Kinderparty im Wald, Familien-Ausflug auf den Berg, Gedichte um Mitternacht und Kinderkochkurs hinter den Kulissen: Wir sind verzaubert von einem wunderbaren Ort und besonderen Begegnungen! Geschichten aus einem Grandhotel …
Die Sonne scheint, wir fahren die steilen kurvigen Straßen des Julier-Passes zwischen eindrucksvollen rauen Gebirgszügen und als wir eine der letzten Kurven bergab nehmen, liegt vor uns ein azurblauer See. Darauf tanzen die vielen bunten Segel der Kite-Surfer. Wow! Wir kommen weiter den Silser See entlang, das Tal öffnet sich und am Berg hinten sehen wir ein weißes Palasthotel, das dort oben wie ein klassischer Ozeandampfer zwischen den Bäumen thront: “Das muss das Waldhaus sein!”, ruft Emma vom Beifahrersitz begeistert. Als wir die imposante Auffahrt hochfahren, fällt mir plötzlich mein Gepäck-Chaos im Familienkombi ein… “Vielleicht doch nicht direkt vor die Hoteltür vorfahren?” denke ich noch, da kommt schon der Portier in Uniform und öffnet die Fahrertür. Die Kekspackung fällt raus. “Herzlich Willkommen im Waldhaus, Sie können mir den Schlüssel geben, wir räumen ihr Gepäck aus und parken den Wagen!”
Durch eine alte Holz-Drehtür betreten wir das Grandhotel und werden in der Hotelhalle vom Concierge freundlich begrüßt. Wir bekommen einen kleinen Rundgang: Halle, Bar, Empire-Salon, Lese-Zimmer, sunny Corner… Hohe Salons, beeindruckende Leuchter, dicke Teppiche und gediegenes Mobiliar. Räume zum Wohnen, Lesen, Spielen, Tanzen, Reden und Denken. Die hundertjährige Geschichte dieses Hauses lässt sich erahnen. Ein kleiner Blick in die Gästeliste: Von Albert Einstein über Erich Kästner bis Rod Stewart waren viele Künstler und Denker hier schon zu Besuch. Und einige wie Donna Leon oder Daniel Kehlmann haben Geschichten über das Waldhaus geschrieben.
In unserem Zimmer angekommen schaue ich aus dem Fenster ins Tal zum See mit unbeschreiblich gewaltiger Bergkulisse, Paul inspiziert erstmal den antiken Kleiderschrank und versteckt sich darin. Für unseren Kleinsten startet schon bald sein erstes Event: Montagabend steht immer Kinderkochkurs auf dem Waldhaus-Programm. Ich gebe Paul im Kids-Club ab und es ist einfach unkompliziert. Elisabeth und Anita basteln bereits mit weiteren Kids Tisch-Sets und Paul wird liebevoll dazu genommen, als wäre er schon ein paar Tage da. Ich kann aufs Zimmer und mich fürs Abendessen schön machen. Kurz vor dem Dinner schau ich dann aber hinter den Waldhauskulissen in der Küche vorbei, weil mich die Neugier plagt.
Hier kommen mit schon ein paar niedliche kleine Köche mit weißen Hauben und Schürzen entgegen – die einen decken schon hübsch den Tisch, die anderen werkeln in der Küche. Paul steht auf einem kleinen Hocker und drückt ganz stolz mit einer Presse Teig in heißes Wasser. Elisabeth assistiert ihm. “Mami, ich mach selber Spätzle”, strahlt er.
Entspannt gehe ich mit meiner großen Tochter zum Abendessen und wir genießen das luxuriöse Ambiente und einfach Zeit zum Reden. Unser kleiner Paul kommt mit weißer Mütze auf einen zweiten Eis-Nachtisch im Speisesaal vorbei und erzählt begeistert von seinen Kochkünsten. Wir kosten allerdings die Gourmet-Künste der großen Köche und werden wunderbar und aufmerksam bedient.
Nachdem Paul müde ins Bett gefallen ist, gehe ich mit Emma noch in die Bar. Wir sitzen zwischen holzgetäfelten Wänden, auf der einen Seite der beleuchtete Blick in den Wald, auf der anderen Seite das Waldhaus-Trio aus Bratislava, das herrlich jazzige Melodien anstimmt. Kurz vor Mitternacht ordern wir für Emma noch einen alkoholfreíen Cocktail und stoßen auf ihren 15. Geburtstag an! “Happy Birthday, großes Mädchen!”
Auf dem Weg in unser Bett haben wir eine fast märchenhafte Begegnung. Der Nachtportier Adriaan, stellt sich charmant neben uns an den Fahrstuhl und trägt uns mit leuchtenden Augen das Gedichtlein “Die Sonne” vor und hat sogar ein kleines Zettelchen mit dem Text dazu für uns. Mit Begeisterung erzählt er uns von Christian Morgenstern und seinem größten Schatz, den er an der Rezeption hütet: Das Gedicht-Büchlein “Klein Irmchen” mit einer Sammlung von Morgensterns Kindergedichten. Und passend zum Geburtstag meiner Tochter hat er auch noch unser Lieblingsgedicht “Alle Möwen sehen aus, als ob sie Emma hießen…” Kann es eine bessere Gute-Nacht-Geschichte geben? Verzaubert gehen wir ins Bett.
Am nächsten Morgen erwartet Emma ein süßer Geburtstagskuchen aus der Waldhausküche zum Frühstück. Emma pustet die Kerzen aus und lacht: “Wie schön, dass wir heute im Waldhaus sind!” Nach Geschenken auspacken und Kärtchen lesen, steht am Nachmittag für sie Surfen auf dem Teenager-Programm.
Wir sind am Silser See, von dem wir schon bei unserer Anreise begeistert waren. “Sils” heisst übrigens “Segel” auf räterromanisch – wie passend! Hier am Beach-Club ist Treffpunkt der Surfschule. Für Emma ist es die erste Surfstunde. Die Surflehrerin gibt den Kids an Land erstmal eine Einführung, erklärt, wie man auf dem Brett sicher steht und wie man wendet. Nach Trockenübungen geht es auf´s Surfbord. “Sieht schon mal ganz gut aus!” ruf ich. Platsch! Emmas erster Badegang! Aber schnell steht sie wieder auf dem Bord und winkt uns lachend zu. Paul und ich setzen uns an den Beach-Club, gönnen uns ein Eis und schauen mit etwas Abstand zu. Nach zwei Stunden und auch noch weiteren Wasserplatschern ist Emma total begeistert: “Mama, das bringt echt Spaß, das hätte ich gar nicht gedacht, aber der Wind dreht immer…”
Paul drängelt schon. Er will zurück ins Hotel, denn da ist heute Kinderparty. Als wir etwas verspätet auf die Waldhaus-Terrasse kommen sitzen an einer langen Tafel Kinder und Eltern unter Bäumen bei leckeren Mini-Erdbeer-Törtchen und Limonade. Sogar das Waldhaus-Trio steht auf der kleinen Bühne im Holzkasten und spielt schöne alte Kinderlieder und wer von den Kids mag, darf nach oben und mitsingen. Anschließend gibt es Spiele im Wald. Hier ist es besonders hübsch, neben Rutschen und Kletter-Bäumen ist der Mini-Golf-Platz besonders entzückend.
Zweimal im Jahr lädt die Direktionsfamilie Dietrich und Kienberger zum Ausflug mit Picknick und wir haben unseren Urlaubstermin bestens gewählt, denn wir sind dabei! Morgens um elf Uhr starten drei Pferdekutschen Richtung Fextal. Herrlich! Die Glöckchen am Geschirr der Pferde klingen, wir fahren durch Wälder und Wiesen mit grandiosem Panorama, es riecht nach Wiesenblumen und die Kinder stimmen Lieder an. “Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp…” Paul sitzt stolz neben dem Kutscher. Oben angekommen erwarten uns vor einer urigen Hütte gedeckte Tische mit rotweiß-karierte Tischdecken. Die Kids erkunden erstmal das Gelände mit Schweinestall und Lama-Gehege und sind entzückt von den vielen Kätzchen. Es gibt leckeres Essen zum Teil sogar direkt vom Grill am Fluß. Die Direktionsfamilie mischt sich unter die Hotelgäste und wir lauschen gespannt Maria Dietrich, die neben mir sitzt und von der Vielfalt der Menschen und Generationen erzählt, die im Grandhotel ausspannen und arbeiten. Man spürt einfach die Liebe zum Waldhaus. “Wir wollen, dass unser Haus lebendig ist, deswegen sind uns Kinder besonders willkommen!”
Zurück im Waldhaus gehen wir wie jeden Abend noch ins Hallenbad und treffen dort auf die anderen Familien. Die meisten sind mindestens einmal im Jahr auf Urlaub im Waldhaus. Das kann ich inzwischen gut verstehn. Paul rennt den Weg über den dicken roten Teppich im Hotelflur zurück zum Zimmer. Er kennt sich inzwischen aus. Als er im Bett ist, setzen Emma und ich uns noch ein letztes Mal an die Bar, das Waldhaus-Trios spielt “The girl from Ipanema” und drei kleine Mädchen, die Paul aus dem Kids-Club kennt, tanzen und hüpfen barfuß über das Parkett.. “Es ist wirklich wie in einem Film hier, Mama,” sagt Emma.
Am nächsten Tag wird unser Wagen vorgefahren, wir gehen eine letztes Mal aus der Holzdreh-Tür. Darauf steht: “A familiy affair since 1908″ – “Yes it is!” Von wegen, ein Grandhotel ist nichts für Kinder! Das Waldhaus schon. Es ist ein zauberhafter, familiärer Ort, ganz anders als wir es uns vorgestellt haben – so luxuriös und doch so entspannt. Ein Ort zum Wiederkommen und “zu Hause” fühlen.