Um das Dolomiti Eis herum!
Dolomiti! Das war in den 70ern ein buntes Kindereis. Zackig, wie die Gipfel der Dolomiten- beste Werbung für die Südtiroler Berge. Als Kinder wollten wir da schon hin- heute, da wir selbst Kinder haben, erst recht.
Dem Eis am Stil mit den grasgrünen, roten und weißen Streifen entspricht vielleicht am ehesten das Sella-Gebirgsmassiv mit der Fanusgruppe und dem Sassongher. Zu seinen Füßen eingebettet liegt auf 1568 Metern Höhe, Corvara, sehr idyllisch und zentral an der Sella-Ronda. Die Wiege des Tourismus in Alta Badia. 1938 wurde hier der erste Skilift gebaut.
Gestern wie heute versinnbildlicht kaum ein anderes Gebirgsmassiv die Vorstellung einer idealen Gebirgslandschaft besser als der Sella Stock. Und den gilt es zu umrunden und dabei mit Skiern vier Pässe zu überqueren. An einem Tag. Diese Ski-Safari heißt Sella-Ronda. Die Runde um die Sella. Das geht entweder im Uhrzeigersinn oder dagegen. Durch ein ausgeklüngeltes Liftsystem gelangen wir von unserem Startpunkt Corvara mit der Gondel Nummer 19, der Boé-Seilbahn, in Richtung Campolongo. Die orangefarbenen Schilder weisen den Weg im Uhrzeigersinn, die grüne Route in die entgegengesetzte Richtung. So kann man den Sellastock zweimal umrunden und sieht dabei die Gebirgskulisse aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Die orangene Variante ist die beliebtere, da sie in gemütlichen vier Stunden zu bewältigen ist. „Achtet darauf, dass ihr den letzten Pass vor 15.30 Uhr überquert habt, damit ihr vor Liftschluss wieder hier seid,“ warnt uns Hotelchefin Frau Pinter trotzdem am Morgen als wir vor unserem „Hotel Italia“ in den Skibus zur Talstation der Boé-Seilbahn einsteigen. „Sonst müsst ihr mit dem Taxi zurückfahren und das kann teuer werden, denn die Entfernungen rund um den Sella- Stock sind weit.“ Ein besonders angenehmer Nebenaspekt könnte sich dann nämlich als fatal erweisen. Bei dieser Tour kann man verschiedene Hütten im Skigebiet ansteuern. So treffen wir uns mit dem nichtskifahrenden Rest der Familie entspannt auf der Terrasse der Pralongiá, des Col Pradat, und der Jimmy Hütte, stärken uns mit ladinischen Spezialitäten und genießen die herrliche Aussicht auf die Dolomitengipfel.
Doch bloß nicht zu lang verweilen, trotz der leckeren ladinischen Schmankerl und Südtiroler Weine auf den Hütten müssen wir uns ranhalten! Vier Stunden- die Zeit rennt! Und schon geht’s weiter: Von Corvara führt die Gebirgsumrundung über den Campolongo-Pass nach Arabba. In Arabba warten die schönsten schwarzen Abfahrten der gesamten Dolomiten am Fuße der 2478 hohen Porta Vescovo. Zumindest einen Teil von ihnen nehmen wir auf der Weiterfahrt zum Pordoi-Pass unter die Bretter. Von der 2239 Meter hohen Passhöhe geht es hinunter zur Verbindungsstraße. Wir haben leider keine Zeit um nach Canazei hinunterzufahren, haben wir doch den Spruch der Hotelchefin nicht vergessen. Also machen wir uns mit der Gondelbahn gleich in Richtung Sellajoch und Wolkenstein auf und genießen dabei den faszinierenden Anblick auf den Langkofel.
Auf einer langen und flachen Abfahrt wedeln wir bis hinunter ins Zentrum von Wolkenstein. Dort heißt es: Ski abschnallen und den kurzen Weg über die Dorfstraße marschieren. Unterwegs haben wir von Liftnachbarn erfahren: „Kenner der Sella-Runde halten hier immer an einem ganz besonderen Boxenstopp: der Bäckerei an der Ecke zur Dantercepies Bahn.“ Auch wir genießen im Stehen die leckersten Krapfen aller Zeiten, bevor wir unsere Skier hinüber zur Costabella-Sesselbahn tragen, wo die Sella-Rundreise weitergeht. Im oder gegen den Uhrzeigersinn, die Warnung der Chefin vom Hotel Italia immer im Ohr.