Rund dreieinhalb Stunden dauert die Fahrt vom Fähranleger in Oslo in das 240 Kilometer entfernte Geilo. Der Gebirgsort am Rande des Hardangervidda Nationalparkes liegt zwar nur auf 800 Metern Höhe, bietet aber mehr als 40 Pisten, die man auf Skiern, Snowboard oder Schlitten heruntersausen kann. Wir wollen aber nicht nur Ski fahren, sondern daneben vor allem einmal die typisch norwegischen Aktivitäten und Erlebnisse abseits der Pisten entdecken.
Wie Pinguine watscheln wir in Schneeschuhen auf den zugefrorenen Ustedalsfjorden durch die Wildnis – eine scheinbar endlose Eisseelandschaft. Meine Jungs Jonah (14), Juri (8), Johann (5) und ich haben noch ein wenig Startschwierigkeiten in den Sieben-Meilen-Stiefeln, aber ohne diese ist es nicht möglich, durch den tiefen Schnee zu marschieren. Mit Rentierfellen, Eisbohrer, Angelzubehör und Verpflegung beladen folgen wir unserem Guide Trond bis weit hinaus auf den See, um die Kunst des Eisfischens zu lernen. Der 38jährige Trond liebt das Leben in der Natur und arbeitet als „Veileding“ – als Wildnisführer. Mit Tronds Hilfe schrauben wir ein Bohrloch in die dicke Eisschicht, bis uns Eiswasser entgegensprudelt. Auf warmen Fellen sitzen wir um die Angellöcher herum, wärmen uns mit heissem Cranberry-Saft und versuchen mit ganz sanften Bewegungen der Angeln die Forellen anzulocken. Leider beisst kein Fisch an. Grillen auf dem Eis, wie es die Norweger gern machen, fällt wohl aus. Schade! Aber auf uns warten noch andere Abenteuer …
Am Abend gehen wir mit Taschenlampen bewaffnet auf Tierspurensuche. „Schaut mal! Vor ein paar Minuten ist hier ein Fuchs vorbeigelaufen!“ Trond erzählt, dass es hier Polarfüchse, Vielfraße und sogar Braunbären gibt. Meine Jungs trauen sich fast nicht zu atmen, während wir dutch den Schnee stapfen und gebannt Tronds Geschichten lauschen.
Bei herrlichem Winter-Wetter brechen wir am nächsten Morgen zur Husky-Schlitten-Safari durch eine glitzernde Märchenlandschaft auf. So ein Sechsergespann unter Kontrolle zu halten ist gar nicht so einfach! Mit beiden Beinen stehe ich fest auf der Hakenbremse des Schlittens und versuche, die Hunde zu bremsen, die wild hin und her springen. Lenken muss man nicht. Nur der Leithund vorn im ersten Gespann gehorcht den Richtungsbefehlen. Alle anderen Hunde folgen. Klingt simpel, ist es aber nicht. Die beiden kleineren Jungs Juri und Johann sitzen zum Glück warm und sicher vorn bei André im Schlitten. Nur Jonah darf schon allein sein Gespann fahren. Die Huskys rasen mit einem Affenzahn um die Kurven und über bucklige Pisten durch den Wald. Ich höre noch Johanns und Juris Freudenjauchzer, bevor ich in der Kurve von den Kufen fliege und im Schnee lande …
Schon viel einfacher ist es da mit einem Tretschlitten, eines der beliebtesten Transportmittel der Norweger, das wir am nächsten Tag ausprobieren. Das seltsame Gefährt sieht aus wie ein Küchenstuhl mit Haltegriff auf Kufen. Während ich beschaulich mit meinem Schlitten durch den Wald gleite, haben die Jungs auch schon einen Abhang gefunden, um die Höchstgeschwindigkeit zu testen. Leider ist die schöne Winterwoche viel zu schnell um. Wir versuchen uns beim Schnee-Kiten und laufen gemeinsam Ski, ohne uns auf überfüllten Pisten aus den Augen zu verlieren, oder auch nur einmal am Lift anzustehen. In dicke Schaffelle eingemummelt lassen wir uns am letzten Urlaubstag noch per Pferdeschlitten von leisem Glockengebimmel begleitet, durch das Winter-Märchen-Panorama ziehen. Jetzt haben wir wirklich alle Arten von Fortbewegung auf zwei Kuven getestet, von wild bis gemütlich …
Am Abend sitzen wir mit heissem Kakao vor dem lodernden Kaminfeuer in unserer gemütlichen Hütte. „Ich möchte noch mal wiederkommen und eine Forelle aus dem Eis angeln und einen echten Bären sehen“, sagt Johann gähnend. „Und ich meinen eigenen Husky-Schlitten fahren“, fügt Juri hinzu.
In Sachen Transparenz: Wir bedanken uns bei Visit Norway und Color Line für die freundliche Unterstützung dieser Reise (Werbung, da Pressereise). Wir stellen nur Reisen vor die wir selbst getestet haben und die wir auch Freunden empfehlen würden.