Nyepi – Neujahr auf Balinesisch!
Zuerst Bali ganz laut und bunt und dann ganz, ganz leise … Wir haben die Kultur Balis hautnah erlebt! Silvester mal anders: Erst ein großes Fest mit Tanz und schaurig-schönen Masken und Figuren am Vorabend und dann Ruhe, Ausgangssperre und Dunkelheit: Ogoh-Ogoh-Fest und Silent Day im Luxus-Resort. The best place to stay on Nyepi …
“Mama, guck mal! Der sieht aber ein bisschen böse aus!”, sagt Paul (7 Jahre). Drei Meter groß, ganz blau und mit Fischschwanz, Dreizack und Fratzengesicht, steht gleich am Eingang des Anantara Resorts ein großer Seegeist aus Pappmache. Er schaut nicht wirklich einladend, der blaue Geselle. Wir treten ein und werden drin aber umso freundlicher begrüßt. Paul hat aber keine Zeit für den Begrüßungscocktail, er hüpft vor Freude, als er den Pool entdeckt. Der Blick aus der Hotelhalle verspricht viel: Ein chilliger Pool, Liegebetten, gleich dahinter der Strand und das Meer. Herrlich! Paul möchte die Suite gar nicht sehen, er will gleich mit Papa da bleiben. Also bekomme ich ganz allein unser Zimmer gezeigt. Es ist eine herrlich großzügige Ocean-Suite mit Meerblick. Ich kann von hier oben nicht nur das Meer, sondern auch den Pool sehen, wo meine Männer schon die ersten Runden schwimmen. Auf dem Balkon offenbart sich auch schon der nächste Knaller: hier gibt es sogar einen eigene Whirlwanne!
Als ich eine halbe Stunde später zu meiner Familie stoße, ist Paul immer noch im Pool und mein Mann liegt auf einem Daybed und hat schon den ersten Drink serviert bekommen. Auf dem Tischchen neben ihm gibt es neben Wasser und Obst im Körbchen auch eine Klingel für den Poolboy – Luxus pur! Ich genieße die Sonne und meine Jungs leihen sich Body-Boards und gehen Wellenreiten. Von meiner Liege aus, kann ich sie in den Wellen entdecken.
Wir erleben einen herrlich entspannten Tag. Abends haben wir schon einen Tisch im Restaurant Moonlight auf der Dachterrasse des Anantara Resorts reserviert. Perfektes Timing: Um 18.30 Uhr als die Sonne langsam im Meer verschwindet haben wir hier einen Logenplatz, denn von hier oben haben wir alles im Blick. Abends ist am Strand viel mehr los als in der Hitze am Tag. Viele Einheimisch scheinen hier noch einen Abendspaziergang zu machen. Wir machen natürlich unzählige Sonnenuntergangsfotos, aber leider geben die Fotos dies herrliche Lichtstimmung nicht annähernd wieder… Wir genießen die leckeren indonesischen Gerichte und Paul ist happy mit seinem Kids-Menue (Chickenwings und Süßkartoffel-Pommes.) Vorab hatte er auch schon Stifte bekommen und malt uns schöne Bilder. Hier sind überhaupt alle so freundlich, ganz besonders zu den Kindern. Ich weiß gar nicht, wie oft Paul heute schon gefragt wurde, wie er heisst und wie alt er ist. Zum Glück reicht sein Englisch für diese zwei Fragen.
Am nächsten Tag ist wieder Chillen am Pool angesagt. Paul und ich haben außerdem einen besonderen Termin: Massage für Mama und Kind. Im Spa angekommen bekommen wir Tee serviert und werden in unsere Massage-Suite geführt. Wir ziehen uns um. Paul findet die schwarze Papierunterhose komisch, aber den Kimono findet er richtig cool: “Der sieht aus wie für einen Karate-Mann!”, sagt Paul und zeigt auf die Massageliegen, den Blütenschmuck und die Fußwannen mit Blütenblättern und sagt: “Mama, das sieht alles so schön aus!”Als wir umgezogen sind, darf Paul einen Gong schlagen, damit die Therapeutinnen wissen, dass wir bereit sind. Wir sitzen neben einander, die Füße im Blütenwasser und bekommen ein Fuß-Peeling samt Massage. Schön! Dann geht es rüber zu den Liegen. Paul ist seine schwarze komische Hose peinlich. Ira, seine Therapeutin lacht mit Paul und deckt ihn mit Laken zu. Die beiden scheinen sich bestens zu verstehen. Dann schließe ich die Augen und genieße… Paul´s Massage dauert zwar nur eine halbe Stunde, aber er scheint so entspannt zu sein, dass er mich zur Abwechslung nicht nach meinem Handy fragt, sondern einfach so da liegt… Unglaublich! “Mama, das war aber eine schöne Maschasche, oder?” flüstert Paul, als ich langsam meine Augen öffne und direkt in seine große Augen neben mir schaue. Samtig weich und von Kopf bis Fuß entspannt geht´s natürlich wieder zum Pool. Und Essen bestellen wir uns einfach per Klingel an der Liege …
Auf den Abend sind wir auch schon ganz gespannt! Wir sind nämlich ausgerechnet zum Nyepi auf Bali, das ist das Neujahrsfest der Balinesen. Am Vorabend finden wohl überall Paraden mit großen, bunten, schaurig-schönen Ogoh-Ogoh-Figuren statt. Die aus Pappmache gestalteten Figuren mit gruseligen Fratzen symbolisieren Dämonen, die es nicht gut mit den Menschen meinen. Es ist eine balinesische Hindu-Zeremonie. Das Übel der Welt soll vertrieben werden. Die vorbereitenden Zeremonien für Nyepi hatten wir am Tag unserer Anreise in Semyniak gesehn. Hindus in weißen Gewändern ziehen mit Opfergaben begleitet von Trommel- und Glockenklang von Tempel zu Tempel durch die Straßen. Heute soll ab 18.00 Uhr die Parade bei uns direkt am Hotel vorbei führen …
Nach Badespaß abwechselnd in Pool und Meer, testen wir am späten Nachmittag mal den Whirlpool auf unserem Balkon. Paul und ich stoßen mit Sprite an und spielen das Steinspiel am Wannenrand. “Das kenne ich noch aus dem Kindergarten, Mama!” Dann machen wir uns fein für den Abend. Der Plan: Parade gucken und anschließend haben wir uns für ein Barbecue im Hotel angemeldet… Wir warten am Hotel, aber die Parade ist nicht in Sicht. Ein einheimischer Angestellter berichtet, dass die Parade in diesem Jahr nicht am Hotel vorbei kommen wird. Wie schade! “Aber wir feiern hier unser Ogoh-Ogoh!” erzählt er uns aufmunternd. Darunter können wir uns nicht wirklich etwas vorstellen. Wir machen eine kleinen Spaziergang am Strand und als wir direkt vor dem Hotel sind, treffen wir einen alten Bekannten: “Schau mal, Mama! Da ist ja der böse blaue Wassergeist!”, ruft Paul. Tatsächlich steht nun der blaue Geselle vom Eingang plötzlich hier am Strand, im Rücken das Meer. Die Kulisse ist beeindruckend: Um den blauen Geist wehen weiße Gebetsfahnen und im Kreis stehen gedeckte Tische. Direkt vor dem Hotel sind ein Buffet und die Grillstationen aufgebaut. Unser Barbecue! Wie toll! Mit den Füßen im Sand sitzen wir, genießen leckeren Fisch, köstlichen Wein und schauen direkt auf “unseren blauen Ogoh-Ogoh” und das Meer! Sooo schön! Mehr geht nicht!
Plötzlich kommte eine Gruppe von Männern mit grau-weiss karierten Sarongs und tanzt begleitend von einem rhytmischen Sing-Sang. Dann erscheint ein Mann mit Affenmake und anmutende Tänzerinnen in traditionellen Gewändern. Eine ganze Geschichte wird hier gespielt… Paul ist ganz gebannt von der fremden Musik und den schaurig-schönen Masken. Das Highlight ist, als der Affe sogar den Arm um ihm legt und mit ihm für ein Foto posiert. Die turbulente Truppe verschwindet wieder. Aber der Zauber ist noch nicht vorbei. Wir haben gar nicht bemerkt, dass nun der Wassergeist ein paar Meter weiter zum Meer getragen wurde. “Der blaue Geist brennt!” ruft Paul aufgeregt. Hotelgäste und weitere Besucher rücken näher zum Ogoh-Ogoh, der inzwischen auf dem Wasser in Flammen aufgeht. Übrig vom Ogoh-Ogoh bleibt nur eine Art Floß mit Mast, das ans Ufer gespült wird. In unwirklicher Kulisse spielen die Kinder am Wasser und finden sogar noch den blauen Arm, der vom blauen Geist übrig geblieben ist… ein richtiges Abenteuer für die Kids! Zu guter Letzt gibt es auch noch ein kleines Feuerwerk… also doch ein bisschen Silvester, wie wir es kennen.
Am nächsten Tag kehrt Ruhe ein – absolute Ruhe: Es ist Silent Day! Das bedeutet 24 Stunden Fasten und Meditieren. Wirklich keiner darf vor das Haus gehen. Diese Ausgangssperre gilt sogar für Touristen. An Nyepi sind die Geldautomaten abgeschaltet und die TV- und Radiosender senden kein Programm, sogar der internationale Flughafen von Denpasar stellt für 24 Stunden den Betrieb ein. Es gilt absolute Ausgangssperre: Wer draußen erwischt wird, dem droht eine saftige Geldstrafe und eventuell sogar der Aufenthalt in einer Gefängniszelle, wie uns erzählt wird.
Wir dürfen zwar nicht an den Strand, aber wir haben das Glück einen der besten Orte für den Silent Day gewählt zu haben. Leckeres Essen und super Service gibt´s im Anantara wie gewohnt. Und sogar ein bißchen mehr.
Weil wir nicht an den Strand dürfen, gibt es auf dem Hotelareal und am Pool heute besondere Angebote. Paul und ich nehmen am „Opferkorb basteln“ teil. Erst schauen wir ein bisschen zu und dann basteln wir selbst aus Palmblättern die kleinen Körbchen für die Opfergaben und füllen sie wie gezeigt mit Blütenblätter. Paul legt unsere Körbchen auf unseren Balkon und wir sagen: „Danke, Gott, für den schönen Urlaub!“ Gegen Abend gibt es eine Yogastunde auf dem Sonnendeck mit Blick aufs Meer. Sogar mein Mann macht mit und muss zugeben, dass Yoga tatsächlich Sport ist. Und zu guter Letzt machen wir noch am Manager-Cocktail-Award mit. Ganz nebenbei gesagt: mein Cocktail hat gewonnen!
Es wird langsam dunkel … und wir gehen auf unser Zimmer.
Am Silent Day darf auch kein Licht angemacht werden, also brennen nur einzelne kleine Teelichter, damit wir auf dem Weg zum Flur unser Zimmer finden. Die Vorhänge wurden schon vom Service zugezogen und wir versuchen nur das nötigste Licht im Bad anzumachen. Mein Mann setzt sich auf die Terrasse und ich ermahne ihn noch mal, die Vorhänge geschlossen zu halten. Das hält er für übertrieben. Während ich mit Paul im Bad bin, klopft es an der Hoteltür! Wir werden ermahnt ganz schnell unsere Vorhänge zu schließen. Am Strand patroulliert tatsächlich die Religionspolizei und sorgt dafür, dass sich alle an die Regeln des stillen Neujahrstages halten. Angeblich kommen in dieser Nacht die ganzen bösen Geister aus dem Meer und sie sollen glauben, dass die Insel unbewohnt ist und wieder verschwinden. “Und wir wollen ja nicht, dass die Balinesen wegen uns ein schlechtes Jahr haben,” erkläre ich Paul.
Begleitet von Taschenlampen werden wir heute ins Moonlight-Restaurant begleitet. Hier herrscht auch Dunkelheit. Nur ein winziges abgedecktes Teelicht glimmt auf unserem Tisch. Zum Lesen der Speisekarte diente eine Leuchtdiode. “Nicht, dass die Bösen uns sehen, oder?” fragt Paul.
Das Essen ist lecker wie immer und über uns erstreckt sich der schönste Sternenhimmel, den wir je gesehen haben… Unglaublich, was es ausmacht, wenn kein einziges Licht stört. Selbst die Nebel der Galaxien sind zu erkennen. „Sind da die Star Wars?“ fragt Paul.
Am nächsten Morgen erwacht Semyniak wieder zum Leben. Wir sitzen beim Frühstück und schauen zum Strand, der sehr belebt ist, weil das erste Bad nach Neujahr Glück bringt. Dann geht alles seinen gewohnten Gang, die Strandbars öffnen, die Vespas hupen, der Nepy-Zauber ist zu Ende …
Wir sind ganz begeistert, dass wir diese balinesische Neujahr miterleben durften und das Anantara Resort war der perfekte Ort dafür!
The best place to stay on Nepy!