Abenteuer Azoren
Ein Hoch auf einen besonderen Urlaub: Unsere Autorin Adrienne Friedlaender hat mit ihren Söhnen Juri (12) und Johann(8) die Hauptinsel São Miguel auf den Azoren gewählt, da sie von A bis Z alles bietet, was man für einen gelungenen Familienurlaub braucht.
AZOREN
Menschen kennen die Azoren nur aus dem Wetterbericht.
Das Azorenhoch ist jedem bekannt. Als Urlaubsziel gelten die neun Vulkaninseln auf halbem Weg zwischen Europa und den USA noch immer als Geheimtipp. Touristen sind willkommen und werden herzlichst aufgenommen, aber die Insel ist noch fest in der Hand ihrer Bewohner. Insider lieben die Azoren für ihr angenehmes Klima, die üppige Vegetation und wilden Felsküsten, die verträumten Orte und wild-romantischen Buchten. Azoren-Fans kommen hierher weil sie wissen was sie hier erwartet beziehungsweise nicht erwartet: Shoppingcenter und Fastfood-Restaurantketten, internationale Luxus-Ressorts, Designerläden
BUCHEN
Reise auf die Azoren inklusive aller Aktivitäten zu buchen über: seabreeze travel, www.seabreeze.travel, Franz-Kobinger-Straße 3, 86157 Augsburg, Telefon 0821-22783-70, Mo – Fr 09:00 – 18:00 Uhr.
Caldeira das Sete Cidades
Ich wundere mich, woher Juri die Information hat, auf jeden Fall hat er den beeindruckenden Einsturzkrater der Azoren mit seinen berühmten Seen entdeckt und gibt keine Ruhe, bis wir uns auf den Weg Richtung Osten machen. Schon die Fahrt entlang der Steilküste ist diesen Ausflug wert. Maisfelder und saftig grüne Wiesen vor wolkenfreiem Himmel und blauem Meer. Dann erreichen wir die miteinander verbundenen Seen: Lago Verde (grüner See) und Lago Azul (blauer See). Wir parken unser Auto und machen ein Picknick am Ufer. Obwohl die Seen in jedem Reiseführer beschrieben sind, ist außer einem Angler, der versonnen auf der Brücke zwischen den Seen steht, kein Mensch hier.
Delphine
Im Neoprenanzug sitzen wir in einer Reihe und lauschen den Anweisungen von Paola. Die Mitarbeiterin von „Picos de Aventura“ bereitet uns auf eines der größten Abenteuer in unserem Leben vor: Dem Schwimmen mit Delphinen! Und dafür gibt es ein paar Regeln zu beachten: „Wir halten immer einen Abstand und berühren die Tiere auf keinen Fall. Es sind keine zahmen Delphine mit denen wir uns im Pool vergnügen. Wir schwimmen mit wilden Tieren mitten im Ozean. „Sobald ihr im Wasser seid sofort Kopf runter und in alle Richtungen gucken. Delphine fliegen nicht“, entlässt Paola uns lachend. Dann geht es zum Hafen und ins Boot. Paolo ist Meeresbiologe, Delphinfachmann und Skipper. Er steuert unser Zodiak bei strahlendem Sonnenschein entlang der Steilküste hinauf aufs Meer. Dabei folgt er den Anweisungen der Delphin-Spotter an Land.
Von den Bergen aus und bewaffnet mit riesigen Ferngläsern suchen diese das Meer nach Delphinen ab und geben dem Skipper ihren Standort durch. Jetzt haben sie Tümmler mit ihren Ferngläsern entdeckt. Zufrieden schlägt Paolo die angegebene Richtung ein. Wenig später erreichen wir eine riesige Gruppe der „Flipper-Delphine“. Sie schwimmen rund um unser Boot, tauchen darunter hindurch und präsentieren uns ihre akrobatischen Sprünge. Während Paolo das Boot vorsichtig vor die Gruppe lenkt gibt er die Kommandos: Zwei Schwimmer bereitmachen, rechtes Bein über Bord, beide Beine über Bord. Wir setzen die Brille auf und stecken Schnorchel in den Mund.
Paulo stoppt den Motor greift nach unseren Armen und lässt Juri und mich behutsam ins Wasser gleiten, um jedes störende Platschen zu vermeiden. Wir tauchen unter Wasser und in die Welt der Delphine. Kurz verschlägt es mir den Atem: links und rechts, vor und hinter mir Delphine, unter mir dreht sich ein drei Meter langer Tümmler und zeigt mir seinen Bauch. Ein paar Meter entfernt sehe ich Juri, der sich ganz selbstverständlich und ohne jede Scheu zwischen den vier Meter langen Tieren bewegt. Er macht mir ein Zeichen: Daumen nach oben – alles ok. Es ist mehr als OK – es ist ein Wunder unter Wasser. Ich weiß nicht, was ich mir genau vorgestellt hatte – aber dies übertrifft alle Erwartungen. Und dann höre ich ihr Fiepen! Wie gut, dass man im Wasser keine Tränen sieht. Nach knapp 5 Minuten ist die Show vorbei. Die Delphine schwimmen weiter und entfernen sich aus unserer Sicht. Zurück an Bord fragt Skipper Paolo lachend: Und? Habt ihr sie gesehen? Unser Gesichtsausdruck spricht Bände. Er startet den Motor und wir machen uns auf zur nächsten Gruppe. Schwimmen mit Delphinen ist das ganze Jahr möglich. Aufgrund der Wassertemperaturen sind jedoch die Monate Juli und August empfehlenswert. Eine Altersgrenze für Kinder gibt es nicht. Voraussetzung ist, dass die Kinder sicher schwimmen können.
Essen und Trinken
Wir haben nur Hotel mit Frühstück gebucht. Jeden Abend schlendern wir über das Kopfsteinpflaster durch die schmalen romantischen Gassen der Stadt und suchen uns ein leckeres Restaurant. Und davon gibt es jede Menge. Fangfrischer Fisch und Meeresfrüchte stehen auf jeder Speisekarte. Und auch Fleisch wird in allen Varianten angeboten, denn Rinderzucht ist das wichtigste Standbein der Insel. Kinder sind überall herzlich willkommen. In jedem der Restaurants, die wir besuchten waren die Kellner bemüht den Kindern alle Wünsche zu erfüllen.
Furnas
In und um Furnas herum kann man einen ganzen Tag verbringen! Heute beginnen wir den Tag sportlich: Kanufahren steht auf dem Programm und zwar auf dem Lago Furnas. Boote und Ausrüstung werden vom Anbieter der Tour an den See gebracht. Auch hier ist zum Schutz der Natur die Anzahl der Gäste begrenzt und nur Touristen die über einen Anbieter buchen dürfen ins Boot. Wie Tausende von Kristallen spiegelt sich die Sonne auf dem See. Und während mir schon nach zehn Minuten die Arme brennen, entwickeln die Jungs nicht nur ihren Lederstrumpf-Geist, sondern auch enorme Kräfte und paddeln mich mit erstaunlicher Ausdauer über den See.
Auf der anderen Seeseite liegen die Caldeiras da Lagoa das Furnas. Kochend heiße Quellen, die aus 100 Meter Tiefe aus dem Boden an die Oberfläche dringen, blubbernder Teich, schweflige Dämpfe. Der Boden hier ist so heiß , dass die Einheimischen ihre Kochtöpfe mitbringen und den zu Hause vorbereitetet Eintopf garen.Nach der Kanufahrt genau das Richtige, aber natürlich haben wir keinen Topf dabei. Dafür beobachten wir Joao Franeisco und Luis Gonsales.
Sie arbeiten als Cocido-Wächter. Gemeinsam lassen sie die nummerierten Töpfe der Gäste in das Erdloch hinab und sorgen dafür, dass nach vier bis sechs Stunden jeder Topf bei der richtigen Familie auf dem Tisch landet. Als wir ankommen ziehen sie gerade mit vereinten Kräften das Essen von Lucia Silva aus dem Erd-Backofen. Wir haben Glück und Lucia lässt uns in ihren Kochtopf gucken und sogar probieren: Hähnchen, verschiedene Fleischsorten, Süßkartoffeln, Kohl und Gemüse im eigenen Saft – einfach köstlich! Wir sind so begeistert, dass wir für den nächsten Abend in Tonis Restaurant einen Cocido vorbestellen. Das Restaurant in Furnas kocht Caldeira-Eintopf auf Bestellung!
Galão
„Stopp! Mami braucht ihren Kaffee …“ Die Jungs haben sich schon daran gewöhnt, dass ich mehrmals am Tag vor einer der kleinen Bars anhalte. Galão ist die portugiesische Antwort auf unseren geliebten Latte Macchiato. Die Mischung aus Espresso und heißer Milch wird in einem Glas serviert und kostet zwischen 70 Cent und einem Euro – da lohnt sich doch wirklich der ein oder andere Stopp.
Hotel
Das Hotel São Miguel Park liegt in der kleinen Hauptstadt Ponta Delgada. Ein paar Schritte zum Meer ein paar Schritte zum Zentrum und ein guter Ausgangspunkt für alle Azorenabenteuer. Dazu bietet das 4Sterne Hotel für die Jungs den „lebenswichtigen“ Innen- und Außenpool. Dazu noch türkisches Bad, Sauna Fitnessraum, Bar und Restaurant. Untergebracht sind wir in einem großzügigen Familienzimmer mit Blick über die Stadt bis zum nahen Meer.Sao Miguel Park Hotel, www.bensaude.pt
Ilhéu de Vila Franco do Campo
Die Insel vor Vila Franco erinnert mich an den Film „Blaue Lagune“. Mit dem Boot von Vila Franco erreichen wir in 5 Minuten den Meerwasserkratersee. Umrandet von Felsen, geschützt vor Wind und Wellen. Das Wasser ist kinderfreundlich warm und flach. Und kaum den Kopf unter Wasser taucht man in einem Aquarium. Dutzende großer und kleiner Fische direkt vor der Taucherbrille. Juri ist schon ein Profi und weist Johann in die Kunst des Schnorchelns ein – nirgendwo besser als in diesem kleinen Paradies. Tipp: Die Anzahl der Tagesgäste ist durch die Boot-Tickets begrenzt. Der Kartenverkauf beginnt um 9.30 Uhr. Rechtzeitiges Kommen sichert einen Platz auf der Trauminsel. Kinder: Die Portugiesen sind ausgesprochen kinderlieb! Ob im Hotel, im Restaurant, bei den Ausflügen oder in der Therme – Kinder sind überall mehr als herzlich willkommen. So macht Familienurlaub Spaß!
Lago do Fogo
Auf der Rückfahrt von unser kleinen Trauminsel entdecken wir den Lago do Fogo. Leider ist es für heute zu spät für Wanderung zum einsamen See, aber am nächsten Morgen sind wir da. Der Abstieg ist etwas mühsam, aber dafür sind außer uns höchsten noch eine Handvoll Menschen am See, Schwimmen, Tauchen, Ruhe genießen, wo gibt es noch Plätze, die im Reiseführer stehen und wo man in der Hochsaison dennoch allein ist? Der Aufstieg nach dem Ruhetag am See ist eine Herausforderung, die wir gern für dies Erlebnis in Kauf nehmen.
Mosteiros
Die Fahrt entlang der Küste bis Mosteiros und die Umrundung der Westküste ist ein Traum und gehört unbedingt zum Pflichtprogramm. Ponta da Ferraria ist die Westspitze von Sao Miguel und wurde zum Naturdenkmal erklärt.
Natur
Überhaupt sind die Azoren für Naturliebhaber ein Paradies: erloschene Vulkane, wunderschöne Seen, üppige bewachsene Berge, saftige Wiesen, ein Meer von Hortensien und von überall der Blick auf den Ozean.
Outdoor-Aktivitäten
Wasserfans kommen zum Schwimmen, Paddeln, Tauchen oder Seekajakfahren, Tierfreunde wegen der Delphine und Wale, andere zum Wandern. Die Azoren sind ein Paradies für Outdoor-Freunde.
Ponta Delgada
Ponta Delgada ist zwar die Hauptstadt der Azoren, hat aber mit ihren nur 69.000 Einwohnern den Charme des ehemaligen Fischerdorfs behalten. Romantische Kopfsteingassen, hübsche Plätze, bunte Restaurants, Marina und Meer – wir haben uns am ersten Abend in die Stadt verliebt.
Radfahren
Mountainbike-Fahrer kommen auf der hügeligen Insel voll auf ihre Kosten. Wir erkunden die Insel lieber in unserem kleinen Mietwagen. Der allerdings ist unbedingt für die Entdeckung der Insel zu empfehlen.
Strände
Rund um São Miguel gibt es größere und kleinere Strände, die selbst in der Hochsaison nur wenig besucht sind. Darüber hinaus gibt es natürliche Felsenpools und jede Menge warme Thermalquellen. Ich habe mich in die kleinen Buchten bei São Brás und Porto Formosa verliebt. Die Kinder lieben das riesengroße und sichere Meerwasserschwimmbad in der Marina von Ponta Delgada (Eintritt frei).
Thermalbäder
Thermalbäder gehören zu den Azoren wie Wale und warme Quellen. Ob Park Terra Nostra, Caldeira Velha, Lago do Fogo oder Furnas – überall auf São Miguel dampft, sprudelt und blubbert es. Wir entscheiden uns für die „Poça da Dona Beija“ in Furnas. Die Einheimischen nennen ihre Lieblingsquelle „Paradies Pool“ Wir mischen uns unter sie und entspannen in dem 30 Grad warmen Wasser, dass aus den Felsgrotten in die Naturbecken fließt. Juri und Johann flitzen begeistert von Becken zu Becken und bemalen ihre Gesichter mit dem schwefelhaltigen gelben Schlamm.
Vögel
Vogelbeobachter geraten in Entzücken. Auf den Azoren kann man den seltenen Azoren “Gimpel” beobachten. Exkursionen werden täglich angeboten. Wir gehen lieber auf Waljagd …
Whale-Watching
Bis 1987 Jahre wurden auf den Azoren noch Wale gejagt. Zum Glück wurden die Harpunen heute gegen Kameras getauscht und die Giganten der Meere nicht mehr von hart gesottenen Männern verfolgt, sondern von begeisterten Touristen. Auch in unseren Ferien steht die Begegnung mit den Walen gleich hinter den Delphinen auf der Liste der Insel-Highlights. Wieder gibt Paola uns vor dem Start eine ein paar Informationen über die Geschichte des Walfangs und den Ablauf der Tour. „Im Durchschnitt treffen wir auf zwei verschiedene Walspezies pro Trip“ schließt Paola das Briefing. Das klingt verdammt spannend! In einen fußbodenlangen Regenmantel gehüllt und mit einer Schwimmweste gesichert begeben wir uns an Bord des Fiberglasbootes. Und kaum haben wir den Hafen verlassen, ist uns klar wozu die Ausrüstung gebraucht wird: Das kleine Boot flitzt über das Meer und immer wieder erhalten wir eine Gischt-Dusche. Wir sind auf der Suche nach einem Sperm-Wal, den die Spotter entdeckt haben. Aber wo steckt er?
Aber wo steckt er? Zum Schutz der Tiere werden wir immer einen Abstand von 15 Metern zu den Tieren halten, hatte Paolo am Morgen gesagt. Aber trotz Späher an Land und einem sehr ambitionierten Skipper, der mit Volldampf auf Walkurs geht haben wir kein Glück. Wellen statt Wale lautet das Tagesabenteuer. Die werden allerdings immer höher. Alle paar Minuten klatscht ein Schwall Salzwasser wie aus Eimern in unser Gesicht. Szenen aus „Moby Dick“ sausen durch meine Gedanken – nur leider ohne Wal. „Ich glaube wir sind gerade über einen Wal gesprungen“ ruft Johann. Das Boot hüpft über die Wellen, mal sanfter und mal härter. Die Fahrt fühlt sich an wie ein Rodeo im Ozean. Nach zwei Stunden erreichen wir zum Auswringen nass den Hafen. Das offene Meer ist kein Marine-Park und die Tiere kommen nicht auf Bestellung. Aber an Abenteuerfeeling hat es dennoch nicht gefehlt an diesem Vormittag.
Zehn
Tage reichen kaum aus, um unsere erste Azoren-Insel zu erkunden. Aber zum Glück gibt es ja noch acht weitere Inseln zu entdecken!
Auf jeden Fall auch noch auf unserer Bucketlist!!!!!!! haaaaach…