Ab auf die Insel!
Der Mutschenhof liegt ganz idyllisch mitten im Spreewald und ist nur mit dem Kahn zu erreichen. Unsere Autorin Antoinette Schmelter-Kaiser hat in einer der beiden Ferienwohnungen gewohnt und inmitten von Natur pur tiefenentspannt.
Bei Dunkelheit an einem unbekannten Urlaubsort anzukommen, hat etwas Besonderes. Im Fall des Mutschenhofs sorgt der nächtliche Sternenhimmel zwischen tiefschwarzen Baumkronen, die auf beiden Seiten einen Fließ überragen, für märchenhafte Stimmung. Denn weil unsere Ferienwohnung auf einer Insel im Spreewald liegt, muss uns Anja Kilka am Parkplatz mit einem Kahn abholen. Fünf Minuten stakt sie ihn mit einem langen Rudel durch das dunkel glänzende Wasser. Dann legt sie am anderen Ufer an, wo schon Lucky und Luke miauend auf uns warten – zwei kleine, verschmuste Kater. Am liebsten würden uns die beiden in unsere Unterkunft begleiten. Doch dort heißt es für die Kätzchen „Draußen bleiben!“, so unsere Gastgeberin energisch. „Geschlafen wird im Stall.“
Gemütlichkeit innen und außen
Wir hingegen können es uns drinnen gemütlich machen: Im Erdgeschoss eines außen altersdunklen Holzhauses erwartet uns ein freundlicher Wohn-Essraum mit offener Küche und Kachelofen, daneben liegt ein behagliches Schlafzimmer. Eingerichtet sind beide mit weißen Ikea-Möbeln auf hellem Dielenboden, dekoriert mit liebevollen Accessoires von der Tapete in Pastelltönen über selbst gepflückte Blumensträuße in den Sprossenfenstern bis zu gerahmten Schwarz-Weiß-Fotos von anno dazumal; im Regal stehen Bücher über den Spreewald, die ich mit ins Bett nehme. Vor dem Einschlafen lese ich über dieses spezielle Niederungsgebiet im Südosten von Brandenburg, dessen Landschaft von der letzten Eiszeit geformt wurde. Bis heute prägen das Biosphären-Reservat natürliche Flußverzweigungen, die künstlich angelegte Kanäle ergänzen. Sie führen statt Straßen zu vielen Häusern und Höfen wie unserem Feriendomizil.
Unser Fortbewegungsmittel: Der Kahn
Was das im Alltag bedeutet, wird uns am nächsten Morgen klar: Sogar der Traktor, den Sebastian Kilka auf seinen Wiesen zum Arbeiten braucht, muss mit einem Kahn dorthin gebracht werden; das Gleiche gilt für seine Blonde d‘Aquitaine-Rinder. Doch trotz des Aufwands ist es ihm wichtig, den 1904 gebauten Hof seiner Eltern im Nebenerwerb weiterzuführen. Seit 2011 begann er dort mit dem Aufbau seiner Mutterkuh-Herde. Vor sechs Jahren wurden zwei Ferienwohnungen im ehemaligen Haus der Familie ausgebaut, wo früher vier Generationen unter einem Dach lebten. Sebastian Kilka selbst bewohnt mit seiner Frau und vier Kindern, einem Mädchen und drei Jungen zwischen sechs und zehn Jahren, einen Neubau hinter den Ställen. In diesen stehen im Winter die Rinder. Ansonsten sind sie auch das Zuhause von zwei Schweinen, Hühnern, Pfauen, Kanarienvögeln und fünf Katzen. Über alle Hofbewohner wacht als Mischung aus Berner Senn und Golden Retriever Wanda.
Steigt Anja Kilka in einen Kahn, möchte die Hündin unbedingt mit dabei sein – auch bei unserer Einweisung ins Staken. Wie eine Gallionsfigur steht sie am Bug, während sich mein Mann am Heck stehend mit dem langen Rudel aus Eschenholz abmüht. Was beim Abstoßen und Steuern ganz leicht ausschaut, ist eine Frage von sehr viel Übung und Gefühl. Anfänger wie er schaffen zunächst nur einen nervösen Zickzackkurs. Bei Profis gleitet der Kahn ruhig in die vorgesehene Richtung – egal ob Anja Kilka ihn steuert, ihr Mann, eines der drei größeren Kinder, die ab acht Jahren alleine fahren dürfen, oder jener Kapitän, mit dem wir ab Lübbenau zwei Stunden lang durch den Spreewald touren.
Viel zu sehen und zu erleben im Spreewald
Dicht an dicht liegen die Ausflugskähne am kleinen Hafen des Ortes, wo Verkaufsstände Spreewaldspezialitäten wie Leinöl, eingelegte Gurken und geriebenen Meerrettich in unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen anbieten. „Gemüse gedeiht hier gut, weil der Schwemmboden so fruchtbar ist“, wird uns nach dem Ablegen erklärt. „Außerdem gibt es viel Fisch von Aal über Karpfen bis Zander.“ Landwirtschaft sei noch immer eine wichtige Einkommensquelle, die andere der Tourismus. Die ersten Gäste kamen schon vor 160 Jahren, als eine Bahnverbindung von Berlin nach Görlitz und ein Bahnhof in Lübbenau gebaut wurde. Heute reisen viele mit dem Auto oder auf dem Europaradweg an. Weiter geht es mit einem Ausflugskahn, Kajas, Kanus oder Paddelbooten, die man an vielen Stellen mieten kann. Insgesamt gibt es im Spreewald fast 1.000 Kilometer Fließe, auf denen auch die Feuerwehr, der Notarzt, die Müllabfuhr und die Postbotin per Kahn verkehren – wichtige Versorgungs-Angebote auch für den Mutschenhof.
Auf unserem Ausflug fahren wir an ihm vorbei und fühlen beim Anblick des gepflegten Anwesens ein bisschen Besitzerstolz. Vor unserer Rückkehr erwartet uns noch ein Zwischenstopp in dem hübschen 150 Einwohner-Örtchen Lehde. Dort erfahren wir im Freilandmuseum mehr über das bäuerliche Leben im 19. Jahrhundert und die Sorben, die seit Jahrhunderten Spreewald siedeln, eine bunte Festtags-Tracht und ihre eigene Sprache haben, so dass auf jedem Ortsschild zwei Namen stehen. Anschließend genießen wir uns im Restaurant zum Fröhlichen Hecht eine Portion Hefeplinse – fluffige Pfannkuchen – mit Heidelbeeren und Schlagsahne. Zurück geht es auf dem Wasser durch Natur pur, vorbei an reetgedeckten Häusern, deren Giebel oft zwei Schlangenköpfe als Glücksbringer zieren, und meterhohen Heuschobern, die mit ihrer Kegelform auch typisch für den Spreewald sind.
Entspannung total…
Wieder auf dem Mutschenhof fühlen wir schon wie Insider: Das Übersetzen mit einem Kahn, der für Gäste frei verfügbar am Ufer liegt, klappt ohne bedrohliches Wackeln. Und auch Wanda und die Kätzchen erkennen uns wieder. Während wir auf einer Bank am Ufer sitzen, kommt eines auf meine Schultern geklettert – ein willkommenes Foto-Motiv für eine Gruppe Asiaten, die gerade auf einer der letzten Touren des Tages vorbeigefahren werden und ihre Kameras zücken. Danach kehrt langsam Ruhe auf dem Mutschenhof ein. Frösche quaken, Hühner gackern, der Fließ plätschert leise – das alles zusammen wirkt auf uns so entspannend wie eine Tiefenmeditation.
In Sachen Transparenz: Der Aufenthalt vor Ort erfolgte im Rahmen einer Pressereise (deshalb Werbung). Wir bedanken uns beim Mutschenhof für die freundliche Unterstützung. Unser Texte spiegeln unsere persönlichen Eindrücke wieder. Wir empfehlen nur Hotels die wir selbst getestet haben und die wir für Familien geeignet finden.