Den Big Apple mit Kindern entdecken
New York mal anders! Statt Joggen im Central Park, Opernbesuch in der Met und Shoppen in SoHo: Dinos gucken im Museum, Zuckerstangen schlecken im Candy Store und Klettern im Central Park. Kinderprogramm im Big Apple? Wir haben die familientauglichen Seiten der Metropole entdeckt.
Ben staunt: „Mama, ist unter uns ein Vulkan?“ Er steht auf einem dampfenden Untergrundschacht an der Ecke 47th Street und 5th Avenue, mitten in New York. Sirenengeheul kommt immer näher, ein glänzend rotes Feuerwehrauto rast vorbei und Tom schaut fasziniert hinterher. Ihm ist das alles nicht ganz geheuer hier. Hunderte gelbe Autos, Häuser aus Glas, die im Himmel enden und unendliche Straßenschluchten – so etwas hat er noch nie gesehen. Von unserem Hotel in der Nähe des Central Parks, ist es auch nur ein Katzensprung zum Rockefeller-Center, und mit dem Fahrstuhl düsen wir in den 70. Stock. Wow! Von dort oben sieht selbst Manhattan wie ein Spielzeugstadt aus. Ben (3) rennt erstmal zum Absperrgitter, das Empire-State-Building schimmert golden in der Sonne und wir überlegen, wie es wohl sein wird, unsere Lieblingsstadt zum ersten Mal mit Kind zu erleben. Hatten uns doch Freunde belächelt und uns ein Kinderhotel auf Mallorca als Alternative nahe gelegt. Doch zum Sinnieren bleibt keine Zeit, denn mein Sohn braucht zwei Quarter für das Fernrohr.
Zurück im Großstadtgetümmel stärken wir uns mit leckeren Brezeln, die es frisch an jeder Straßenecke zu kaufen gibt. Dann schlendern wir durch die Straßen und entdecken Menschen aller Hautfarben, einen Pudel im rosa Regenmantel oder gleich zehn Hunde, die einen Dogwalker hinter sich herziehen. Ben jammert: „Mami,ich kann nicht mehr laufen“. Also gehen wir gemütlich zum nächsten Starbucks, Kakao und Milchkaffee schlürfen. Erste Lektion für Eltern: Besser eine Pause mehr einlegen und das Tempo drosseln. Und für die nächsten Tage nehmen wir uns nicht zu viel vor, aber planen unser City-Programm sorgfältig.
Wir starten mit einem Kinder-Highlight, dem „American Museum of Natural History“. Sogar die Fahrt dorthin mit der knatternden Subway ist ein Abenteuer. Da wir dank Jet Lag früh wach sind, warten wir schon vor 10 Uhr am Museumseingang auf den Einlass. Ben will natürlich erstmal zu den Dinos. Staunend stehen wir vor einem riesigen Barosaurus, der sich aufbaut, um sein Baby vor einem Allosaurus zu beschützen. „Der ist aber süß“, findet er. Süß? Naja, es ist immerhin das größte freistehende Dinosaurier-Exponat der Welt. Dann spazieren wir Hand in Hand über Hängebrücken durch den täuschend echten afrikanischen Regenwald mit Tiergeräuschen und bestaunen anschließend ausgestopfte Löwen und Antilopen, die Szenen aus dem Leben in der Wildnis in riesigen Glaskästen darstellen. Beruhigend zu wissen: Man kann sich sowieso nicht alles anschauen, denn das Museum hat 45 Ausstellungshallen mit 25 in einander übergehenden Gebäuden! Das ist nicht an einem Tag zu schaffen. Wer dann immer noch nicht genug von Monstern hat, kann zum Evolution-Store in Soho pilgern, dort gibt es sogar Dino-Zähne, Knochen und Gerippe aller Art schon für ein Taschengeld zu kaufen (www.evolutionnyc.com).
Kleine, wie auch große New York Touristen, müssen regelmäßig Energie tanken. Zum Glück gibt es unzählige Restaurants an jeder Ecke. Malstifte, kleine Spielsachen und Kinder-Menues wie Pizza, Chicken Wings und Peanutbutter mit Jelly Sandwiches gehören zum Standardprogramm. Tom ist leider gar kein Fast Food Fan. Auf unserer Suche nach „vernünftigem Essen“ sind wir in Suppen-Shops gelandet. Bei dampfender Tomatensuppe steigt die Laune und sogar mit quengelndem Anhang werden wir sehr freundlich und zuvorkommend bedient. Neben Boxenstopps zur Nahrungsaufnahme sind Pippipausen manchmal ein Problem, denn der Satz „Mama, ich muss mal“ kommt meist zur falschen Zeit, am falschen Ort. Von öffentliche Toiletten sollten sie sich fernhalten, wenn sie überhaupt welche finden. Aber in fast allen Kaufhäusern und auch Fast-Food-Ketten gibt es saubere „Rest Rooms“.
Zu Fuß kommt man in New York eigentlich weit, aber mit Kindern ist das anders, also sind Alternativen gefragt. Da die Sonne im Frühling in Manhattan schon sehr angenehm warm ist, kann man das Besichtigungsprogramm auch mal aufs Wasser verlegen. Es werden Touren auf dem Hudson River per Wassertaxi oder Ausflugsdampfer angeboten. Für Aktive ist eine Kajakfahrt auch eine idyllische Alternative. (Weitere tolle Outdoor-Tipps: www.gocitykids.com). Wenn das Wetter nicht mitspielt, kann man sich durchs verregnete Verkehrschaos mit dem Doppeldecker Bus chauffieren lassen. Mit Sandwiches und Brause versorgt, sitzt man im Warmen und kann gemütlich alles Sehenswerte abklappern. Bei gutem Wetter macht es natürlich „oben ohne“ im Bus-Cabrio doppelt Spaß. Wir empfehlen die „Manhattan Comprehensive Tour“, die die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abdeckt. (ab Port Authority oder Central Park, 2-3 Stunden, 40 Stops inkl. Eintritt fürs Empire State und Freiheitsstatue) Das Ticket erlaubt zwei Tage bei den unterschiedlichen Highlights auf und wieder abzuspringen.
Während wir uns gerne in Boutiquen und Galerien in Soho umgesehen hätten, hat der Nachwuchs andere Shopping-Wünsche. Stofftiere in Lebensgröße, von der Giraffe bis zum Schimpansen, Puppen in allen nur erdenklichen Ausführungen, Autobahnen, sprechende Roboter: F.A.O. Schwarz, der ultimative Spielzeugladen an der Fifth Avenue ist ein Muss für Kids. „Welcome to Teddyland“, brummt ein Riesenbär zur Begrüßung und Ben will ihn natürlich gleich kaufen. „Leider passt er nicht ins Flugzeug“, erklären wir ihm, aber schauen kostet ja nichts. Wer es noch größer mag, kann auch noch zu Toys `R` Us am Time Square schauen. Nach so viel Shopping steht noch mal Kultur auf dem Kids Programm: das „Metropolitan Museum of Art“ an der Upper East Side. Wir werden dort gleich von einer freundlichen, älteren Dame empfangen, die in ihrem „Bauchladen“ jede Menge Infomaterial und Buntstifte für Kinder bereit hält. Sie empfiehlt uns die ägyptische Abteilung mit Pyramiden und Gängen mit geheimnisvollen Inschriften. „Haben die das wirklich alles aus Ägypten hergebracht?“, will Ben wissen. Und selbst die verschrumpelten Mumien findet er klasse. Dann geht es weiter ins Mittelalter. Lebensgroße Pferde mit Reitern in stählernen Komplettrüstungen stehen in Reih und Glied und Ben will sich auf einen Sattel schwingen, was wir gerade noch verhindern können.
Ein halber Tag in Museumsmauern genügt, dann ist erstmal frische Luft und Austoben angesagt. Gleich in der Nähe des Metropolitan Museum ist im Central Park ein großer Spielplatz mit Eisbuden und Hot-Dog-Ständen. Wir sitzen entspannt mit Kaffee und Bagel auf einer Parkbank, behalten unser Kind im Auge und beobachten Leute. Endlich ein Alibi fürs Faulenzen und ein gutes Gefühl, nicht gleich wieder weiter hetzen zu müssen. Nebenan liegt gleich der übersichtliche Central Park Zoo, bekannt aus dem Film „Madagaskar“. Seelöwenfütterung, kleine Ziegen zum Streicheln und bunte Fische im Aquarium begeistern dort vor allem kleinere Kinder. Der größere und spektakulärere „Bronx-Zoo“ liegt auf der anderen Seite des East-River. In künstlichen Urwäldern und riesigen Freigehegen leben 4500 Tiere, für die man allerdings unbedingt einen ganzen Tag Zeit einplanen sollte.
Ben freut sich schon ganz lange darauf, seine kleine Freundin Alize (6) wieder zu sehn, deren Eltern wir schon aus unserer Studienzeit in New York kennen. Wir holen die Kleine zusammen mit ihrer Mutter Roberta von der Schule ab. Alize geht auf das „Lycee Francaise“, eine Privatschule für Kinder. Die Mädchen tragen graue Faltenröckchen, weißen Blusen und schwarzen Lackschuhe. Ganz schön chic! Wir steigen alle ins nächste Taxi und Ben darf Alize zu einer Geburtstagfeier in die „Dylan´s Candy Bar“ begleiten. Der Laden, gegenüber von Bloomingdales an der 3rd Avenue, ist auf zwei Ebenen voll gestopft mit Schokoladentafeln, Zuckerstangen und Eis in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen. Der „süße“ Shop gehört der Tochter von Designer Ralph Lauren und das einfache „Birthday Package“ für 10 Kinder ist laut Preisliste für 625 Dollar zu haben. Wow, dass ist ja mal ein Preis … Aber das scheint hier alles normal zu sein. Ben und Alize stürzen sich ins Luftballongetümmel und sind erstmal verschwunden. Übrigens: Alize ultimativer Geheimtipp für Puppenmuttis ist das Eventkaufhaus „American Girl Place“, denn dort werden rosa Mädchenträume war. Kleine Mädchen können sich hier wie Cinderella verkleiden, das gleiche Outfit für Püppi und sich selbst aussuchen und dazu noch ein neues Haarstyling für beide im Hair Salon machen lassen.
So ein Tag im Big Apple ist anstrengend und kleine Stadt-Streuner sind abends besonders müde. Zum Glück kann man das Abendessen dann auch mal ausnahmsweise ins Kingsize-Bett verlegen, denn fast alle Restaurants liefern auch direkt ins Hotelzimmer. „Mami, aber zuhause dürfen wir doch nie im Bett essen“, sagt Ben und schläft sofort ein. Und wenn die Großen dann nicht auch schon zu müde sind, können sie sich noch ins Nachtleben stürzen, denn der hoteleigenen Babysitter-Service macht´s möglich. Auf Broadway-Shows muss auch mit Kind nicht verzichtet werden, es gibt ja Nachmittagsvorstellungen. Die sollte man allerdings frühzeitig buchen. Und es laufen immer Produktionen, die die ganze Familie begeistern. So zum Beispiel „Aladdin“ aus 1001 Nacht oder die märchenhafte Liebesgeschichte „Die Schöne und das Biest“. Zurück in Deutschland sind wir sind uns einig: New York ist eine Reise wert, und zwar besonders mit Kindern! Wir haben neue Seiten an unserer Lieblingsstadt entdeckt und soviel erlebt. Big Apple, wir kommen wieder!