Je ausgedehnter und abwechslungsreicher ein Skigebiet, desto größer der Wunsch, möglichst viele Pisten kennenzulernen. Da die Lust aufs Abfahren überwiegt, bleiben andere Wintersportarten oft auf der Strecke – eigentlich schade. In Rauris ist das anders: Das Gebiet der Hochalmbahnen ist mit mit 32,5 Kilometern präparierter Pisten überschaubar und ideal für ein bis zwei Skitage. Entsprechend mehr Zeit bleibt für ein alternatives Wintersport-Programm.
Auf die Rodel, fertig, los!
Ideal als Auftakt ist eine Rodel-Partie. Sie lässt sich auch am Ankunftstag bequem abends unterbringen. Jeden Montag und Donnerstag wird die Rodelbahn Kreuzboden von 19 bis 20.30 Uhr beleuchtet. Mit der Sesselbahn geht es in wenigen Minuten von der Talstation bis zur Kreuzbodenalm, die hölzernen Leih-Rodel werden vom Personal hinten an den Sitz gehängt. Vor dem Start lohnt sich das Einkehren in der urigen Hütte, Spezialität sind hier die Kasnocken. Mit reichlich geschmolzenem Käse und gerösteten Zwiebelringen angerichtet können Gäste die Spätzle direkt aus der Pfanne gabeln. Lecker! Danach heißt es draußen: Auf die Rodel, fertig, los! Vom Tal leuchten die Lichter von Rauris herauf, das den Slogan „Einfach. Echt“ hat. Oben am dunklen Himmel blinken Abertausende Sterne durch die klare, kalte Luft. Viel Zeit zum Schauen und Staunen bleibt aber nicht. Denn beim Nacht-Rodeln gehört die ganze Konzentration der Strecke, die sich in Kurven von 1275 Meter auf 948 Meter kontinuierlich bergab schlängelt – mal durch verschneite Almwiesen, mal durch Waldstücke, fast immer mit Blick ins Tal. Gebremst wird mit den Fersen, gesteuert zusätzlich durch Gewichtsverlagerung. Für einen zusätzlichen Adrenalinkick sorgt das eisglatte Ende der ersten Teilstrecke. Nach einem kurzen Fußmarsch folgt der Endspurt auf einem breiten und flachen Stück – summa summarum ein Abenteuer, das Spaß und stolz macht.
Nationalpark abseits vom Trubel
Weniger rasant, aber nicht minder beeindruckend ist eine geführte Schneeschuhwanderung am nächsten Morgen. Mit dem Bus, der in der Gästekarte inkludiert ist, geht es zum Parkplatz Bodenhaus. Je weiter er ins Rauriser Tal fährt, desto dünner ist die Besiedlung – die in der flächenmäßig größten Gemeinde des Salzburger Lands mit 3.086 Einwohnern ohnehin gering ist – und desto beeindruckender ragen die Berge an beiden Seiten auf, darunter der Hocharn mit 3.254 Metern und der Hohe Sonnblick mit 3.106 Metern, auf dem seit 1886 Europas höchste, dauerhaft bemannte Wetterwarte thront. Weil die Straße nicht weiterführt als bis Kolm Saigurn, ist man hier abseits vom Trubel und mitten im Nationalpark Hohe Tauern, dem größten Schutzgebiet der Ostalpen. Dass es hier Bartgeier, Steinadler und einen Urwald gibt, erklärt Ranger Werner Schuh, der uns begleitet. Und dass man im Sommer an zwei Goldwaschplätzen sein Glück versuchen kann – zur Erinnerung an den Goldbergbau, der in Rauris seine Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert hatte und dem Ort außer stattlichen Gewerkehäusern auch eine beachtliche Pfarrkirche namens Pinzgauer Dom einbrachte. Werner Schuh, der als passionierter Globetrotter ebenso versiert wie unterhaltsam erzählen kann, macht aber auch auf andere Details entlang der Route aufmerksam: Spuren von Rehen, Hirschen, Mardern und Schneehasen, aus denen sich Informationen ablesen lassen. Oder glitzernde Schneekristalle, deren Form durch Temperaturen und Luftfeuchtigkeit beeinflusst wird.
Nachmittagsjause und blaue Stunde
Nach gut drei Stunden Marschieren zurück am Parkplatz, heißt es standhaft sein. Im Alpengasthof Bodenhaus soll es laut Werner Schuh einen besonders guten Kaiserschmarrn geben. Doch der würde den Appetit auf die Nachmittagsjause im Hotel Alpina verderben. Also heißt es noch ein bisschen durchhalten, bevor es in meiner Unterkunft cremige Karottensuppe, würzigen Heukäse zu Brot und frischgebackenen Kuchen gibt. Nach der vielen frischen Luft vom Vormittag geht es danach in die Sauna, zum Schwimmen ins Hallenbad und zum Lesen aufs Zimmer, das große Fenster in Richtung Berge hat – in der blauen Stunde ein vielversprechender Anblick.
Unberührte Bergwelt bis zum Großglockner
Der wird am nächsten Tag getoppt, als mich zwei Kabinenbahnen bis zur Schwarzwand bringen. Dort bleiben die Ski vorerst stehen. Denn an der Gipfelstation weist ein Schild zum „360 Grad-Ausblick“. Der steile Aufstieg zu Fuß ist überaus lohnend: Unter blitzblauem Himmel mit watteweißen Wölkchen breitet sich eine unberührte Bergwelt bis hin zum Großglockner aus, die blendend weißer Schnee bedeckt. Kein Wunder, dass sich immer mehr Skifahrer aufs Tourengehen verlegen. In dieser Disziplin muss ich passen, denn ich kann weder Tiefschnee fahren noch habe ich die notwendige Ausrüstung. Doch auch auf den Pisten komme ich in Rauris auf meine Kosten: Sie sind gut präpariert, nicht zu steil, schön breit und immer wieder menschenleer – vor allem um die Mittagszeit, wenn viele Gäste ein, zwei Stunden bei einem knusprigen Schnitzel auf der Hütte sitzen bleiben.
Windgeschützer Logenplatz mit Blick in die Berge
Das ungestörte Schwingen macht so viel Freunde, dass ich am nächsten Morgen – anders als geplant – doch nicht auf Langlaufski umsteigen und die Loipen bei Bodenhaus austeste. Stattdessen nehme ich wieder die Hochalmbahnen, nachdem sich der Morgennebel verzogen hat und ein zweiter perfekter Alpinski-Tag beginnt. Wieder und wieder geht es von der Bergstation Waldalm runter zur Talstation. Mittag ergattere ich auf der Waldalm Hütte einen windgeschützen Logenplatz mit Blick in die Berge und fasse einen Entschluss: Im Sommer möchte ich wiederkommen – zum Wandern – und zum Hengstauftrieb am 21. Juni, bei dem kräftige Noriker ihre Rangfolge auskämpfen und damit ihre Sommerfrische auf die Grieswiesalm beginnen.
In Sachen Transparenz: Wir bedanken uns herzlich bei der Region Rauris für die Einladung zur Pressereise und bei mk-Salzburg PR für die tolle Organisation! Wir berichten nur über Hotels und Destinationen, die wir selbst getestet haben und die wir auch Freunden uneingeschränkt empfehlen würden.