei Pferde und ein Pony, auf denen mehrmals pro Woche geritten werden kann: Anfänger geführt und an der Longe, Fortgeschrittene unter Anleitung einer Reitlehrerin auf dem Sandplatz. Vor, zwischen und nach ihren Besuchen im Stall sind unsere Kinder bevorzugt mit großen Gocarts auf dem Hof unterwegs oder hüpfen endlos auf dem Trampolin. Ganz von selbst finden sie dabei neue Freundinnen, mit denen sie nach dem Abendessen im Spielzimmer verschwinden. Bis auf die Mahlzeiten bekommen wir sie deshalb kaum zu Gesicht. „Das Schönste ist, dass man einfach tun kann, wozu man Lust hat“, schwärmt Sophia über die große Freiheit, die sie mit ihrer Schwester eine Woche von früh bis spät auskostet.
Zu Ausflügen können wir sie bis auf eine Wanderung am nahen Waginger See deshalb nicht überreden. Ins pittoreske Tittmoning, das mit seinem hübschen Stadtplatz, einem super sortierten Haushaltswarengeschäft samt Stofflager, einer Galerie der Künstlerin Susanne von Siemens und der romantischen Burg über den schmalen Gassen nur neun Kilometer weit weg liegt, fahren wir deshalb genauso allein wie nach Burghausen. Wie gemalt liegt die Herzogs-Stadt mit ihren pastellfarbenen, eng beieinander stehenden Häuser am Ufer der Salzach. Darüber thront die weltlängste Festung mit wehrhaften Türmen, Zinnen und Mauern, die wir von einem Café auf der österreichischen Seite aus bewundern. Die Grenze liegt schließlich nur einen Katzensprung entfernt, so dass wir am anderen Ufer eine halbe Stunde durchs „Ausland“ in Richtung Fridolfing zurück fahren. Nur 4.000 Einwohner hat das Dorf, aber dank ein paar florierender Firmen auch über 2.800 Arbeitsplätze, die für reichlich Gewerbesteuer sorgen. Entsprechend gepflegt sind alle Straßen und Plätze des Orts, von dem der Thomahof zwei Kilometer entfernt inmitten von Wiesen und Feldern liegt.
Mit viel Abstand zu größeren Straßen können Kinder dort daher gefahrlos spielen und toben. Für die Eltern stehen auf dem Vorplatz und im Garten Bänke, Tische und Liegestühle bereit, wo sie zuschauen, lesen oder tiefenentspannen können. Langeweile lässt sich im Umkreis von 50 Kilometern mit jeder Menge Ausflugsmöglichkeiten bekämpfen – egal ob Salzburg, Chiemsee samt Königsschloss, Salzbergwerk und Nationalpark in Berchtesgaden, Freizeitpark Ruhpolding oder Rupertus Therme in Bad Reichenhall. „Es gibt Familien, die ständig unterwegs sind“, erzählt Evi. „Den Kindern tun sie damit aber meist keinen Gefallen“. Lieber wollen die morgens Gummistiefel anziehen, die in der Schmutzschleuse des Thomahofs in jeder Größe bereit stehen, und los stromern, um im Stall nach dem Rechten zu schauen, zu schaukeln oder mit allerlei Fahrzeugen herum zu kurven. Im Sommer wird ein Mal pro Woche gemeinsam gegrillt und Stockbrot gebacken. Außerdem bietet Evi regelmäßig Kräuterwanderungen an, weil sie will, dass ihre Gäste auf einem „echten Hof Kontakt zu Tieren und zur Natur bekommen“. Mehr Programm braucht es nicht, um rundum zufrieden zu sein.
Wir bedanken uns beim Thomahof für die freundliche Unterstützung.
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