Es blubbert im Pool. Neben den Badegästen im Lido Galomar, die sich an diesem wunderbaren Sonnentag im Meerwasserbecken abkühlen, steigen in regelmäßigen Abständen kleine Blasen an die Wasseroberfläche. Denn: Auf den Kacheln am Grund des Meerwasserbeckens kniet Johann mit Goncalo Funchal und Celine aus Belgien im Neoprenanzug, mit Flossen an den Füßen, Maske auf der Nase und Tauchflasche im Kreis um Tauchlehrerin Lisa. Sie machen ihre ersten Atemzüge unter Wasser.
Lorbeerwälder und Levadas, Blumengärten und Bananenplantagen, süßer Wein und ewiger Sonnenschein sind die Markenzeichen von Madeira. Viele Aktivurlauber kommen zum Wandern und Biken, Reiten und Canyoning. Aber darüber hinaus bietet Portugals schwimmendes Paradies auch spannende Abenteuer unter Wasser: Madeira gehört zu den Top-Tauchzielen Europas. Und die schönsten Spots der Insel, sowohl für Anfänger als auch erfahrene Taucher, liegen an der Südküste im Unterwasser-Naturschutzgebiet Garajau. Und genau dort, nur zehn Kilometer entfernt vom Flughafen, befinden sich im Örtchen Caniço de Baixo unser Hotel Sentido Galosol. Das 4-Sterne Hotel gehört zur Hotelgruppe Galoresort zu der auch das Galomar Hotel direkt nebenan und das Alpino Atlantico 350 Meter entfernt auf einer Klippe hoch über dem Meer gehört. Die Schwesternhotels allerdings sind „Adults Only“ und daher nicht geeignet für unser Abenteuer.
Perfekte Kombi: Hotel und Tauchbasis
In unserem geräumigen Studio fühlen wir uns sofort wohl: Die Einrichtung ist landestypisch und zweckmäßig: Doppelbett, Fernseher, geräumiger Kleiderschrank, Safe, Klimaanlange, Telefon, Minibar und kleine Kaffeestation mit Wasserkocher. Das Badezimmer mit Badewanne ist geräumig und mit Kosmetikspiegel und Fön ausgestattet. Wunderbar ist der Blick über Blumengarten und Felsküste bis zum Atlantik . Dort befindet sich unsere Tauchschule „Manta Diving“. Die Kombination von Hotel und Tauchbasis ist perfekt für einen entspannten Urlaub: Keine langen Anfahrten und Wege, nur ein paar Schritte vom Zimmer zum Fahrstuhl am Kliff, über die Leiter ins Wasser und abtauchen am Hausriff. Einfacher geht’s nicht.
Seit über zwanzig Jahren leiten Stefan Maier und seine Frau Sittika mit Herzblut und Leidenschaft die Tauchbasis. Und das sehr erfolgreich: Manta Diving ist nicht nur die einzige ISO zertifizierte Basis im Atlantik, sondern gewann auch neunmal den Tauchen-Awards „Beste Basis im Atlantik“, erzählt Stefan Maier stolz. „Unsere Lage direkt am Unterwasser-Naturschutzpark ist einzigartig. Der Golfstrom bringt uns viele Fische mit, die sonst nur in tropischen Gewässern zu finden sind – und die gibt’s direkt am Hausriff“, schwärmt Stefan. Dann fährt er ernst fort „Die Faszination beim Tauchen ist natürlich das Naturerlebnis und der Spaß. Aber die Sicherheit steht bei diesem Sport auf jeden Fall an erster Stelle. Und da rücke ich von meinen Erwartungen keinen Zentimeter ab. Die regelmäßige externe Qualitätsüberprüfungen gehört bei uns zum Standard, ebenso die ständige Erneuerung der Ausrüstung und natürlich ein kompetentes und erfahrenes Team.“
Für einen ersten Eindruck vom Tauchen bietet Manta Diving zweistündige Schnupperkurse an. Dabei ist der erste Atemzug unter Wasser meist ein unvergessliches Erlebnis und für viele der Beginn der Tauch-Leidenschaft. Voraussetzung für die Teilnahme an einem Anfänger-Tauchkurs im offenen Meer (Open Water Diving) sind ein Mindestalter von zwölf Jahren, die Vorlage eines ärztlichen Attestes und natürlich sichere Schwimmkenntnisse. Schon in den letzten Meer-Urlauben haben wir von Johann nur die Schnorchelspitze gesehen. Deshalb war er fest entschlossen, das Schnuppern zu überspringen und sofort zu beginnen.
Badeanlage mit Ausblick und Restaurant
Sein Kurs beginnt schon am Nachmittag unserer Anreise. Tauchlehrerin Lisa macht mit der Teenager-Gruppe einen kurzen Orientierungsrundgang über die Basis. Dann geht es auch gleich los. Nur drei bis vier Tage dauert der OWD-Tauchgrundkurs. Darum ist das Tagesprogramm straff: zwei Tauchgänge pro Tag. Lisa verteilt die Ausrüstungen: Neoprenanzug, Jacket, Flossen, Maske, Tauchcomputer und Pressluftflasche, Atemregler. Erste Übung: das Zusammenbauen der Tauchausrüstung. Danach heißt es, ab in den Pool für die Grundübungen: Maske fluten und anschließend ausblasen, Atemregler aus dem Mund nehmen und wieder erlangen, Partner- und Tarierübungen.
Ich habe meinen Tauchschein schon vor einigen Jahren gemacht, allerdings wenig Erfahrung. Deshalb habe ich mich für den Auffrischungskurs angemeldet, der erst nach dem Anfängerkurs meines Sohnes stattfindet. So habe ich Zeit, mich gemütlich auf meiner Liege am Lido Galomar zu entspannen und Johann zu beobachten. Die Badeanlange liegt eingerahmt von Felsen in der Hotelbucht direkt am Tauchzentrum und bietet nicht nur Liegen mit Sonnenschirm, sondern auch alles Drumherum für einen entspannten Sonnentag: super gepflegte Umkleidekabinen mit Duschen und WC und für alle, die lieber über Wasser unterwegs sind, Schnorchel- und Kajakausrüstung. Tauchen macht hungrig! Super praktisch, dass das Hotel-Restaurant Atlantis direkt am Lido nicht nur ein verführerisches Abendmenü anbietet, sondern auch leckere Mittagssnacks auf der Karte hat – und das mit Panoramablick. Johann verschlingt im Handumdrehen eine Portion portugiesische Sandwiches mit Pommes und flitzt aufgeregt zurück zu seinem Team. Denn am Nachmittag geht es zum ersten Mal ins Meer.
Tauchen nach dem Buddy-Prinzip
Tauchen funktioniert nach dem Buddy-Prinzip. Das bedeutet: Es wird weder im Kurs, noch danach jemals allein, sondern immer im Team getaucht. Lisa stellt die Teams in ihrer Gruppe zusammen, beobachtet mit Argus-Augen das gegenseitige Checken vor dem Tauchgang und überprüft immer wieder, ob die Gruppe die Unterwasser-Handzeichen beherrscht. Denn die Sicherheitssignale müssen sitzen. Dann taucht Lisa mit ihrer Gruppe ab, entführt sie zum ersten Mal in die Unterwasserwelt des Atlantiks – und zündet den Funken zur Tauchleidenschaft, zumindest bei Johann. Nach dem Tauchen heißt es dann auch für ihn: Ab auf die Liege zum Büffeln. Denn zur Prüfung am vierten Tag gehört auch der Theorietest.
Am vierten Tag ist es soweit: Aufgeregt tauchen die drei Diver-Debütanten zur Prüfung ab. Lisa wiederholt mit ihnen alle gelernten Übungen, überprüft sorgfältig die Fähigkeiten ihrer Schüler unter Wasser. Zurück auf dem Trockenen werden die Testbögen verteilt. Johann hat bestanden und hält stolz sein erstes eigenes Log-Buch in der Hand. Ab jetzt darf er sich als OWD (Open Water Diver) auf der ausgehängten Liste für die täglichen, von Tauchlehrern begleiteten Unterwasserausflüge eintragen. Und das beste: Wir dürfen jetzt als Buddy-Team zusammen abtauchen! Das Schleppen der 12-Liter-Druckluftflasche ist ungewohnt und geht nicht spurlos an mir vorbei. Eine kleine Wellness-Auszeit am Nachmittag nach der ungewohnten Bewegung ist dafür genau das richtige. Schön, dass das Ashoko-Spa im Hotel Galomar auch für Gäste des Galosols geöffnet ist. Aber leider bleibt die Panorama-Sauna trotzdem tabu für mich: Hitze nach dem Tauchgang ist ebenso verboten wie Bergsteigen. Dafür buche ich mir eine herrlich entspannende Massage.
Vormittags tauchen, nachmittags Ausflüge
Johann ist Feuer und Flamme fürs Tauchen, stürzt sich jeden Tag mutig ins Wasser und möchte am liebsten sofort in den Tiefen des Meeres nach Wracks tauchen, während ich mich jeden Tag wieder vorsichtig, bedacht und mit viel Respekt im fremden Element bewege. Aber obwohl ich bei jedem Tauchgang neben den Gewichten immer auch ein paar Gramm Angst in der Tasche des Jackets mit mir trage, bin ich fasziniert: einatmen, ausatmen, ins Gleichgewicht kommen, schwerelos schweben, bewegen wie im Universum. Für mich fühlt Tauchen sich auch ein wenig an wie Meditation unter Wasser.
In den folgenden Tagen tauchen wir am Vormittag, so dass wir am Nachmittag Zeit haben, die Insel zu erkunden. Allerdings beschränken sich unsere Ausflüge auf die Südseite. Um die Dekompressions- oder auch Taucherkrankheit zu vermeiden, darf man direkt nach dem Tauchen weder fliegen, noch sind Wanderungen oder das Befahren von Pässen über 700 Metern Höhe erlaubt. Aber nach unseren Tauchgängen sind wir so ausgepowert, dass unsere kurzen Trips in die küstennahen Orte völlig genügen zu unserem Madeira-Glück.
Rauf mit der Gondel, runter mit dem Schlitten
Wir sind begeistert von Camara de Lobos, einem der ältesten Fischerdörfer Madeiras mit dem einzigen natürlichen Hafen auf der Insel. Ein fast kitschig-schönes Postkarten-Motiv, das schon Winston Churchill zum Malen inspiriert hat. Wir essen am Hafen die beste Pizza unseres Urlaubes, bestaunen die imposante Steilklippe Cabo Girão und entscheiden uns nach dem Essen spontan hinzufahren. Mit 588 Metern ist Cabo Girão die höchste Steilwand Europas, die zweithöchste der Welt – und liegt noch in unserem 700 Meter Höhenradius. Johann beobachtet amüsiert, dass ich mich weigere, die gläserne Aussichtsplattform zu betreten – den Wahnsinnsblick, kann ich auch so genießen. Viele Nachmittagstouren führen uns nach Funchal, das nur ein Viertelstündchen vom Hotel entfernt ist. Ein Muss für Madeira-Besucher ist die Fahrt mit der Gondel auf den Monte.
Wir schweben über den Häusern von Funchal hinauf auf den Berg – und fahren mit einem Schlitten zurück. Ausgerechnet auf der Vulkaninsel nahe der afrikanischen Küste, wo rund ums Jahr subtropisches Klima herrscht und selbst im Winter die Temperaturen immer einen Mindestabstand von zehn Grad zum Gefrierpunkt einhalten, kann man täglich Schlittenfahren. Aus 600 Meter Höhe in Monte durch die steilen engen Gassen herunter bis nach Funchal. Zwei Carreiros laufen neben dem Schlitten und bringen den Schlitten ordentlich in Schwung. Dann springen sie auf die Kufen, was für weitere Beschleunigung sorgt. Im rasenden Tempo sausen wir die Straße hinunter – ein tolles Erlebnis! Und natürlich steht für Fußballfan Johann auch der Besuch des CR7 auf der Liste, des Museums von Fußballstar Cristiano Ronaldo – der in Funchal geboren wurde.
Tauchen ist das Highlight der Ferien
Aber trotz aller Sehenswürdigkeiten und Ausflüge: Unser Highlight sind die täglichen Tauchgänge. 24 Stunden vor dem Rückflug ist Tauchen nicht mehr erlaubt. Und so springen wir schon einen Tag vor der Abreise zum letzten Tauchgang von der Leiter ins Wasser. Johann formt Zeigefinger und Daumen zum Kreis und schaut mich an. Ich antworte mit dem gleichen Handzeichen: Alles OK. Dann gibt Lisa das Zeichen zum Abtauchen.
Wir tauchen entspannt entlang der Riffkante. Um uns herum ein Schwarm gelber Mönchsfische und bunt leuchtende Papageienfische. Johann schwimmt vergnügt über, unter und neben mir herum und bewegt sich schon selbst wie ein Fisch. Er zeigt mir Krebse und Seesterne und wir entdecken sogar eine Muräne. Zum Abschluss besuchen wir Frank, den Haus-Oktopus. Er ist die Taucher schon gewöhnt und nicht ängstlich. Ich beobachte Johann, der ihm behutsam seine Hand entgegenstreckt, so wie Lisa es ihm vorgemacht hat. Und tatsächlich streicht der neugierige Oktopus mit einem seiner Fangarme vorsichtig über Johanns Handfläche. Der grinst unter seiner Maske glücklich. Ob der Oktopus das sieht?
In Sachen Transparenz: Wir bedanken uns ganz herzlich beim Sentido Hotel Galosol für die freundliche Unterstützung dieser Reise und bei Manta Diving für den tollen Tauchkurs (Werbung, da Pressereise). Wir empfehlen nur Hotels, die wir selbst besucht haben und die wir für Familien geeignet halten.