Alles prima mit dem Klima !
Wie wäre es mit Urlaub im CO2-neutralen Architekten-Feriendorf? Zur Wahl stehen 24 bioklimatische Häuser auf Teneriffa, die nicht nur energieeffizient und nachhaltig gebaut, sondern vor allem superschön und familienfreundlich sind!
Vom Flughafen fahren wir nur 10 Minuten auf der Autobahn, dann biegen wir ab: Industriegebiet Granadilla, Zufahrt C. Hört sich erst mal nicht nach Urlaub an. Wir fahren über ockerfarbenes dürres Land mit Hallen und Schornsteinen und sehen von weitem viele Windräder und dann ein kleines verrostetes Schild: ITER. Da muss es irgendwo sein. Unsere Fahrt endet vor einer Schranke. Der Portier hat zum Glück unseren Namen schon gehört, hat die Keycard und alle Unterlagen für unser Haus schon bereit. Wir dürfen auf das „Forschungsgelände“ und sind ab jetzt auch Teil eines einzigartigen Projektes! Aus einem internationalen Architektenwettbewerb entstanden an der Südostküste Teneriffas 24 Häuser der ganz besonderen Art: Ein Öko-Dorf im Zeichen der Forschung. Die stylishen CO2-neutralen Häuser wurden ursprünglich als Forschungsobjekte für Wissenschaftler aus aller Welt erbaut. Nun haben wir als Urlauber die Gelegenheit die bemerkenswert gestalteten Casas Bioclimáticas im ITER-Windpark zu bewohnen. Hier sind auch Familien herzlich willkommen, die nicht nur Sonne, Strand und Meer genießen wollen, sondern denen auch die Umwelt am Herzen liegt. Harmonisch in die Landschaft des Windparks eingebettet, liegen die Häuser am Rande des Naturparks Montaña Pelada.
Die bioklimatischen Villen bestehen teilweise aus recycelten, ökologischen Materialien und bieten uneingeschränkten Komfort. Unter Berücksichtigung natürlicher Kräfte wurde beim Bau unter anderem die Tradition des Windschutzes mit von Luftkammern durchzogenen Felswänden einbezogen. Im harmonischen Einklang mit der Natur und den lokalen Bräuchen können die Häuser auf externe Energie gänzlich verzichten und bieten nebenbei auch noch teilweise einen wunderschönen Meerblick, so wie unser Haus, das fast in erster Reihe des Dorfes am Meer liegt. Wir öffnen unser Urlaubszuhause El Muro mit der Keycard und stehen gleich im Wohnraum, der in echt noch beeindruckender ist als auf den Bildern. Ein hoher, lichtdurchfluteter Raum, ein toller Weitblick aufs Meer und eine überdimensionale Sofa-Landschaft, die kurze Zeit später von meinen Kindern erobert wird. Der Entwurfsgedanke des Hauses ist eine Tagseite, also der schöne Wohnraum mit Küche und davon abgetrennt durch eine schwere Steinmauer die Nachtseite, also die drei Schlafräume und zwei Bäder. Wir stellen unser Gepäck in die Zimmer und wollen erstmal zum Strand. Über einen kleine Fußweg geht es runter ans Meer, dann klettern wir an Vulkanhöhlen vorbei über eine kleine Mauer und vor uns liegt eine wunderschöne wildromantische Bucht. Der dunkle Sand glitzert in der Abendsonne und die Wellen schlagen heute wild gegen die Felsen. Morgen werden wir hier baden, aber jetzt müssen wir erst mal zum Einkaufen fahren. Der nächste Supermarkt ist ca. 5 km entfernt. Es gibt auch die Möglichkeit per Internet zu bestellen, aber das klappt heute nicht mehr.
Später kochen wir gemeinsam und genießen unser neues Zuhause. Unsere zwei Teenager sind entspannt, zum Glück gibt´s Wlan und Fernsehen. Und das riesige, gemütliche Sofa wird der Dreh-und Angelpunkt unseres Urlaubs. Wir erleben eine super entspannte Woche, machen Ausflüge zu wunderschönen Stränden und zwei Freizeitparks und genießen es unsere Zeit selbst zu gestalten, kein Zimmer-Service, der nervt, keine festen Hotelessenszeiten … Und in unserem bioklimatischen Dorf ist es auch ganz ruhig, die Häuser sind fast alle neu ganz in der Vermietung. Bei einem geführten Rundgang, der immer donnerstags startet, haben wir die tolle Möglichkeit auch 10 andere Häuser von innen zu inspizieren. Miren Iriarte, unsere Ansprechpartnerin vor Ort, ist Innenarchitektin und hat jedes Haus mit trendigen Möbeln und Bildern aus aller Welt eingerichtet. Wir erfahren auch viel über das autarke Wohnkonzept.
Jedes Haus übermittelt permanent Daten an das Forschungsinstitut für Technologie, die ständig ausgewertet werden. Wenn wir also unsere großen Schiebefenster im El Muro aufschieben, dann melden Sensoren das an die Forschungsstation, um später eine große vergleichende Studie mit Messwerten zu Temperatur, Ventilation und Feuchtigkeit füttern zu können. Strom und warmes Wasser liefern Wind und Sonne, als Temperaturspeicher dienen die Steine der Häuser, Süßwasser wird aus der eigenen Entsalzungsanlage gewonnen. Bei der Führung lernen wir eine Familie aus der Schweiz und Holland kennen, die auch völlig begeistert von ihren Häusern sind. Jeder überlegt welche Gestaltungselemente er gerne übernehmen würde, falls man selbst mal baut, ganz abgesehen von den klimatischen Bedingungen …
Etwas seltsam finden alle das Haus La Compacta, das sich statt den Meerblick in vorderster Front zu genießen, einfach zum Klimaschutz im Sand eingegraben hat. Manchen Häusern sieht man das überraschenden Innere von außen gar nicht an: Zum Beispiel das Haus La Cangrajo, ist voller geometrischer Formen und schafft so aussergewöhliche und interessante Räume. Miren schenkt uns zum Testen noch einen Tag im Haus la Pueblo, weil der Gemeinschaftsgrill noch nicht rechtzeitig fertig ist. So kommen wir in den Genuß noch ein völlig anderes, eher traditionelle einheimisches Wohnkonzept zu testen. Der U-förmige Grundriss des Hauses, das mit seinen hellen Kalksteinwänden um einen Brunnen und einen Olivenbaum herum gebaut ist, wirkt wie ein Dorf im Kleinen. Dort im Atriumhof, dem Herz des Hauses grillen wir und feiern unseren vorletzten Abend. Eine Woche ist leider viel zu schnell um … Unser Fazit: Wir haben viel erlebt, gebadet, Licht für den Winter getankt und hatten bestes Klima auf allen Ebenen: Sonne satt am Tag, kühles Wohnklima in der Nacht und unser Familienklima war auch tiefenentspannt, was bestimmt an der tollen Wohn-Atmosphäre lag. Als wir Abschied nehmen, fällt mein Blick nochmal in den Wohnraum des El Muro. Wenn ich was mitnehmen könnte, dann das riesige chillige Sofa und den Meerblick!