Was wäre der Westen ohne seine Pferde, ohne Cowboys und Indianer? Nur wenige Autominuten von Tombstone entfernt, tauchen wir vollständig ein in die Welt von Winnetou und Old Shatterhand. Auf der “Apache Spirit Ranch” ist ein Traum wahr geworden, der Traum eines kleinen Jungen, der alle Karl May Bücher verschlang und sein Leben lang wie Old Shatterhand sein wollte. Dieser Junge ist heute 48 Jahre alt und heißt Peter Stenger. Als er uns begrüßt, mit klirrenden Sporen an den Boots, den Cowboyhut ins Gesicht gedrückt ist schwer vorstellbar, dass dieser Mann genauso wenig ein Westernheld ist, wie Karl May es je wahr. Peter Stenger ist ein Münchner Unternehmer, dem es gelungen ist das Unmögliche möglich zu machen: Urlaubern und Freizeitreitern die Illusion vom perfekten Westernurlaub zu vermitteln.
Die 17 Zimmer sind hier verschiedene, komfortable Holzhäuser im Westernstil und heißen zum Beispiel “Post Office” oder “Bordello”. Zwei Schaukelstühle auf der Holzveranda vor der Tür. Von außen betrachtet mögen die Zimmer eher einfach erscheinen, innen erwarten die Gäste Suiten mit unterschiedlichstem Design, die keinen Wunsch nach Komfort offen lassen. “Eigentlich war ich bei meinem Urlaub 1999 nach Arizona gekommen um Bisons zu sehen, statt dessen traf ich auf den Apachen Joe Sand, der mich zum Horseshoe Canyon mitnahm, “erzählt Stenger mit leuchtenden Augen von seiner ersten Begegnung mit “der echten Verkörperung von Winnetou”. Die neue Freundschaft brachte den Unternehmer immer wieder nach Arizona und bei einer dieser Begegnungen traf er auf das 110 Hektar große Land auf historischem Apachenboden und kaufte es für sich und für andere Städter, die ebenso wie er von der Weite der Sonora Wüste begeistert sind.
“NDE GOWANI”, was so viel wie “dort wo die Apachen leben” bedeutet, steht auf einem verwitterten Holzbalken mit Blick auf die Pferde. Die 50 Quarterhorses sind Stengers größter Stolz. Natürlich wird hier nur im Westernstil geritten. Etwas mulmig ist mir und Louise schon, als passionierten Englischreiterinnen. Doch als würde er meine Gedanken erraten, teilt Ranger Brad mir das einzige schwarz-weiß gescheckte Paint-Horse mit dem passenden Namen Big Easy zu: ” Früher haben sich die Weißen vor den Paint Horses gefürchtet, da nur die Indianer sie geritten haben, ” sagt er mit einem Grinsen.
Doch das wunderschöne Pferd entpuppt sich als die Ruhe selbst. Unsere mitgebrachten Reithelme tauschen wir gleich gegen unsere Cowboyhut aus, die lange Zügelführung in der linken Hand erweist sich einfacher als erwartet. Big Easy reagiert auf die geringste Gewichtsverlagerung. Am nächsten Morgen wartet ein echter Yaqui Indianer auf uns: Sein Name Charlie One Horse. Mit ihm reiten wir durch traditionelles Apachenland. Dort wo sich die letzten Kämpfen zwischen Apachenhäuptling Geronimo und der amerikanischen Armee stattgefunden haben, erzählt er uns von der Geschichte des indianischen Helden und wie er sich mit Überlebenstricks hier vor den Weißen verstecken konnte. Unter einem großen Felsen entdecken wir Felszeichnungen der Indianer, die bis heute Rätsel aufgeben und machen in deren Schatten ein typisch indianischen “Picknick”: Agavenstücke und getrocknetes Fleisch. Als wir am letzten Abend das Heulen der Coyoten hinter unserem Zimmer im “Post Office” hören, sagt meine Tochter: “Hier auf der Apache Spirit Ranch, da gibt es sie noch, die alte Welt von Winnetou und Old Shatterhand.”