Bei unserer Ankunft macht Obertauern seinem Ruf alle Ehre: Straßen, Gehsteige, Autos, Gebäude und Umgebung– alles versinkt im schneereichsten Wintersportort Österreichs, in dem die mittlere maximale Schneehöhe bei 2,64 Metern liegt, unter einer dicken, weißen Decke. Im Flockengestöber organisieren wir unsere Ausrüstung für die nächsten Tage im Skiverleih Gloria, melden Sophia in der Skischule Silvia Grillitsch – einer von ingesamt sechs – an, besorgen Skipässe für die nächsten Tage und erstehen einen fehlenden Fleece-Pulli im ebenso schicken wie gutsortierten Freudenhaus. Das alles können wir praktischerweise auf kurzen Wegen erledigen. Denn alles, was wichtig ist, reiht sich im Zentrum des Ortes auf beiden Seiten der Passstraße dicht aneinander; direkt dahinter liegen die Talstationen mehrerer Bergbahnen. Von 1.700 Metern gelangen wir so am nächsten Morgen schnell auf die Skipisten. Insgesamt 100 Kilometer lang erschließen sie mit 26 Liften und Bahnen bis auf Höhen von 2.313 Metern das Bergmassiv, das Obertauern kreisförmig umgibt. Auf der ausgeschilderten Tauernrunde kann man den Ort, der nur 280 Einwohner, aber 9.500 Gästebetten hat, in Varianten von kinderleicht bis anspruchsvoll mit oder gegen den Uhrzeigersinn umschaukeln.
Zum Einfahren übt Sophia mit ihrer Gruppe an den flacheren Hängen von Kirchbühllift und Edelweissbahn. Wir genießen weiter oben die steileren Pisten in Richtung Seekareck und Hundskogel, die weiße Pracht in der Konsistenz einer Mischung aus Sahne und Puderzucker überzieht. Wie ein watteweiches Winterwunderland wirkt auch die Gnadenalm, wo wir nach Einbruch der Dunkelheit rodeln gehen. Den rasanten Transport nach oben übernimmt ein Ski-Doo mit Anhänger, gen Tal kurven wir anderthalb Kilometer mit Flutlicht-Beleuchtung und auf Kufen. Weil es so viel Spaß macht, wiederholen wir das Ganze zu Fuß. Der Anstieg bringt uns zwar aus der Puste. Dafür entschädigt uns Stille und der Blick auf tief verschneite Hänge, Hügel und Wälder im Mondlicht. Auch Pferdeschlittenfahrten werden hier angeboten: Eingepackt in warme Decken geht es von zwei kräftigen Noriker-Stuten gezogen unter Schellengeläut bis zur Hintergnadenalm, die nur im kurzen Sommer bewirtschaftet wird, danach im flotten Trab zum Ausgangspunkt und einem lauwarmem Apfelstrudel im gemütlichen Gasthof zurück.
In den nächsten Tagen lernt Sophia im Skikurs so viel, dass sie beim Abschlussrennen prompt den ersten Platz belegt, aber auch bei uns mithalten kann. Während mein Mann und Clara als Könner herausfordernde Buckel-Pisten und Freeride-Abschnitte ausprobieren, schwinge ich mit Sophia in großen Bögen auf sanfter abfallenden, gut präparierten Strecken – unter anderem durch den Bibo Bär Familienskipark mit kurzen Slalomstrecken und einem überlebensgroßen Maskottchen als Erkennungszeichen. Oberhalb von ihm treffen wir um 15.30 Uhr die anderen wieder: Auftakt in der Edelweissalm, einer großen Hütte im edel-urigen Stil, ist täglich um diese Zeit eine Light-Show. Dann legt der DJ Musik fetzige Hits zum Mitsingen auf, bis im mittleren Raum alle auf Bänken und Tischen tanzen. Am Ende der Abfahrt kann man danach in der Lürzeralm nahtlos weiterfeiern. Nicht umsonst gilt Obertauern als Après-Ski Hochburg; auf den Terrassen der Hoch- oder Dikt‘n-Alm sind Gäste schon mittags bei Sonnenschein und Musik bester Stimmung. Genehmigen sie sich mehr als ein, zwei Wodka Feige oder Redbull Flügerl, ist das kein Problem: In diesem Wintersportort bleibt das Auto während des gesamten Aufenthalts stehen, weil es neun Einstiegsstellen in das Pistennetz gibt und das Motto „Ski-in/Ski-out“ gilt. Schwierig wird es im Fall von Neuschnee nur am Schluss: Bei Unterkünften ohne Tiefgarage muss der Wagen vor der Abreise wieder ausgebuddelt werden – bei so viel weißer Pracht wie während unseres Aufenthalts kein einfaches Unterfangen.
Wir bedanken uns bei der Region Obertauern für die freundliche Unterstützung dieser Reise.